Der Stalker
nicht zurückgerufen …«
»Richtig.« Wieder konsultierte Phil seine Akte. »Gegen Sie wurde früher schon mal ermittelt, wegen Stalkings.«
Howe lehnte sich vor. Seine Miene war pure Verzweiflung. »Man konnte mir damals nicht das Geringste nachweisen. Es kam nie zu einer Anklage.«
»Bekanntermaßen die allerletzte Ausrede der Schuldigen: Mir konnte nichts nachgewiesen werden. Jemand, der das sagt, denkt immer, er wäre mit irgendwas davongekommen.«
Howe schluckte mühsam. »Was soll ich … was ist denn nun eigentlich passiert?«
Phil schüttelte den Kopf. Howes Verhalten steigerte seinen Ärger noch. »Tun Sie doch nicht so, als wüssten Sie das nicht. Es kam in den Nachrichten, es stand in der Zeitung, im Internet, überall. Suzanne Perry ist verschwunden. Ihre Freundin Zoe Herriot ist tot. Ermordet.«
Howes Hand flog an seinen Mund. »Oh Gott …«
»Sie sagen es, oh Gott.« Phil lehnte sich zurück und beobachtete Howe, der sich schwitzend auf seinem Stuhl wand. »Also, wo ist sie?«
»Ich – was? Ich weiß es nicht!«
»Falsche Antwort.« Phils Stimme war kalt und messerscharf. »Noch mal. Wo ist sie?«
»Ich weiß es nicht!« Howe beugte sich über den Tisch, als müsse Phil ihm einfach glauben.
Phil lehnte sich ihm entgegen und schleuderte ihm die nächsten Worte mitten ins Gesicht. »Falsche Antwort! Ich will wissen, wo sie ist!«
Howe fuhr zurück und ließ den Kopf in die Hände sinken. »Wenn ich es doch nicht weiß …«
Phil starrte ihn an. Entweder er sagte die Wahrheit und hatte mit der ganzen Sache nichts zu tun, oder er war tatsächlich der gerissene Soziopath, den Fiona in ihrem Profil beschrieben hatte und der sein wahres Ich hinter einer Maske versteckte.
Phil wollte kein Risiko eingehen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Howe durchdringend an, der panisch im Raum umherblickte.
»Suzanne Perry. Wo ist sie?«
Howe schüttelte den Kopf. »Nein. Nein.«
»Zoe Herriot.«
Phil schob ein Tatortfoto über den Tisch. Howe warf einen Blick darauf, sah dann rasch weg und kniff die Augen zusammen.
»Wieso haben Sie sie getötet?«
Howe sagte nichts.
Phil schob ihm ein weiteres Foto hin. Die Leiche vom Feuerschiff. Howe tat alles, um es nicht anzusehen, konnte sich schließlich aber nicht zurückhalten. Auch diesmal wandte er sich sofort ab.
»Wer ist diese Frau, Anthony? Was hat sie Ihnen getan? Sind Sie ihr nachgestiegen wie Suzanne? Oder konnte man Ihnen das auch nie nachweisen?«
Anthony Howe antwortete noch immer nicht. Stattdessen sackte er nach vorn auf die Tischplatte und fing an zu schluchzen.
Phil starrte an die Decke und seufzte.
»Vernehmung unterbrochen.«
53 Rose Martin war nicht nach Hause gegangen. Sie saß noch auf dem Revier, fern von den anderen, und verfolgte eine Spur.
Phil mit seiner »Keine Alleingänge«-Regel konnte sie mal kreuzweise.
Ben hatte ihr sein Büro zur Verfügung gestellt. Sie saß an seinem Schreibtisch vor Julie Millers aufgeklapptem Laptop und hoffte inständig, dass sie recht hatte. Sie wartete, bis der Rechner das Netzwerk erkannt hatte und mit dem Internet verbunden war, dann öffnete sie Julie Millers Facebook-Seite. Der Reihe nach klickte sie sich durch alle eingestellten Fotos.
Und fand schließlich, wonach sie gesucht hatte.
Der Stich der Erregung, den sie spürte, als sie es sah, war fast schmerzhaft. Ein Adrenalinkick, wie man ihn nur selten bekam. Die anderen konnten über ihren Listen hocken, bis sie schwarz wurden – das hier würde ihr den entscheidenden Vorsprung verschaffen. Sie würde den Fall knacken. Die Lorbeeren gehörten ihr.
Sie klappte den Rechner zu und lächelte.
Zeit, nach Hause zu gehen. Sie konnte morgen früh weitermachen.
Andererseits – an Schlaf war jetzt sowieso nicht zu denken, dazu war sie viel zu aufgedreht.
Wann Ben wohl plante, Feierabend zu machen?
Anni ließ sich mit einer Flasche Bier in der Hand seufzend auf die Couch fallen. Sie war hundemüde. Vollkommen platt.
Den Großteil des Nachmittags hatte sie im Krankenhaus verbracht und Patientenakten nach Kandidaten durchforstet, die auf Fiona Welchs Profil passten. Gefunden hatte sie nichts. Aber morgen war ja auch noch ein Tag.
Falls Anthony Howe nicht in der Zwischenzeit gestand.
Sie schaltete mit der Fernbedienung den Fernseher ein und überlegte, ob sie sich nicht lieber ein Bad einlassen sollte, um eine Stunde lang mit einer zweiten Flasche Bier und der aktuellen Heat im heißen Wasser zu liegen.
Da
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