Der Stalker
Mann daran erinnert, wie viel Umsatz ihm die Polizei beschert hatte. Als das nicht half, seine Zunge zu lockern, hatte er an das Gewissen des Mannes appelliert. Er sei es dem toten Mädchen schuldig, alles zu tun, damit ihr Mörder gefasst würde. Doch auch damit war er auf taube Ohren gestoßen, also hatte er schließlich auf eine Methode zurückgegriffen, die fast immer Wirkung zeigte: plumpes Drohen. Die bisherigen Befragungen seien noch gar nichts gewesen, und wenn er nicht kooperierte, würde er, Mickey, sich ihn, seinen Imbiss und seine Familie mal so richtig vorknöpfen. Das endlich hatte den erhofften Effekt gehabt: Widerwillig hatte sich der Mann bereit erklärt, die Fahrzeugfotos durchzusehen.
Mickey hatte ihn dabei scharf beobachtet und jede noch so kleine Regung registriert. Irgendwann hatten sie Marke und Modell auf zwei mögliche Kandidaten eingegrenzt, dann legte sich der Mann fest: Es war ein Citroën Nemo gewesen. Mickey hatte dem Mann für seine Mühe gedankt und ihn gebeten, die Stadt nicht zu verlassen. Falls er noch Fragen habe, würde er wiederkommen.
Der Mann hatte sein Glück kaum fassen können.
Jetzt saß Mickey wieder im Büro, und die Devise lautete: Findet Nemo.
Es war alles eine Frage der Eingrenzung. Zuerst hatte er sämtliche Nemos von der Liste gestrichen, die nicht schwarz waren. Dann hatte er alle aussortiert, die nicht in einem Radius von hundert Meilen registriert waren. Danach blieben immer noch weit mehr Fahrzeuge übrig, als ihm lieb gewesen wäre, also hatte er in einem nächsten Schritt eine separate Liste mit allen Nemos angelegt, die direkt in Colchester angemeldet waren. Immer noch eine ganze Menge. Aber hier würde er ansetzen. Falls dabei nichts herauskam, würde er sich die anderen vornehmen. Er konnte nur hoffen, dass das Glück auf seiner Seite war, sonst würde er sich auch noch sämtliche Autovermieter und Leasingfirmen vornehmen oder – falls das nichts brachte – die Suche aufs ganze Land ausweiten müssen. Aber ganz egal, ob die Sache nun gut lief oder schlecht, eins war klar: Mit der Waffe herumfuchteln und den Bösewicht festnehmen würde er vorerst nicht.
»Hi.«
Er schrak aus seinen Gedanken hoch. Vor ihm stand Fiona Welch. Sie hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt und lächelte ihn an.
»Oh. Hi.« Er riss den Blick vom Bildschirm los und rieb sich die Augen. »Und? Wie läuft’s so?«
»Gut.« Immer noch lächelnd setzte sie sich auf eine Ecke seines Schreibtischs. »Ich habe mir gedacht, ich fahre zurück ins Büro und mache mich schon mal an das Profil. Für den Anfang müsste ich genug Informationen zusammenhaben.«
»Hat Phil Ihnen hier alles gezeigt?«
Sie hörte nicht auf zu lächeln, doch gleichzeitig huschte etwas über ihre Augen, ein bedrohlicher Schatten. »Von ihm habe ich fürs Erste genug gesehen.«
»Aha. Na, dann lassen Sie sich von mir nicht stören …«
Doch Fiona Welch machte keine Anstalten, sich von seinem Schreibtisch zu erheben. Stattdessen streckte sie sich, drückte das Kreuz durch und reckte die Brüste vor. Mickey versuchte, nicht hinzusehen, schaffte es aber nicht.
Ein rascher Blick. Noch einer. Nicht schlecht, dachte er. Ja, sogar sehr anständig. Überhaupt nicht sein Typ, aber trotzdem … Brüste waren Brüste.
Sie war mit ihrer Dehnübung fertig und ließ die Arme sinken. Strahlte ihn an.
»Und? Welche Spur verfolgen Sie gerade?«
Er deutete auf den Bildschirm und den vor ihm liegenden Ausdruck. »Den Lieferwagen. Ein Zeuge hat einen schwarzen Lieferwagen in der Nähe des Tatorts gesehen. Ich gehe gerade alle möglichen Kombinationen durch. Versuche, den richtigen rauszufiltern.« Er erwiderte ihr Lächeln. »Bloß gute alte Polizeiarbeit, nicht so was wie bei Ihnen.«
»Jede Arbeit hat ihren Wert«, meinte Fiona Welch. Sie lehnte sich vor und schaute auf den Monitor. »Und wie genau gehen Sie bei Ihrer Suche vor?«
Mickey fiel es schwer, ihr ins Gesicht zu schauen, da erneut ihre Brüste den Großteil seines Blickfeldes einnahmen. Darüber hinaus hatte er diesmal auch noch einen ungehinderten Blick direkt in ihr tief ausgeschnittenes Top. Die Wölbung ihrer Brüste, der Rand ihres BH s – weiße Spitze –, der Spalt zwischen ihren Brüsten, wenn sie sich bewegte …
»Sorry?« Er sah auf. »Was?«
Sie lächelte unschuldig, als wüsste sie gar nicht, welche Wirkung sie auf ihn hatte. »Mich interessiert bloß, wie Sie es anstellen wollen, das richtige Fahrzeug zu finden.«
»Ach so,
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