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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Fall«.
    »Einen Versuch ist es doch wert.«
    Lachen. »Das hat die andere auch gesagt. Und schau dir an, was ihr passiert ist.«
    »Aber irgendwas müssen wir doch machen!«
    »Genau das hat sie auch gesagt.« Es war eine Weile ruhig. Suzanne fürchtete schon, ihre Mitgefangene hätte sich wieder aus dem Gespräch zurückgezogen, aber als sie schließlich erneut zu reden anfing, machte das Zittern in ihrer Stimme deutlich, dass sie einfach nur einen Moment gebraucht hatte, um sich zu fassen. »Ja. Genau das. Genau das hat sie gesagt. Willst du, dass sie mit dir das Gleiche machen?«
    Suzanne antwortete nicht. Sie ertrug das alles nicht länger.
    Schweigen senkte sich über sie.
    Auch das war unerträglich. Sie konnte nicht einfach still in der Dunkelheit liegen. Sie musste sprechen und die andere Frau dazu bringen, ihr zu antworten. Ob sie nun wollte oder nicht.
    »Bitte«, sagte sie. »Red mit mir. Ich halte das … ich meine, wenn wir schon beide hier sind, können wir uns doch auch unterhalten. Bitte.« Das letzte Wort schien endlos von den Wänden ihrer Kiste widerzuhallen.
    Schweigen.
    »Bitte! Lass mich doch nicht hängen. Bitte!«
    Ein Seufzer. »Woher weiß ich, dass das keine Falle ist?«
    Fast hätte Suzanne laut gelacht. »Wie bitte?«
    »Eine Falle. Dass sie dich nur hier reingesteckt haben, um rauszufinden, was ich dann sage. Vielleicht bist du eine von ihnen.«
    Diesmal lachte Suzanne wirklich, aber es war kein fröhliches Lachen. »Genau dasselbe könnte ich doch über dich sagen.«
    Wieder Stille.
    »Hör mal«, versuchte Suzanne es erneut. »Wir sitzen hier fest. Lass uns reden, okay? Bitte.«
    Schweigen.
    »In Ordnung«, kam die Stimme schließlich aus dem Nichts. »Aber wenn sie es mitbekommen, sage ich, dass es deine Idee war.«
    »Von mir aus.« Suzanne unterdrückte ein Lächeln. Der Hunger und der Druck auf ihrer Blase waren über diesem kleinen Sieg fast vergessen. »Gut. Also. Ich bin Suzanne. Und du?«
    Schweigen.
    Traurigkeit überkam Suzanne, noch schwerer und schwärzer als die Dunkelheit um sie herum. »Jetzt komm schon! Bitte. Du hast gesagt, du redest mit mir!«
    Ein Seufzer. »Das ist ein Risiko für mich. Ein ganz schön großes.«
    »Ich weiß. Sag mir einfach nur, wie du heißt. Dann weiß ich wenigstens, mit wem ich es zu tun hab.«
    Wieder ein Seufzer.
    »Julie. Ich heiße Julie.«
    45 »Was machen Sie da?«
    Fiona Welch erstarrte. Sie kniete auf dem Tresen in Paula Harrisons Küche, die Hände im Hängeschrank. Ein Glas mit Instantkaffee war auf den Boden gefallen, schaukelte noch hin und her, und aus der Öffnung rieselten braune Körnchen.
    »Ich wollte bloß Tee machen …«
    Phil schloss die Küchentür hinter sich, damit Paula nichts mitbekam. In wenigen Schritten hatte er die winzige Küche durchquert und baute sich vor Fiona auf. Sie drehte sich zu ihm um. Da sie auf dem Tresen kniete, blickte sie auf ihn herab.
    Phils Hände waren zu Fäusten geballt. Er streckte sie, ballte sie erneut. »Kommen Sie da runter.«
    »Vielen Dank, aber ich glaube, ich bleibe lieber oben. Es ist schwieriger, wütend auf jemanden zu sein, der sich über einem befindet.«
    »Runter. Sofort.«
    Wieder dieses schwüle Bibliothekarinnenlächeln. »Haben Sie etwa ein Problem mit dominanten Frauen?« Sie zog die Brauen zusammen. »Hat das mit Ihrem Job zu tun, was meinen Sie? Eine typische Alphamännchen-Reaktion?«
    Phil bebte vor Zorn. Er wusste nicht, wie er es schaffte, sich zu beherrschen. »Glauben Sie mir, wenn ich raufklettern und Sie runterholen muss, wird Ihnen das nicht gefallen.«
    Er funkelte sie an.
    Sie hielt seinem Blick einige Sekunden lang stand, dann kletterte sie herunter.
    Phil machte keine Anstalten, ihr zu helfen.
    Sobald sie wieder mit beiden Beinen auf der Erde stand, packte er sie bei den Schultern. »Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht? Wir sind hier bei jemandem zu Besuch! Jemand, dessen Tochter vermisst wird!«
    »Das weiß ich«, fauchte Fiona, und ihre Wut stand seiner in nichts nach. »Ich habe nach Anhaltspunkten gesucht, für mein Profil. Damit ich mir ein klareres Bild von Adele Harrison machen kann. Das ist doch meine Aufgabe, oder nicht? Ein Profil zu erstellen?«
    »Von ihrem Entführer! Von Julie Millers Mörder! Nicht von …« Mit einer fahrigen Geste zeigte er um sich herum. Das Kaffeeglas lag mittlerweile still, die Körnchen hatten aufgehört zu rieseln. »… dem hier.«
    Fiona Welch zeigte keinerlei Reue. »Haben Sie das Wohnzimmer gesehen?

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