Der Staubozean
Mann«, klagte er. »Hast du was zu essen?«
»Geh an Deck zurück und versuche, geschwächt auszusehen«, sagte ich. »Der Hunger wird dir dabei helfen.«
»Ach, tausend Dank«, sagte Calothrick eingeschnappt. Dann beugte er sich vor und leckte mit seiner breiten Spachtelzunge die Flackerpfütze von der Anrichte.
Er war kaum gegangen, als Murphig in die Küche kam. Er zog seine Maske ab; wir beäugten uns vorsichtig.
»Sie sehen gut aus«, sagte er schließlich.
»Genau wie Sie.«
»Ich dachte, ich hätte gesehen, wie Sie getroffen wurden.«
»Ich weiß, daß ich Sie gesehen habe«, erwiderte ich. »Wie geht's dem Bein?«
»Nicht schlimmer als Ihrem Hals.«
»Hören Sie zu, Murphig«, sagte ich geduldig, »was wollen Sie eigentlich? Ist das Essen nicht nach Ihrem Geschmack?«
»Hören wir auf, um den heißen Brei herumzureden, Newhouse«, sagte Murphig. (Zeigten seine Pupillen nicht einen schwachen gelben Schatten? Nein.) »Sie sind getroffen worden, und ich bin getroffen worden, und keiner von uns ist krank. Prima. Also wissen Sie, daß es psychosomatisch ist. Wollen Sie es dem Kapitän erzählen?«
Ich schwieg verwirrt.
»Wenn Desperandum es herausfindet, wird er uns in dieser Einöde festhalten, bis uns etwas bei lebendigem Leib auffrißt«, sagte Murphig ängstlich. »Wir verstoßen gegen die Gebräuche, indem wir hierherkommen. Wir flehen unseren Tod herbei, verstehen Sie? Das ist ihr Jagdgebiet. Die Männer wissen es. Selbst Desperandum weiß es, innen drin, sonst wäre er nicht krank. Wir drehen durch … schnappen über. Je länger wir hierbleiben, desto schlimmer wird es den Männern gehen.«
Er schien eine Antwort zu erwarten. Ich nickte.
»Sogar Ihre kleine geflügelte Freundin, hmm?« sagte Murphig anzüglich. »Sie ist hier wie ein Vogel im Käfig. Sie wissen, was Vögel sind? Ja, natürlich … Ich habe gesehen, wie sie durchgedreht ist, nachdem sie die Anemone getroffen hatte; sie ist nach Osten zu den Schatten geflogen. Wenn Sie sie nicht hier rausholen, wird sie sterben. Sie haben einigen Einfluß auf den Käpt'n. Bringen Sie uns hier raus!«
»Wir kehren bereits um«, entgegnete ich. »Und Dalusa, auch wenn sie kein Wunder an Stabilität ist, ist wahrscheinlich geistig gesünder als Sie.«
Murphig dachte darüber nach. »Ja. Ich kann verstehen, wie ein Außenweltler das sehen könnte.«
»Murphig«, sagte ich, »verschwinden Sie aus meiner Küche, bevor ich mir die Krätze hole.«
»Sie und ich werden doppelte Schichten abreißen müssen, bis wir hier rauskommen und die Mannschaft genesen ist. Aber ich nehme an, Sie wissen das.«
»Raus, Murphig!«
Murphig ging.
Die kühle hinausströmende Brise an der Einmündung der Glimmerbucht stand voll auf der Lunglance; mit dem Wind direkt im Rücken erreichten wir die Mitte des Kanals. Es war ein einfaches Manöver; die Bucht schien uns ins Sonnenlicht zu geleiten. Mr. Grent hatte die Ruderpinne übernommen; unten besprachen Desperandum und ich uns in der Kajüte.
»Ich muß hier einer einstweiligen Niederlage ins Auge sehen, Newhouse«, sagte der Kapitän. »Ich kann nicht sagen, daß mir das sonderlich gefällt. Seuche oder nicht, ich würde in der Bucht das Unterste nach oben kehren, wenn ich nicht wüßte, daß ich zurückkehren werde. Aber ich werde im nächsten Jahr hier sein, das schwöre ich. Mit einem … nun, haben Sie jemals von einem Helikopter gehört?«
»Gewiß.«
»Nach dieser Fahrt werde ich einen bauen lassen - heimlich. Ich werde ihn mit Walöl antreiben; und ich brauche noch einen Mann.«
»Ich kenne das nullaquanische Gesetz nicht sehr gut, Käpt'n - aber ist das nicht illegal?«
»Warum sollte uns das aufhalten?« Das war eine gute Frage.
»Warum ein Helikopter?«
»Weil er schnell, beweglich und unverwundbar ist. Ich werde ihn mit an Bord des Schiffs nehmen - niemand wird erkennen, um was es sich handelt, denn es gibt keinen lebenden Nullaquaner, der jemals eine Flugmaschine gesehen hat. Der Energieverbrauch ist zu hoch. Aber die Lunglance wird vor der Bucht anhalten; unter dem Schutz der Dunkelheit werden wir vom Schiff fortrudern und mit der Strömung hineingelangen. Und dann, was wir brauchen … ein paar schwache Stromstöße in die Tiefe, beispielsweise, müßten die Anemonen an die Oberfläche bringen. In meinen Augen ist es eine verdammte Schande, daß ich keine Populationszählung zustande gebracht habe. Soweit wir wissen, waren diese beiden die einzigen ihrer Art, die auf dem Planeten
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