Der Stalker
sein Blick auf die junge Frau, die neben dem Mann lag. Er konnte sich noch gut an sie erinnern. Sie war auch eine Zeitlang Rani gewesen, bis Ranis Geist sie verlassen hatte und sie zu einer leeren Hülle geworden war.
Wieso war sie jetzt hier?
So viele Fragen …
Das Nachdenken tat ihm weh. Und der Schmerz machte ihn wütend. Er konnte förmlich fühlen, wie die Wut sich in ihm zusammenballte. Wie die Schlange sich streckte und Gift spie. Und wenn er richtig wütend wurde, wenn die Schlange erst einmal entfesselt war, dann musste sie heraus …
Nein, noch nicht. Er würde warten. Geduld haben. Beobachten, was noch alles passierte.
Und dann, dann würde er etwas unternehmen …
103 Phil sah zu Suzanne, die reglos dalag, dann wieder zu Fiona Welch. Er hatte keine Ahnung, wie die Sache ausgehen würde. Er konnte nur hoffen, dass seine Kollegen bald kamen.
Andernfalls …
Er schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf Fiona. Sorg dafür, dass sie weiterredet . Lenk sie ab.
»Wie haben Sie es geschafft, als Profilerin bei unserem Fall engagiert zu werden? Wie haben Sie das angestellt?«
Da war es wieder, ihr größenwahnsinniges Lächeln. »Ach, das war ein Klacks. Ben Fenwick lässt sich ja so leicht beeindrucken.«
»Womit?«
»Referenzen. Er hatte gar keinen Schimmer, wonach er fragen musste. Also habe ich ihn einfach, sagen wir: in die entsprechende Richtung gelenkt, als er anrief. Er wusste nur, dass er einen Profiler brauchte. Ich hatte ja schon damit gerechnet, dass es eine Ermittlung geben würde, also musste ich lediglich dafür sorgen, dass ich zur rechten Zeit am rechten Ort war. Dass er gewissermaßen gar keinen anderen aussuchen konnte als mich.«
»Und dazu haben Sie ihm das Blaue vom Himmel heruntergelogen.«
»Natürlich.« Sie lachte. »Trotzdem bin ich eine wesentlich bessere Profilerin, als Sie dachten, ich habe ihn nämlich von Anfang an durchschaut. Und ihn manipuliert. Wie gesagt, ein Klacks.« Sie kam wieder näher. »Und eine bessere Psychologin bin ich auch. Weil ich Sie alle durchschaut habe. Sie alle hinters Licht geführt habe. Genial, aber es war gar nicht so schwer. Sie waren ja alle so dumm. Ich konnte mich einfach in die Ermittlungen drängen und alles von innen heraus steuern. Ich war – ich wollte gerade sagen, ich war Ihnen allen einen Schritt voraus, aber seien wir ehrlich: Es war nicht nur ein Schritt, es war eine ganze Straßenlänge. Ich hätte Sie noch monatelang weiter an der Nase herumführen können.«
»Wenn ich Sie nicht an die Luft gesetzt hätte. So dumm kann ich also wohl nicht gewesen sein.«
Zorn blitzte in ihren Augen auf, ihre Hände wurden wieder zu Krallen und näherten sich Phils Gesicht. Im letzten Moment riss sie sich zusammen und zwang sich zu einem Lächeln. Sie nickte anerkennend wie über einen Witz, den nur sie gehört, oder eine Entscheidung, die sie soeben getroffen hatte. Eine, deren Ausgang sie genießen würde.
Erneut sah Phil kurz zu Suzanne Perry hinüber. »Warum sie, Fiona? Warum ausgerechnet Suzanne?«
Fiona Welch zuckte die Achseln. »Warum ausgerechnet die anderen?«
»Ich weiß es nicht. Julie Miller, Adele Harrison – was macht sie so besonders? Sagen Sie es mir.«
Sie schaute nach rechts unten. »Nichts. Sie waren gerade da, das ist alles.«
Lügnerin, dachte er. »Mit Mark hatte es nichts zu tun?«
Sie zuckte kurz, als hätte er ihren schwachen Punkt getroffen.
»Nein. Überhaupt nichts.«
»Nein?« Er musste weiter Druck machen, das Schwert tiefer in die Wunde stoßen. »Sind Sie sich da ganz sicher? Dass alle drei seine Exfreundinnen waren, ist nichts weiter als ein Zufall?«
»Halten Sie den Mund!« Sie schlug ihm ins Gesicht. »Sie haben keine Ahnung, wovon Sie reden!«
Doch Phil dachte nicht daran, den Mund zu halten. Er ignorierte die Schmerzen im Gesicht und fuhr fort. »Was ist los, Fiona? Hatten Sie Angst vor der Konkurrenz? Ist es das?«
»Halten Sie das Maul!«, schrie sie ihn an.
»Waren Sie eifersüchtig auf Marks Exfreundinnen? Das sieht einem Übermenschen wie Ihnen doch gar nicht ähnlich. Eifersüchtig zu sein auf eine Kellnerin?«
»Maul halten!« Wieder schlug sie ihn mit aller Kraft.
Phil hatte sich rasch davon erholt und sah ihr unerschrocken ins Gesicht. Er entdeckte etwas darin, das er bislang nicht gesehen hatte. Angst. Unsicherheit. Na bitte. Er hatte ihn gefunden. Ihren wunden Punkt.
Er trieb das Schwert noch ein wenig tiefer.
»Das ist der wahre Grund, weshalb
Weitere Kostenlose Bücher