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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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nicht nach Hause zu Ihrer Familie?«
    Phil sah eisern geradeaus. Blick und Stimme waren ausdruckslos. »Irgendjemand muss es ja machen.«
    Phil spürte, wie Fenwick sich vom Spiegel abwandte und ihn prüfend musterte. Seine Körpersprache war sanfter geworden, mit einem Mal hatte er nichts Überhebliches oder Feindseliges mehr an sich. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Alles bestens.«
    »Hören Sie, Phil, ich weiß, dass wir nicht immer einer Meinung sind, aber wenn es irgendetwas gibt –«
    »Alles ist bestens.«
    Fenwick drehte sich wieder um. »Wenn Sie meinen.«
    Die Tür wurde geöffnet, und Fiona Welch trat ein, den Arm voller Akten und Unterlagen. Sobald beim Briefing der Name Anthony Howe gefallen war, hatten sie alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihn zu finden. Anni und Mickey hatten ihn schließlich in Wivenhoe in einem Pub in der Nähe der Universität aufgespürt, wo er mit einer Gruppe Studenten saß und trank. Eine dunkelhaarige Studentin war dabei ganz besonders in den Genuss seiner Aufmerksamkeit gekommen, wie Anni Phil nachher berichtet hatte. Er hatte keinen Trick ausgelassen: Er war dicht an sie herangerückt, hatte so getan, als lausche er jedem ihrer Worte mit höchster Faszination, und hatte mit der Hand immer wieder rein zufällig ihren Schenkel gestreift.
    Als Anni und Mickey aufgetaucht waren, hatte er sofort losgepoltert und sich geweigert mitzukommen. Sie waren hart geblieben, und irgendwann hatte er mit schamrotem Gesicht eingesehen, dass ihm nichts anderes übrigblieb, als klein beizugeben.
    »Was macht er so?«, erkundigte sich Fiona Welch.
    »Sitzt bloß da.« Fenwick wandte sich zu ihr um.
    Sie nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet. »Gut.« Dann wandte sie sich an Phil. »Sie vernehmen ihn?«
    Er nickte.
    »Hier ist der Plan.« Sie legte ihren Stapel auf dem Tisch ab, schlug die oberste Akte auf und überflog die erste Seite.
    Phil wandte sich vom Spiegel ab und sah sie an. Seit sie vor versammelter Mannschaft ihr Profil vorgestellt hatte, wirkte sie wie aufgeladen. Dass auf der Basis dessen, was sie gesagt hatte, auch noch jemand verhaftet worden war, machte sie geradezu euphorisch.
    Wodurch ihre Gegenwart für Phil nur noch unerträglicher wurde.
    »Ich glaube, ich weiß selbst, was ich machen muss«, sagte er.
    »Ja, aber –« Sie hielt einige Blätter in die Höhe.
    Phils Augen blitzten. »Ich bin durchaus in der Lage, ohne fremde Hilfe eine Vernehmung zu führen, vielen Dank.«
    Fenwick beobachtete ihn voller Sorge. »Sind Sie ganz sicher, dass Sie es machen möchten?«
    Ärger stieg in Phil hoch. Fenwick hatte recht, eigentlich hätte er jetzt zu Hause sein sollen, bei Marina und seiner Tochter. Wie eine richtige Familie. Stattdessen war er hier auf dem Revier und bereitete sich auf das Verhör eines mutmaßlichen Mörders und sexuellen Sadisten vor.
    »Ja, ganz sicher«, sagte er lauter als beabsichtigt. »Können wir jetzt anfangen?«
    »Steigen Sie gleich hart ein«, riet Fiona. »Das ist bei Soziopathen wie ihm die beste Methode.«
    Phil reagierte nicht. Genau das hatte er vorgehabt, wollte aber nicht, dass sie das wusste.
    »Möchten Sie eine Funkverbindung?«, fragte Fenwick.
    Phil schüttelte bloß den Kopf. Dann ging er, froh, ein Ventil für seinen Zorn gefunden zu haben.
    Anthony Howe sah auf, als Phil den Raum betrat, dem Uniformierten an der Tür zunickte, sich gegenüber vom Professor hinsetzte und ihn mit versteinerter Miene ansah.
    »Ich … ich verlange zu wissen, weshalb ich hier bin«, sagte Howe. »Was mir zur Last gelegt wird.«
    »Wie Sie selbst wissen, haben Sie eine Rechtsbelehrung erhalten, ohne dass Ihnen etwas Konkretes zur Last gelegt wird.«
    »Gut.«
    »Das kann sich ändern.«
    Eine Welle der Angst schwappte über Howes Gesicht. »Moment mal …«
    Phil schlug die Akte auf, die er mit einem Knall vor sich auf den Tisch geworfen hatte, und tat so, als würde er darin lesen. »Sie hatten eine Affäre mit Suzanne Perry?«
    Howe streckte Phil beschwörend die Handflächen entgegen. »Hören Sie, das alles habe ich schon Ihrer … der anderen Kollegin erklärt. Gestern. Die Sache ist vorbei. Schon lange.«
    »Weshalb hat sie Sie dann gestern angerufen?«
    Howes Augen wurden groß. »Ich … keine Ahnung, ich …«
    »Wir haben ihre Verbindungsnachweise überprüft, sie hat Sie gestern Nachmittag auf dem Handy angerufen. Sie sind nicht rangegangen, also hat sie eine Nachricht hinterlassen.«
    »Ach … ja, stimmt. Ich habe sie

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