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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Schreibtisch benötigte, sinnvoll zu nutzen. Zuerst rief er Nick Lines an, um nachzufragen, ob die Autopsieergebnisse schon vorlägen. Dafür sei es noch zu früh, bekam er zur Antwort. DC Wren werde den vollständigen Bericht am nächsten Morgen vorlegen. Der DNA -Test war auch noch nicht fertig, eine endgültige Identifizierung ließ also weiter auf sich warten. Trotzdem war Phil sich so gut wie sicher, dass es sich bei der Toten um Julie Miller handelte. Es sei denn, es gab noch eine weitere vermisste Frau, von der sie nichts wussten. Phil legte ohne Abschiedsgruß auf. Er musste nachdenken.
    Sein Handy klingelte, noch bevor er es in seine Tasche zurückgesteckt hatte.
    »Boss? Mickey hier.«
    Phil hörte seiner Stimme an, dass es wichtig sein musste. »Was gibt’s denn?«
    »Jemand hat einen Lieferwagen gesehen.« Phil hörte Geraschel am anderen Ende. Mickey, der in seinem Notizbuch blätterte. »Heute Morgen ganz früh. Schwarz, kleineres Modell. Kein Transit, meint der Zeuge, sondern ein Viertürer. Ist so gegen fünf Uhr früh am Kai langgefahren.«
    »Woher haben Sie das?«
    »Von dem Typen im Imbisswagen. Der macht früh auf.«
    Auf einmal war Phil ganz aufgeregt. »Kennzeichen?«
    »Sorry, darauf hat er nicht geachtet. Konnte ja auch nicht wissen, dass es wichtig ist. Hat sich überhaupt erst wieder daran erinnert, als er uns alle unten am Fluss gesehen hat, sagt er.«
    »Wieso ist ihm der Wagen aufgefallen?«
    »Weil er so schnell fuhr. Muss um die Ecke gerast sein wie Jenson Button.«
    »Kann er den Fahrer beschreiben?«
    »Er meint, es wären zwei gewesen. Mehr weiß er nicht. Der Wagen kam den Kai entlang und ist dann nach links abgebogen und weggefahren.«
    »Danke, Mickey. Das ist unsere erste heiße Spur. Endlich haben wir einen Ansatzpunkt.«
    Er beendete das Gespräch, nachdem er Mickey gesagt hatte, dass es für heute nicht mehr viel zu tun gebe, er sich aber am nächsten Morgen sofort daranmachen sollte, das verdächtige Fahrzeug zu suchen.
    Er dachte an Marina und an seine Tochter. Fühlte ein Ziehen ganz tief im Innern.
    Er wollte nach Hause. Er musste nach Hause .
    Aber vorher hatte er noch etwas zu erledigen.
    24 Marina ließ sich in den Sessel sinken, nahm einen Schluck aus dem Glas mit kalifornischem Shiraz, das neben ihr stand, und schloss seufzend die Augen.
    Josephina war ohne Probleme eingeschlafen. Sie hatte im Schlafsack ihr Abendfläschchen bekommen und bereits während des Trinkens die Äuglein zugeklappt. Jetzt lag sie in ihrer Wiege neben dem Elternbett auf dem Rücken, die Fingerchen gekrümmt wie winzige Raupen.
    Marina hatte das Babyfon eingeschaltet, war auf Zehenspitzen nach unten geschlichen und hatte es sich im Wohnzimmer mit einem Buch und einem Glas Wein gemütlich gemacht. Sie versuchte, den Tag loszulassen und sich zu entspannen, während der Frontmann von Midlake im Hintergrund leise davon sang, wie schön es war, nach Hause zu kommen.
    Nach Hause.
    Das Haus, das sie mit Phil zusammen gekauft hatte. Es gehörte zu einer neuen Siedlung direkt am Wasser im Westen von Wivenhoe. Der Ort Wivenhoe war ein beschauliches Fischerdorf voller malerischer alter Häuser, kleiner Läden, guter Pubs und interessanter Bewohner. Die Universität, an der Marina bis vor einiger Zeit gelehrt hatte, war ganz in der Nähe, daher herrschte im Ort eine lockere, entspannte Atmosphäre. Linksliberale in Cordsakkos. Wivenhoe war alternativ angehaucht, wenngleich manchmal ein wenig pseudokünstlerisch. Früher hatte Marina sich hier sehr wohl gefühlt.
    Aber jetzt nicht mehr.
    Ihr neues Haus lag entgegengesetzt zu dem Cottage, in dem sie früher gewohnt hatte, am anderen Ortsrand. Die Siedlung war so angelegt, dass sie sich harmonisch in die gewachsene Uferlandschaft einfügte, und bestand aus einer Gruppe schlanker Backsteinhäuser in historischem, ansatzweise maritimem Stil, die um das Schleusentor zum Fluss Colne herum gebaut waren. Es war ein Kompromiss gewesen. Phil, das wusste sie, fühlte sich in einer derart altertümlichen Umgebung vielleicht nicht wohl, aber auf keinen Fall hätte Marina in ihrem alten Cottage wohnen bleiben können.
    Ihr erster Impuls war gewesen, so weit wegzuziehen, wie es nur ging, damit sie nicht ständig an die schrecklichen Dinge erinnert wurde, die in ihrem alten Haus passiert waren. Die Alpträume kamen mittlerweile zwar in größeren Abständen, waren aber immer noch schlimm genug. Phil, der wusste, was sie durchmachte, und vollstes Verständnis für ihre

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