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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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ihrem übrigen Leben zu trennen. Ben hatte etwas, das Tim nicht hatte. Sie konnte nicht genau sagen, was es war, aber es machte ihr Spaß, danach zu forschen. Trotzdem war ihre Liebelei nichts Ernstes, zumindest nicht von ihrer Seite aus. Sie wollte Tim nicht verlassen, und sie wollte auch gewiss nicht, dass Ben seine Familie verließ. Es ging nur um ein bisschen Spaß. Heimlichen, schmutzigen, schweißtreibenden Spaß. Na ja, vielleicht hatte sie dabei auch ein klein wenig ihre Karriere im Sinn. Ben war DCI , also zwei Ränge über ihr. Es war immer von Vorteil, jemanden zu haben, der oben ein gutes Wort für sie einlegen und ihr beim Fortkommen behilflich sein konnte. Sich mit jemandem einzulassen, der einen niedrigeren Rang hatte als sie, wäre ihr nicht im Traum eingefallen.
    Aber jetzt hatte Phil Brennan Wind davon bekommen. Ihr unmittelbarer Vorgesetzter, der aus irgendeinem Grund eine Abneigung gegen sie entwickelt zu haben schien. Das war gar nicht gut. Er hatte etwas gegen sie in der Hand, und das machte ihn zu einer Bedrohung. Falls ihre Affäre aufflog, konnte es vorbei sein mit ihrem Vorankommen. Das wollte sie auf keinen Fall riskieren. Sie musste auf der Hut sein. Gegenmaßnahmen ergreifen, vielleicht sogar irgendwelchen Schmutz über ihn ausgraben, falls es welchen gab. Oder Ben auf ihn ansetzen.
    Aber darum würde sie sich später kümmern. Vorerst schob sie die Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf die vor ihr liegende Aufgabe. Sie wartete, bis das Signal der sich schließenden Schranke verklungen und der Zug vorbeigedonnert war, dann klopfte sie.
    Keine Reaktion. Sie klopfte ein zweites Mal.
    Irgendwann hörte sie, wie jemand an die Tür kam. Ein junger Mann öffnete, groß, mit dunklen, fettigen und zerzausten Haaren. Er trug ein T-Shirt mit einem Logo, das Rose nicht kannte, Jeans und eine Brille. Die Augen hinter den Brillengläsern waren gerötet, als hätte er zu lange vor dem Bildschirm gesessen. Er blinzelte ein paarmal, sagte aber nichts. Offenbar wurde zum Sprechen ein anderes Hirnareal benötigt als das, das er bis dahin in Gebrauch gehabt hatte.
    »Mark Turner?«
    Er nickte.
    Sie hielt ihm ihren Ausweis hin. »Detective Sergeant Martin. Darf ich reinkommen?«
    Turner blinzelte erneut. Dann wurden seine Augen schmaler, als begriffe er, dass das Leben draußen ihn eingeholt hatte. »Was?«
    Sie bemühte sich um ein Lächeln. Ganz professionell, er sollte nichts von ihrer schlechten Laune mitbekommen. »Ich muss nur kurz mit Ihnen sprechen. Vielleicht ist es besser, wenn wir das drinnen erledigen.« Sie zeigte an ihm vorbei ins Haus. »Darf ich?«
    Wieder ein Blinzeln, dann trat Turner beiseite und ließ sie ein.
    Sie gingen ins Wohnzimmer.
    Die Vorhänge waren zugezogen, so dass das Innere des Hauses fast vollständig im Dunkeln lag. Es kam ihr seltsam vor, ein krasser Gegensatz zum hellen Sonnenschein draußen. Staub tanzte im Licht, das durch die Ritzen zwischen den Vorhängen fiel. Sie konnte die Umrisse klobiger Möbel erkennen, die zum Teil mit Laken und Tüchern abgedeckt waren. Das Zimmer war kalt und erschien Rose unwirklich, wie abgeschnitten von der Welt, fast wie bei Charles Dickens. Beinahe rechnete sie damit, Miss Haversham in irgendeiner Ecke sitzen zu sehen.
    »Sorry«, sagte Turner. »Ich hab … oben gearbeitet. An meiner Diss.« Er schaute sich um, als sähe er das Zimmer mit ihren Augen. Dann fiel ihm wieder ein, wer sie war. »Weswegen sind Sie hier, wenn ich fragen darf?«
    »Könnten wir uns vielleicht irgendwo hinsetzen?«
    Turner fand den Lichtschalter, und die drei noch intakten Glühbirnen eines alten Kronleuchters glommen auf. Erst jetzt sah Rose, wie winzig das Haus war. Wohn- und Esszimmer waren ein einziger Raum. In der Mitte führte eine Treppe nach oben, hinten lag die Küche. Zu beiden Seiten eines gasbetriebenen Backsteinkamins befanden sich vollgestopfte Bücherregale. Unter dem Fenster stand auf einer Konsole ein Fernseher mit DVD -Rekorder, daneben ein CD -Player. Eine typische Studentenbude – bis auf eine Sache: In der Mitte einer Wand wuchs ein Baum. Der Stamm stand direkt an der Wand, die Äste ragten entlang der Decke in den Raum hinein und trennten das Zimmer in zwei Bereiche.
    »Originell«, meinte Rose. »Lebt der noch?«
    Turner betrachtete den Baum und runzelte die Stirn, als fiele er ihm zum ersten Mal auf. »Was? Ach so. Der war schon hier, als ich eingezogen bin. Tot. Ich glaub, der ist nur zur Dekoration.«
    »Aha.« Sie setzte

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