Der Stalker
Arm?
»Um uns abzusichern, Sir. Nach allen Seiten. Schon vergessen?«
Fenwick, der ausnahmsweise in Phils Worten keine versteckte Bedrohung erkennen konnte, nickte. Dann sah er auf die Uhr. »Nun, ich muss jetzt los. Wir fangen früh an morgen, Briefing um halb neun. Vorerst keine Überstunden, aber warten wir ab, ob die da oben den Fall hochstufen.«
Bestimmt – sobald es einen zweiten Mord gibt, dachte Phil, sprach es aber nicht laut aus.
»Ach, übrigens«, meinte Fenwick noch mit einem kleinen Funkeln in den Augen. »Was halten Sie von Ihrem neuen Team? Läuft alles reibungslos?«
Phils Miene blieb neutral. »Bis jetzt ja. Wir werden sehen.«
» DS Martin kommt mit besten Empfehlungen zu uns.«
»Darüber wissen Sie sicher mehr als ich, Sir.«
Prompt wurde Fenwick rot. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es war zu spät.
Phil war bereits gegangen.
27 Rose Martin kochte.
Es war schlimm genug, dass Phil Brennan ihr noch Arbeit aufhalste, nachdem alle anderen schon nach Hause gegangen waren. Aber dass sie jetzt auch noch über eine Viertelstunde lang in der Greenstead Road einen Parkplatz hatte suchen müssen – das war endgültig zu viel.
Natürlich hätte sie den Wagen auch einfach auf einem der Anwohnerparkplätze abstellen können. Falls jemand Ärger machte, konnte sie immer noch ihren Ausweis zücken und behaupten, sie sei in einer dringenden Polizeiangelegenheit unterwegs. Theoretisch ein guter Plan, aber was nützte er, wenn weit und breit kein freier Platz in Sicht war?
Irgendwann wurde sie doch noch fündig – ganz am anderen Ende der Straße. Sie warf einen flüchtigen Blick in die Akte, um sich mit dem Fall vertraut zu machen, und marschierte, immer noch wütend, los.
Die Häuser in der Greenstead Road waren kleine rote Backsteinreihenhäuser mit winzigen Vorgärten, die zubetoniert waren, um mehr Autostellplätze zu schaffen. Das einzige Grün weit und breit war das Unkraut, das sich aus Ritzen schob. Die meisten Häuser sahen mit ihren heruntergekommenen Fassaden aus, als seien sie vermietet. Die anderen schienen entweder Leuten zu gehören, die gerade ihr erstes Haus gekauft hatten, oder solchen, die in Sachen Eigentum nicht weitergekommen waren.
Rose steuerte auf das vorletzte Haus zu, das neben einem China-Imbiss und einem Flecken Brachland lag. Es war immer noch warm draußen, und sie zupfte sich den Stoff ihres Oberteils vom schweißfeuchten Körper, während sie die Adresse überprüfte. Die Fassade war verputzt und in einem hellen Grün gestrichen worden, das allerdings durch die Luftverschmutzung nachgedunkelt war. Von den Rahmen der weißen Kassettenfenster blätterte die Farbe, und die Scheiben waren schmutzig. Die Haustür, die durch den abplatzenden Lack dunkelfleckig war, führte direkt auf den Gehsteig.
Sie wollte gerade anklopfen, als etwas ertönte, das sich wie eine Autoalarmanlage auf voller Lautstärke anhörte. Das Signal am Bahnübergang am Ende der Straße. Direkt hinter den Häusern verlief die Bahnstrecke nach London.
Wundervoll, dachte Rose. Und wünschte sich weit weg.
Rose Martin war ehrgeizig, daraus hatte sie nie einen Hehl gemacht. Sie war seit zwei Jahren mit einem Anwalt verheiratet, mit dem sie in einem geräumigen edwardianischen Haus in Old Heath wohnte. Sie führten ein angenehmes Leben. Keine Kinder, da war sie eisern geblieben – wenigstens nicht, bis sie sämtliche Karriereoptionen ausgereizt hatte.
Ihr Mann, Tim, war ein netter Kerl. Verlässlich, ehrlich, ruhig. Wortkarg, hätte man auch sagen können. Allesamt Eigenschaften, die sie an Männern schätzte. Und ja, sie liebte ihn, selbstverständlich tat sie das. Aber das hatte sie nicht davon abgehalten, sich auf eine Affäre mit Ben Fenwick einzulassen.
Angefangen hatte alles mit ein paar Drinks nach der Arbeit – die klassische Geschichte. Sie waren mit der ganzen Abteilung unterwegs gewesen und im Lauf des Abends miteinander ins Gespräch gekommen. Sie hatten ein gewisses Knistern gespürt und sich schließlich zu zweit verabredet. Von da an hatte es nicht mehr lange gedauert, bis sie ihren Ehepartnern erzählten, sie müssten länger arbeiten, und in Hotelzimmern ihre sexuellen Neigungen auf eine Art und Weise auslebten, die Rose als unerwartet animalisch, aber äußerst läuternd empfand.
Sie hatte sich nie viele Gedanken über die Sache gemacht, sie beide hatten bloß einer gegenseitigen Anziehung nachgegeben. Dementsprechend leicht fiel es ihr, die Affäre von
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