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Der Staubozean

Titel: Der Staubozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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gehabt.
    »Einverstanden«, sagte Desperandum, während er mit der linken Hand eine Gabel aufnahm. »Wir können die Gesundheit der Besatzung nicht aufs Spiel setzen. Eine bittere Enttäuschung für mich, ich hatte eigentlich vorgehabt, eine vollständige Untersuchung durchzuführen. Aber Untiefen, die Krankheit und die Bedrohung durch die Staubläufer … Ich werde später einmal zurückkommen. Schon bald.« Desperandum hob einen Bissen an seine Lippen und schluckte ihn unter Schwierigkeiten herunter.
    Flack schloß die Augen. »Sir«, sagte er mit dünner Stimme. »Wenn wir Ausdauer erreichen, sollte sich der ärztliche Klerus Ihren Arm ansehen. Solche Sachen können sich in einem Mann festsetzen, Sir …«
    Desperandum sah verärgert drein. Er zwang sich noch einen Mundvoll von der Kasserolle hinein. »Sie sind ein prächtiger Schiffsarzt«, sagte er, nachdem er wieder zu Atem gekommen war. »Aber Sie müssen sich darüber im klaren sein, daß meine eigenen medizinischen Kenntnisse umfassend sind, und ich bin in einer Kultur ausgebildet worden, deren medizinische Technologie der Ihren einige Jahrhunderte voraus ist. Wie Sie sehen, ist es nur eine Frage des Willens, wie man den Körper lehrt zu gehorchen. Mit den Jahren habe ich einige Erfolge erzielt. Vielleicht möchten Sie etwas essen.«
    Flack schauderte. »Nein, Sir. Wenn Sie mich entschuldigen wollen …«
    »Aber sicher, Flack. Ich vergaß, daß Sie ein kranker Mann sind.« Desperandum aß immer noch, als ich hinausging.
    Dalusa war nicht in der Küche. Statt dessen fand ich Calothrick dort; auf der Suche nach meinem privaten FlackerVorrat durchstöberte er die Schränke.
    »Hast du schon wieder nichts mehr?« fragte ich.
    Calothrick fuhr hoch, wandte sich um und grinste nervös. »So ist es.«
    »Ich dachte, du wärst krank. Du müßtest flach auf dem Deck liegen.«
    »Jaa, ach so … jaja …« murmelte Calothrick. Ich konnte beinahe das Einrasten des Getriebes in seinem Kopf hören, als er sich entschloß, die Wahrheit zu sagen. »Ich bin getroffen worden, klar, und ich habe den Ausschlag auf dem Arm gekriegt. Aber nachdem ich einen Schuß Flackern genommen habe, ging es weg, und ich mußte die Stelle reiben, damit er zurückkehrte. Siehst du das?« Er hielt seinen dünnen sommersprossigen Arm ausgestreckt. Der Hautausschlag sah für mich nicht sehr überzeugend aus, aber Flack würde das wahrscheinlich der Tatsache zuschreiben, daß Calothrick ein Außenweltler war.
    »Du hast dich also an Deck entspannt, während die übrigen Gesundgebliebenen Überstunden machen.«
    »Würdest du es nicht genauso machen? Teufel, gib mir 'ne Chance.«
    Das war eine schwierige Frage.
    »Außerdem hat jeder gesehen, wie mich der erste Spritzer erwischt hat. Wenn ich zu früh wieder auf den Beinen wäre, würden sie mißtrauisch.«
    Ich nickte. »Ein guter Hinweis. Außer, daß dein Aufstehen doppelt verdächtig ist. Geh zurück an Deck, ehe Murphig bemerkt, daß du fehlst.«
    »Er wird glauben, ich sei unten an der Wiedergewinnungsanlage und kotze«, sagte Calothrick. »Außerdem ist er mit der Arbeit zu beschäftigt, um mir viel Aufmerksamkeit zu widmen.«
    »Murphig ist gesund?« fragte ich. »Ich dachte, ich hätte gesehen, wie ihn das Zeug am Bein traf.«
    »Nein, er … ich bin nicht sicher, ob es ihn erwischt hat, wenn ich darüber nachdenke. Aah, da haben wir's ja.« Calothrick lebte auf, als er eine Kanne Flackern herauszog und an ihr schnüffelte. Er nahm eine beängstigende Dosis und zog dann einen Kunststoffbehälter aus seinen weiten Seemannshosen. Er war mit elastischen Bändern an seiner mageren Wade befestigt. Er fing an, ihn mit Flackern zu füllen.
    »Ich habe es gesehen«, sagte ich. »Er ist getroffen worden. Ist dir klar, was das bedeutet? Murphig hat die Flasche mit Flackern, die gestohlene. Er hat sich selbst geheilt!«
    »Murphig - einer von uns?« sagte Calothrick ungläubig. »Unmöglich. Der ist viel zu trottelig.« Plötzlich lief der Behälter über. »Paß auf!« sagte ich. Hastig setzte Calothrick die Kanne ab und starrte auf die Tropfen auf der kunststoffbeschichteten Anrichte.
    »Aber er ist kein Idiot; er würde tun, was du auch tust - es verschleiern. Es muß eine andere Erklärung geben.«
    Calothrick befestigte den Behälter wieder an seinem Bein. Das Flackern schien nicht die gleiche Wirkung wie gewöhnlich auf ihn zu haben. Inzwischen war ein Schuß dieser Menge gerade genug, um ihn aufrecht zu halten. »Ich bin schrecklich hungrig,

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