Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
Vom Netzwerk:
»Könnte ich Sie kurz draußen sprechen?«
    Phil folgte seinem Boss auf den Gang. Dort roch es genauso wie auf jedem anderen Polizeirevier, das Phil kannte. Es musste ein spezielles Raumspray geben, das kistenweise im Innenministerium herumstand. Eau de Bulle.
    »Alles klar bei Ihnen?«, erkundigte sich Fenwick erneut.
    »Bestens.« Phils Blick war verschlossen, seine Miene gab nichts preis.
    »Wirklich? Ich habe Sie nämlich da drinnen mit dem Verdächtigen beobachtet, und ich bin mir nicht so sicher.«
    Phil schwieg.
    »Sie sind mein bester Verhörexperte, Phil. Das wissen Sie. Ich habe erlebt, wie Sie da reingehen und jemanden systematisch auseinandernehmen. Wie Sie ihn dazu bringen zu gestehen, während er die ganze Zeit glaubt, Sie wären sein allerbester Kumpel. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Sie Kriminelle geknackt haben, die niemand anders knacken konnte. Aber das da eben …«
    Sofort ging Phil in die Defensive. »Was soll das heißen, das da eben?«
    »Sie sind nicht in Form. Sie setzen ihn unter Druck, wieso? Weil sie es Ihnen gesagt hat?«
    »Nein! Weil … weil … weil das mein Job ist.«
    Fenwick schüttelte den Kopf. »Phil.«
    »Ben, hören Sie zu. Wenn er schuldig ist, wird er einknicken. Wenn nicht, dann nicht. So einfach ist das.«
    Fenwicks Miene signalisierte, dass er zu dem Schluss gekommen war, dass er gegen eine Wand redete. »Bitte. Tun Sie, was Sie für richtig halten.«
    »Genau das habe ich vor.«
    Damit war Phil zurück in den Vernehmungsraum gegangen.
    »Also, Sie behaupten, Sie haben es nicht getan«, sagte er und betrachtete Howes Kopf, den dieser auf die Tischplatte hatte sinken lassen.
    Der Kopf bewegte sich langsam einmal von rechts nach links.
    »Aber Sie geben zu, dass Sie Suzanne nachgestiegen sind.«
    Ein Nicken.
    »Gut. Es wird doch. Wir machen Fortschritte.«
    Howe sah auf. »Wir waren zusammen … sie hat Schluss gemacht, und … und ich habe es nicht ausgehalten … ich wollte sie sehen, mit ihr reden … mehr nicht, bloß mit ihr reden. Und ihr sagen, dass ich … ich …« Er verstummte. »Sie hat mich gestern angerufen, ja. Aber ich habe nicht zurückgerufen.«
    »Warum nicht?«
    »Sie hätte mich ja doch nur angeschrien.«
    »Und das mögen Sie nicht gern?«
    Howe schüttelte den Kopf.
    »Aha«, sagte Phil. »Was ist mit Julie Miller?«
    Kopfschütteln.
    »Adele Harrison?«
    Erneutes Kopfschütteln. Howe hatte die Augen geschlossen.
    Phil wurde lauter. »Zoe Herriot. Warum haben Sie sie getötet? War sie Ihnen im Weg? Stand sie zwischen Ihnen und Suzanne? Ist das der Grund? Hätte sie Sie auch angeschrien?«
    Keine Antwort.
    »War es so?«
    Howe fing aufs Neue an zu schluchzen.
    Phil lehnte sich zurück und starrte ihn an. Plötzlich nagte Selbstzweifel an ihm, und ein beunruhigender Gedanke nahm Gestalt an: Fenwick hat recht. Ich bin völlig planlos.
    War Howe der Täter? Phil wusste es nicht. Und er konnte sich nicht erklären, warum er es nicht wusste. Normalerweise hätte er seine Fragen präzise gestellt, in jeder Antwort nach versteckten Hinweisen gesucht, sie gedeutet und seine nächsten Fragen an diesen Deutungen ausgerichtet. Stattdessen brüllte er Howe an, ohne Sinn und Verstand, und hatte nicht die leiseste Ahnung, ob er schuldig war oder nicht.
    Wieder musste er an Marina denken. Wieder wünschte er sich, sie wäre bei ihm.
    Daran lag es. Er wusste es genau. Das war der Grund, weshalb er nicht funktionierte.
    Er stand auf.
    »Vernehmung beendet.«
    Howe sah auf, Hoffnung in seinen Augen. »Das war’s? Kann ich jetzt gehen?«
    Phil sah auf den Mann herab, dessen Oberkörper schlaff auf dem Tisch lag, und wusste die Antwort selbst nicht.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Ihnen wird offiziell die Entführung von Suzanne Perry zur Last gelegt, deshalb werden wir Sie über Nacht hierbehalten. Wir können uns morgen früh weiter unterhalten.«
    Howe zuckte zurück, als wäre er geschlagen worden. »Nein! Nein, das können Sie nicht machen! Bitte …«
    Phil bedeutete dem Uniformierten an der Tür, Howe abzuführen, und wandte sich zum Gehen.
    »Bitte, das dürfen Sie nicht! Ich kann nicht die ganze Nacht in einer Zelle verbringen, bitte …«
    Phil sagte nichts.
    »Ich … Ich leide unter Klaustrophobie, bitte.« Dann schrie er mit überschnappender Stimme: »Ich habe Angst!«
    Phil verließ den Raum. Seine Hände zitterten, vor seinen Augen verschwamm alles.
    Er musste telefonieren. Jetzt sofort.
    55 Den zweiten Abend in Folge saß Phil

Weitere Kostenlose Bücher