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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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sogar die Produktionscharge?«
    Lines nickte. »In dem Punkt sind wir Ihnen bereits voraus. Wir haben uns mit allen größeren Tierfutterherstellern in Verbindung gesetzt. Es ist ein Schuss ins Blaue, und es kann ziemlich lange dauern, aber es sind schon seltsamere Dinge passiert. Dann wäre da noch Suzanne Perrys Blutprobe. Das Labor hat angerufen. Ihr Blut enthielt Spuren von Pancuronium.«
    »Das ist nicht gut, oder?«, fragte Phil.
    »Nein, durchaus nicht. Pancuronium ist ein Muskelrelaxans, das in hohen Dosen den Körper lähmt. Das Opfer kann sich nicht bewegen, ist aber voll empfindungsfähig. Es wird Todeskandidaten in den USA als Teil der Giftspritze verabreicht.«
    »Reizend«, meinte Phil. »Die Spur sollten wir auf jeden Fall weiterverfolgen. Wir müssen prüfen, wo der Täter das Mittel herhaben könnte. Und –«
    Die Tür wurde aufgerissen, und ein Uniformierter kam hereingestürzt.
    Fenwick reagierte als Erster. »Wir sind hier beim –«
    »Entschuldigen Sie, Sir«, stieß der Uniformierte atemlos hervor. »Aber es ist ein Notfall.«
    »Was ist denn?«, wollte Phil wissen.
    »Der Gefangene, Sir, Anthony Howe –«
    »Ja?«, fragte Phil.
    »– hat versucht, sich umzubringen.«
    58 Anthony Howe war es gelungen, sein Bettlaken in Streifen zu reißen und daraus ein Seil zu knüpfen. Nachdem er die Festigkeit der Knoten getestet hatte, hatte er das Seil wie ein Lasso um die Deckenlampe geschlungen. Er war aufs Bett gestiegen, hatte sich die Schlinge um den Hals gelegt und sie festgezogen. Dann war er vom Bett getreten, und das Seil hatte ihm mit einem Ruck die Luftzufuhr abgeschnitten. Doch er war nicht tief genug gefallen, und der Henkersknoten war nicht professionell genug gewesen, um ihm das Genick zu brechen, also hatte er, die Hände an der Kehle, strampelnd in der Luft gehangen, bis er das Bewusstsein verloren hatte. Sein Gesicht war violett angelaufen, Blase und Darm hatten sich entleert.
    Der provisorische Galgen hatte nicht lange gehalten. Howes Körpergewicht war auf Dauer zu groß gewesen, und das Lampenkabel war gerissen. Das Geräusch des Aufpralls hatte den diensthabenden Polizisten auf den Plan gerufen.
    »Holt sofort den Notarzt!«
    Phil kam in die Zelle gestürzt. Ein Uniformierter hatte die Schlinge von Howes Hals entfernt und versuchte ihn wiederzubeleben. Howe sah schrecklich aus. Von dem kultivierten, hochmütigen Professor war nichts mehr geblieben.
    »Wie geht es ihm?«, wollte Phil wissen. Der Polizist blickte nur kurz auf, während er weiterhin die ineinander verschränkten Hände rhythmisch gegen Howes Brustbein presste. »Hat eben noch schwach geatmet, Sir …« Er hielt inne, um mitzuzählen. »Versuche gerade … ihn wiederzubeleben …«
    Dann beugte er sich über Howes Gesicht, um ihm Luft in die Lunge zu blasen.
    Phil richtete sich auf und sah sich um. Er spürte hilflosen Zorn. Birne und Schirm der Deckenleuchte waren zerschmettert. Die Schlinge lag in einer Ecke, wo der Uniformierte sie in seiner Eile hingeschleudert hatte. Wie eine tote Giftschlange.
    Vor der Zelle wimmelte es von Menschen: Das gesamte Team war Phil gefolgt und drängte sich durch die Tür, als übten sie für einen Weltrekordversuch.
    »Wer hatte Dienst?«, fragte Phil. »Wer war für seine Überwachung zuständig?«
    Ein zweiter Uniformierter, der in der Tür stand und die anderen zurückzuhalten versuchte, blickte ihn nervös an. »Wir, Sir. Wir haben regelmäßig nach ihm geschaut. Er hat so ausgesehen, als würde er schlafen.«
    »Er hat aber nicht geschlafen!«
    Der Mann fuhr zurück. »Nein … aber wir haben keine besonderen Anweisungen bekommen. Uns wurde nichts von erhöhter Suizidgefahr gesagt …«
    Erhöhte Suizidgefahr. Phil blickte auf den leblosen Howe hinab, und unwillkürlich schossen ihm dessen Worte vom vergangenen Abend durch den Kopf:
    Ich kann nicht die ganze Nacht in einer Zelle verbringen, bitte … Ich leide unter Klaustrophobie, bitte … Ich habe Angst!
    Phil hatte ihn einfach ignoriert. Er hörte solche Ausreden ständig und gab nichts darauf.
    Wieder sah er auf den Mann am Boden.
    Ich habe nichts mehr im Griff.
    In diesem Augenblick trafen die Rettungssanitäter ein. Sie scheuchten alle aus dem Weg und übernahmen das Kommando. Widerstandslos ließ sich Phil zusammen mit den anderen aus der Zelle schieben. Jetzt standen sie alle auf dem Gang.
    Fenwick schob sich zu Phil durch und fasste ihn an der Schulter. »Wir müssen reden.« Er führte ihn ein Stück von der

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