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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Sie … sind Sie auch in einer Kiste? Eingesperrt … sind Sie … was ist überhaupt hier los? Wer sind Sie?«
    »Es ist besser, wenn wir nicht reden. Das mögen sie nicht so gern.«
    »Wir? Sind hier noch mehr außer Ihnen und mir?«
    Schweigen. Ein Seufzer. »Jetzt nicht mehr.«
    »Was ist passiert?«
    »Keine Ahnung. Sie war weg, und dann bist du gekommen.«
    »Wieso? Was hat das denn alles zu bedeuten? Wieso bin ich hier?«
    Wieder Schweigen. »Ich hab zuerst auch geheult. Genau wie du. Und die ganzen Fragen. Irgendwann gewöhnt man sich dran.«
    »Man gewöhnt sich dran? Wie lange sind Sie denn schon hier?«
    »Keine Ahnung.« Die Stimme wurde leiser. »Ich versuche, nicht daran zu denken.«
    Angst machte sich in Suzanne breit. »Aber wir kommen doch hier wieder raus, oder? Irgendwann müssen sie uns doch rauslassen.«
    »Müssen sie das?« Wieder Schweigen. Suzanne dachte schon, dass die Person verschwunden war. »Das hat die andere auch gedacht.«
    »Die andere – die, die vor mir hier war?«
    »Ja.«
    »Und was ist mit der passiert? Haben sie sie freigelassen?«
    Suzanne hörte ein bitteres Lachen. Mit einer Spur Hysterie. »So kann man es nennen.«
    »Das ist doch gut …«
    »Ich hab sie schreien hören. Ich hab gehört, was sie mit ihr gemacht haben …« Die Stimme brach ab. Suzanne hörte leises Schluchzen, dann war alles still.
    »Hallo?«
    Suzanne hatte das Gefühl, als würde sie ihre Worte in einen tiefen schwarzen Abgrund werfen.
    »Ich will jetzt nicht mehr reden.«
    Schweigen senkte sich über sie.
    Suzanne versuchte krampfhaft, nicht zu weinen.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie, wie es war, keinen Funken Hoffnung mehr zu haben.
    38 »Ach du meine Güte …«
    Hazel Mills, die Frau, die Anni gegenübersaß, hatte vor Entsetzen die Hand vor den Mund geschlagen. Die Geste hätte übertrieben, fast lächerlich gewirkt, wäre die Frau nicht wirklich tief erschüttert gewesen.
    Sprachlos vor Schreck, dachte Anni und fühlte sich gleich darauf mies, weil ihr etwas derart Geschmackloses in den Sinn gekommen war.
    Sie befand sich im Gainsborough-Flügel des Colchester General Hospital, genauer gesagt im Büro der Leiterin des Logopädiezentrums. Die Einrichtung hier war genauso anonym und nichtssagend wie im Rest des Krankenhauses, allerdings waren Bemühungen erkennbar, die Umgebung etwas freundlicher zu gestalten. Im Vorbeigehen hatte Anni in den Behandlungsräumen pastellfarbene Stühle und Tische gesehen. Es gab Kisten voller Spielzeug, die, wenn sie gerade nicht in Gebrauch waren, übereinandergestapelt in den Ecken standen. An den Wänden hingen Schautafeln mit phonetischen Zeichen und Buchstaben in großer, farbiger Schrift, dazwischen Motivationsposter.
    Hazel Mills’ Büro sah ganz ähnlich aus: geräumig, hell und bunt. Trotzdem war es im Augenblick mit der freundlichen Atmosphäre nicht weit her, denn Anni hatte der Leiterin des Zentrums eben von Suzanne Perry und Zoe Herriot berichtet.
    Bevor sie vom Tatort ins Krankenhaus gefahren war, hatte Anni noch kurz mit Rose Martin gesprochen, um in Erfahrung zu bringen, ob Mark Turner vielleicht irgendetwas gesagt hatte, das Licht in den Fall bringen konnte. Damit sie zumindest einen Ansatzpunkt hatten.
    Rose war ziemlich schmallippig gewesen.
    »Ich glaube nicht, dass er was damit zu tun hat«, sagte sie gleich als Erstes.
    Anni fand ihre abwehrende Haltung irritierend. »Das war ja auch gar nicht meine Frage. Hören Sie, es tut mir leid, dass Phil Sie dazu verdonnert hat. Ich weiß, das wäre eigentlich meine Aufgabe gewesen.«
    Rose erwiderte nichts, sondern sah Anni einfach nur ungeduldig an, als könne sie es gar nicht abwarten, dass diese endlich aufhörte zu reden. Darüber hinaus ließ sie keine Regung erkennen.
    »Das war nicht meine Entscheidung. Phil ist der Boss.« Anni seufzte. »Also, wenn das ein Trost ist, ich bin vor kurzem auch mit ihm aneinandergeraten. Aber so richtig.«
    Ein Lichtlein glomm in Roses Augen auf.
    Anni hatte das Gefühl, dass das Eis kurz davor war zu brechen. Sie lächelte. »Er kann ziemlich schwierig sein.« Phil war der beste Boss, den Anni je gehabt hatte, aber wenn sie Rose Martin nicht anders auf ihre Seite ziehen konnte, dann würde sie ihr eben sagen, was sie hören wollte.
    Und siehe da: Es wirkte. Rose taute tatsächlich auf. »Wir hatten gestern eine kleine … Meinungsverschiedenheit.«
    »Gleich am ersten Tag?« Anni lachte. »Hut ab. Ich habe immerhin noch eine Woche gewartet.«
    Nun

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