Der Stalker
äh …« Er spürte, wie seine Wangen brannten. Er wandte den Blick ab und begann hastig zu erklären. »Wir – also ich – suchen nach Querverweisen. Zuerst erstellt man eine Liste mit allen Haltern dieses speziellen Fahrzeugtyps, und dann vergleicht man sie mit …«
Er sah auf. Fiona Welch hörte ihm gar nicht zu. Ihr Blick sprang immer wieder zwischen dem Monitor und der ausgedruckten Liste hin und her, als ginge sie jeden Eintrag durch. Ihre Lippen bewegten sich lautlos, während sie las.
Mickey verstummte. Es dauerte einige Sekunden, bis sie sein Schweigen registrierte und ihn ansah. »Und Sie wissen schon, was für ein Modell es ist?« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
»Ein Citroën Nemo.« Er grinste breit. »Findet Nemo, sozusagen.« Er hatte schon auf die Gelegenheit gewartet, das Wortspiel anbringen zu können.
Fiona Welch allerdings reagierte gar nicht darauf, sondern nickte bloß. Dann wanderte ihr Blick durch den Raum, bemerkte unbesetzte Schreibtische und leere Stühle. »Wo sind die anderen eigentlich?«
»Anni befragt gerade Suzanne Perrys und Zoe Herriots Kollegen, Rose überprüft noch ein paar Sachen in Bezug auf Julie Miller, und Phil – na ja, wo der ist, wissen Sie ja.«
Sie nickte und rutschte vom Tisch. »War schön, mit Ihnen zu reden. Jetzt muss ich mich an die Arbeit machen. Aber vielen Dank. Zu wissen, welchen Wagen er fährt, ist schon mal sehr hilfreich.«
Sie drehte sich um, bevor er irgendetwas erwidern konnte.
Er sah ihr nach, wie sie zu dem improvisierten Arbeitsplatz ging, der für sie eingerichtet worden war.
Ein bisschen eigenartig war sie ja schon drauf. Wahrscheinlich lag das an dem hochwissenschaftlichen Kram, mit dem sie sich jeden Tag beschäftigte. Akademiker halt. Vergaßen irgendwann, wie man sich mit richtigen Leuten unterhielt. Und sie war wirklich nicht sein Typ, ganz und gar nicht.
Aber wie sie sich gereckt hatte. Und diese Brüste …
Von der Bettkante hätte er sie nicht gestoßen.
Nein, vermutlich nicht.
Mickey wandte sich wieder dem Bildschirm zu und versuchte sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Sah dann doch noch mal zu Fiona Welch hinüber. Sie saß an ihrem Schreibtisch, den BlackBerry in der Hand, und tippte flink mit beiden Daumen. Sie machte sich Notizen oder schrieb eine Mail. Ihre Lippen bewegten sich stumm, und wie eben hatte sie den Kopf zur Seite geneigt, während sie beim Schreiben lächelnd nickte.
Der Typ hat Schwein, dachte Mickey und schüttelte gleich darauf den Kopf. Er war doch nicht allen Ernstes scharf auf ein mausiges kleines Ding wie sie? Oder eifersüchtig auf den, dem sie da schrieb?
Sie hatte die Beine ausgestreckt und an den Knöcheln übereinandergelegt.
Auch kein übler Anblick.
Er musste seine Gedanken daran hindern, weiter abzudriften. Und seine Gefühle auch. Versuchte angestrengt, die Wölbung in seiner Hose zu ignorieren.
Er trank einen Schluck von der nun kalten braunen Brühe und verzog das Gesicht. Dann richtete er sein Augenmerk auf den Bildschirm und schob alle Gedanken an Fiona Welch energisch beiseite.
Zurück an die Arbeit.
47 Der Creeper sehnte sich nach Rani.
Er lag da und ließ sich sanft hin und her schaukeln. Eigentlich hätte ihn die Bewegung trösten sollen, aber es war nicht genug. Er war nicht mehr zusammen mit Rani in ihrer Wohnung. Es war nicht dasselbe.
Dafür allein lebte, plante und arbeitete er. Das allein war Inhalt und Ziel all seines Strebens: die Zeit, die sie miteinander verbringen konnten. Und wenn dann alles so plötzlich wieder vorbei war, tat es weh. Vor allem weil sie sich seitdem nicht mehr bei ihm gemeldet hatte, um ihm ihren nächsten Aufenthaltsort mitzuteilen.
Sollte er einen Spaziergang machen? Schauen, ob er sie irgendwo auf der Straße entdeckte? Nein. Das hatte er schon einmal versucht. Tagsüber fiel er zu sehr auf. Zog zu viele Blicke auf sich. Im Dunkeln war er lieber unterwegs, da konnte er die Schatten nutzen und seine Fähigkeiten als lautloser Jäger einsetzen. Aber selbst dann würde er sie vielleicht nicht finden. Schlimmstenfalls würde er sich mit einer begnügen müssen, die ihr ähnlich sah. Und das war für alle Beteiligten unbefriedigend. So viel wusste er. Er hatte es ausprobiert.
Also würde er warten. Geduld haben. Sich im Verborgenen halten. Auch wenn es ihn fast umbrachte.
Der Grund, weshalb es diesmal so besonders schlimm war, war, dass er sich so … unerfüllt fühlte.
Es war das dritte Mal, dass Rani ihm
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