Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
Vom Netzwerk:
Ermittlungsschritten verstrichen war, waren alle etwaigen forensischen Spuren verlorengegangen.
    Adele hatte keinen festen Freund. Sie habe viel gelernt und für so was keine Zeit gehabt, sagte Paula.
    Danach sah sich Phil noch in Adeles Zimmer um, fand aber nichts Aufschlussreiches. Farrell war bereits hier gewesen, und es war nicht zu übersehen, dass Paula seitdem aufgeräumt hatte.
    Er kam die Treppe wieder herunter, um sich zu verabschieden. Im Vorbeigehen betrachtete er noch einmal die Familienfotos. Eins war darunter, auf dem Paula zusammen mit ihren Kindern abgebildet war. Es war bei einem Grillfest aufgenommen worden, der junge Mann, Wayne, trug eine Schürze und hielt ein aufgespießtes Würstchen hoch. Adele stand neben ihm und hatte eine Flasche mit grellfarbigem Alkopop in der Hand. Beide lächelten in die Kamera, als würde das Leben für sie ewig so weitergehen, so glücklich und unbeschwert wie in diesem Moment.
    »Das ist sie«, sagte Paula. »Mit Wayne. Kurz bevor er nach Afghanistan musste. Bevor …« Sie schluckte.
    Adele hatte auf dem Foto lange dunkle Haare, genau wie Julie Miller. Wie Suzanne Perry. Wie die nicht identifizierte Leiche auf dem Feuerschiff.
    »Wir kriegen es immer am härtesten ab«, sagte Paula bitter. »Die kleinen Leute von hier. Die Reichen in ihren schicken Häusern, die trifft es nie.«
    Phil dachte an die Leiche, die sie am Morgen gefunden hatten, und an seinen Besuch bei Julie Millers Eltern.
    »Das stimmt nicht«, antwortete er. »Manchmal trifft es alle gleich. Trauer ist Trauer, egal für wen.«
    Dann ging er.
    46 Mickey Philips langweilte sich. Bestimmt gab es Leute, denen es Spaß machte, Listen am Bildschirm durchzugehen und Ausdrucke mit endlosen Zahlen- und Datenkolonnen abzuarbeiten. Er gehörte nicht dazu.
    Manchmal schaute er sich Spooks – Im Visier des MI5 oder CSI im Fernsehen an, und die Ermittler dort machten genau dasselbe wie er – nur auf superschnellen Rechnern und in raffiniert beleuchteten Büros. Außerdem dauerte es immer nur ein paar Sekunden, bis sie einen Treffer hatten, dann zogen sie schon wieder los, fuchtelten mit der Waffe herum und nahmen unter großem Getöse den Bösewicht fest, noch bevor die Dreiviertelstunde um war.
    Warum konnte das wirkliche Leben nicht so sein?
    Aber nein, er musste im Einsatzraum am Computer sitzen. Er hatte einen Becher mit einer braunen Flüssigkeit neben sich, die vorgab, Kaffee zu sein, einen Kugelschreiber zwischen den Zähnen und verglich die Daten von der Liste auf seinem Monitor mit denen auf dem dazugehörigen Ausdruck.
    Der Einsatzraum befand sich in der Bar des Reviers. Anfangs hatte Mickey sich darüber gewundert, aber Phil hatte ihm erklärt, dass das bei großen Fällen immer so gehandhabt würde. Tische wurden zu Schreibtischen umfunktioniert, Sessel, Barhocker und Bänke zu Bürostühlen. Auf dem mit Spanplatten abgedeckten Pooltisch stapelten sich die Aktenberge. Vor dem Gitter der Theke war ein Whiteboard aufgestellt worden, an dem, verbunden durch ein Spinnennetz aus Linien und eingekreisten Namen, die Fotos der zwei Mordopfer und der zwei Vermissten hingen. Eine ständige Erinnerung daran, wonach sie suchten. Was auf dem Spiel stand.
    Offensichtlicher geht’s ja wohl nicht, dachte Mickey. Fehlt nur noch, dass jemand eine tickende Uhr danebenstellt.
    Er seufzte, probierte einen Schluck von der braunen Brühe in seinem Becher, schnitt eine Grimasse und beugte sich wieder über seine Listen. Das war definitiv einer der Aspekte seines Jobs, die er am wenigsten mochte. Er wusste, dass er diese Abneigung mit vielen seiner Kollegen teilte, aber beim Rauschgiftdezernat waren solche Arbeiten eher selten angefallen.
    Vielleicht hätte es ihm ganz gutgetan. Dann wäre er womöglich anständig geblieben.
    Zumindest ein bisschen.
    Den Großteil des Vormittags hatte er damit verbracht, Fotos verschiedener Lieferwagen, Vans und SUV s auszudrucken, mit denen er dann noch mal zu dem Mann vom Imbisswagen rausgefahren war. Der hatte sich angesichts des Wiedersehens nicht gerade ein Loch in den Bauch gefreut, denn nachdem Mickey sich am Vortag verabschiedet hatte, war er von einem Uniformierten ein zweites Mal befragt worden. Man hatte sein Alibi überprüft und seinen kompletten Hintergrund durchleuchtet, und all das hatte erwartungsgemäß nicht dazu beigetragen, seine Laune – oder seine Meinung von der Polizei – zu verbessern.
    Aber Mickey hatte sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen und den

Weitere Kostenlose Bücher