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Der Staubozean

Titel: Der Staubozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Calothrick gereizt. Er war jetzt ständig nervös, seine Augäpfel waren gelblich und blutunterlaufen. »Wie, zum Teufel, soll uns das weiterhelfen? Weder du noch ich haben Ahnung von Anatomie, und von der eines Wales schon gar nicht. Wahrscheinlich haben sie noch nicht mal eine Galle.«
    »Wir müssen eben tun, was wir können«, sagte ich geduldig. »Früher oder später kriegen wir es hin. Willst du etwas von dem Gebräu probieren? Vielleicht hat Murphig irgendwelche körperliche Abweichungen.«
    »Warum quälst du mich?« fuhr Calothrick auf. »Wir haben ihn jetzt seit vier Tagen damit gefüttert, jedesmal stärker, und nichts. Nichts! Weißt du, allmählich wundere ich mich über dich. Du nimmst es ganz schön leicht; du bist kalt wie ein Fisch. Kein Zittern, kein Tatterich. Vielleicht hast du etwas, von dem ich nichts weiß. Zum Beispiel eine Flasche.«
    »Also wirklich«, sagte ich tadelnd.
    »Du hast es bequem, weißt du. Du bleibst hier unten, wo es kühl ist, und servierst uns dieses Spülwasser, das du Essen nennst - Mann, laß das Psst! Weißt du, was ich da oben durchzumachen habe? Sie kommandieren mich herum wie einen Köter, beauftragen mich mit Sachen, von denen ich noch nie gehört habe, und ich kann noch nicht einmal eine Frage stellen, Mann. Nicht mit dieser Maske vor dem Gesicht! Wenn ich etwas fragen will, müßte ich sie abnehmen und meine Lungen mit rauher Luft zerfetzen. Jedes Staubkörnchen ist wie eine Nadel in deiner Brust. Nicht drin! Ist dir klar, daß es auf dieser Badewanne sieben verschiedene Arten von Seilen gibt? Und da sind noch nicht mal die Brassen, die Falls, die Niederholer oder die Geitaue dabei. Und auf diesem Ding gibt es zwanzig Segel! Fock und Mars, Bram und Besan … wie soll ich das alles in die Reihe kriegen? Also geben sie mir die Drecksarbeit. Die Sachen, die sonst keiner anpacken will. Guck dir diese Hand an!«
    Calothrick streckte eine Hand aus. Er hatte sich drei Fingerknöchel wundgerieben. Seine Finger zitterten merklich. »Heute morgen mußte ich den Hilfsgenerator instandsetzen. Ich hab' die ganze Arbeit gemacht, während Grent dabeistand, sich die Fingernägel saubermachte und mir erzählte, was zu tun war. Und heute nachmittag fange ich mit der Arbeit an der Abwasser-Umwälzpumpe an. Kein Wasser für ein Bad. Kaum genug, um sich jeden zweiten Tag mit einem Schwamm abzuwischen! O nein, wir sparen jeden Tropfen. Und unten im Lagerraum haben wir Dutzende Fässer voll mit kaltem, sauberen Wasser. ›Für die Hochinsel bestimmt‹, sagen sie. Schiffseigentümer schwelgen im Luxus, während wir auf Deck vor die Hunde gehen.«
    »Du bist freiwillig hier«, sagte ich scharf.
    »Erinnere mich nur nicht daran!«
    »Und du bist nicht der einzige Neuling an Bord.«
    »Mann, Murphig ist hier geboren. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Egal, Murphigs nehme ich mich auf meine Weise an.«
    »Kopf hoch«, sagte ich schlaff. »Bis heute abend habe ich das neue Gebräu fertig. Eine halbe Flasche voll. Wenn überhaupt, dann wird's das bringen.«
    Calothrick sah mich mißmutig an, dann ging er zurück an Deck.
    Menschenblut vergiftet Wale, sagte ich mir. Ich fragte mich, ob Calothrick die Haie vergiftete, wenn ich ihn über Bord warf.
    An diesem Abend kam Calothrick kurz vor dem Essen zu mir in die Küche. »Hast du es fertig?« fragte er und warf seine Staubmaske auf die Anrichte.
    »Klar«, sagte ich, »aber ich habe darüber nachgedacht. Es ist merkwürdig. Schließlich sind die Nullaquaner seit fünfhundert Jahren hier. Man sollte meinen, daß inzwischen jeder Flackern nimmt. Oder zumindest darüber Bescheid weiß.«
    »Aha? Mach schon, du verplemperst Zeit.«
    Ich war verärgert. »Einen Moment, laß mich ausreden«, sagte ich ruhig. »Ich bin nicht sicher, ob du es weißt, aber die ersten Siedler auf Nullaqua waren eine sehr kleine Gruppe. Nur etwa fünfzig.«
    »Was, in der Vergessenheit Namen, erzählst du mir da?« Calothrick hatte eine Vorliebe für nullaquanische Lästereien.
    »Hör mir weiter zu. Man hat die erste Generation geklont, um sie den nullaquanischen Bedingungen anzupassen. Haarige Nasen, dichte Augenlider, all diese Sachen, verstehst du? Sie waren keine direkten Nachfahren der ursprünglichen fünfzig. Die hatten sich alle sterilisieren lassen. Vielleicht entstand also bei all diesen genetischen Manipulationen ein Gen, das Immunität gegen Flackern erzeugt.«
    »Immunität?« sagte Calothrick entgeistert.
    »Wieso nicht? Ich vermute, es ist möglich. Die

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