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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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sich in einen zugedeckten Sessel und nahm ihr Notizbuch und den Stift heraus.
    Turner setzte sich aufs Sofa. »Also … worum geht es denn jetzt?«
    »Sie waren früher mit –«, sie warf einen Blick in ihr Notizbuch, »Suzanne Perry bekannt, korrekt?«
    Argwohn glomm in seinen Augen auf, als könne er mit jeder Antwort in eine Falle tappen. »Ja …«
    »Sie waren ein Paar?«
    »Ja. Warum?«
    Wieder ein rascher Blick auf die Notizen. Konzentrier dich. Komm in Fahrt, hol dir die Antworten, die du haben willst, und dann ab nach Hause. »Sie wurde gestern Nacht in ihrer Wohnung überfallen.«
    Turner fuhr zurück, wie von einem plötzlichen Windstoß getroffen. »Was? Sie –«
    »Wurde überfallen.« Rose senkte die Stimme, ihr Tonfall war nun ruhig und verbindlich. »Das heißt natürlich, dass wir mit allen reden, die sie gekannt haben und die vielleicht über einen Schlüssel zu ihrer Wohnung verfügen.«
    »Also, ich …« Turners Augen wurden groß. »Sie denken, ich – Sie meinen, ich hätte …«
    Dreimal »ich« in einem Atemzug, dachte Rose. Auf den ersten Blick wirkte Turner ziemlich unscheinbar, aber das war ein deutlicher Hinweis darauf, dass er über ein ausgeprägtes Ego verfügte. »Verlief die Trennung harmonisch?«
    Er zuckte die Achseln. »Gibt es so was überhaupt – harmonische Trennungen?«
    »Sie wollten nichts mehr von ihr wissen?«
    Er wurde ein bisschen lauter. »Ja. Nein. Wollte ich nicht. Ich hatte genug von ihr.«
    »Aber den Schlüssel zu ihrer Wohnung, den haben Sie behalten.«
    Wieder riss er die Augen auf. »Was?«
    »Den Schlüssel. Zu Suzannes Wohnung. Den haben Sie noch.«
    Turner schwieg.
    »Gibt es dafür einen bestimmten Grund?«
    »Ich …« Sein Blick schoss durch den ganzen Raum, als suche er nach etwas oder jemandem, der für ihn hätte antworten können. Da er nichts fand, musste er wohl oder übel selbst antworten. »Keine Ahnung.«
    »Sie haben nicht zum Beispiel noch Sachen bei ihr gelassen, die Sie später abholen wollten?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie noch Kontakt zu Suzanne?«
    »Nein.«
    Rose blickte in ihr Notizbuch und überflog etwas, das sie gerade geschrieben hatte. »Sie hatten genug von ihr.« Sie sah zu Turner hin. Er saß ganz vorn auf der Sofakante, als wolle er jeden Moment die Flucht ergreifen. »Wie genau ist das zu verstehen?«
    Er fuhr sich durch die fettigen Haare. Spielte auf Zeit, indem er so tat, als denke er nach. »Ich hatte einfach …« Er stieß die Luft aus, und sein ganzer Körper sackte dabei in sich zusammen. »Sie war ziemlich schwierig.«
    »Inwiefern?«
    »Sie … man konnte ihr nicht trauen.«
    Rose lehnte sich vor. Ihr Interesse war geweckt. »Sie meinen, was andere Männer anging?«
    »Nein, das nicht, nur – also, sie hat mir immer irgendwelche Sachen erzählt. Über Filme oder Theaterstücke, die sie gesehen hatte. Mit wem sie da gewesen war. Leute, die sie getroffen hatte. Und dann, wenn wir mal alle zusammen unterwegs waren, mit den anderen aus ihren Seminaren, dann wussten die plötzlich von nichts.«
    Rose machte sich schweigend Notizen und ermunterte ihn fortzufahren.
    »Manchmal waren wir mit Freunden verabredet, und sie hat mir dann vorher ganz genau erklärt, was ich angeblich gemacht hatte. Für den Fall, dass mich jemand fragt.«
    »Was glauben Sie, warum hat sie das getan?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Um sich beliebt zu machen? Ich glaub, sie dachte, die anderen mögen sie nicht. Vielleicht hatte sie das Gefühl, sie müsste irgendwas Besonderes tun, um Aufmerksamkeit zu erregen. Um sich von den anderen abzuheben.«
    Rose schrieb eifrig.
    Er seufzte, und genau im selben Moment hörte Rose das Knarren von Dielen über ihren Köpfen. Er blickte rasch zur Decke. Rose ebenso.
    »Ist sonst noch jemand hier?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte er hastig, und seine Augen huschten nach unten rechts.
    Er lügt, dachte Rose.
    28 Phil öffnete die Tür leise und behutsam, als käme er an einen Tatort, wo er auf keinen Fall etwas durcheinanderbringen wollte.
    Im Haus war es dunkel bis auf eine Tischlampe, deren verspiegelter Mosaikfuß ein Spinnennetz aus Licht verbreitete. Daneben standen ein leeres Weinglas und eine Flasche, ein Taschenbuch lag aufgeschlagen und mit dem Umschlag nach oben da wie ein Vogel, der nicht fliegen wollte oder konnte.
    Marina muss hier gesessen haben. Immer im Dienst, dachte er, dann schalt er sich für diesen Gedanken. Lass gut sein. Du bist zu Hause.
    Er lauschte.

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