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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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abzuschrecken, sondern nur noch weiter in ihren Bann zu schlagen.
    »Soll ich es für Euch auspacken, meine Dame?«, fragte Dagnarus und zupfte die Schleife auf.
    Das Stoffbündel öffnete sich, Silber glitzerte, und ein himmelblauer Stein – tatsächlich glauben die Pecwae, dass die Türkise kleine, auf die Erde niedergefallene Stücke des Himmels sind – schimmerte hell vor dem Hintergrund aus schwarzem Samt.
    Der Türkis war groß, der größte, den Gareth je gesehen hatte, und zu einer Lotosblume geschliffen, die in einer Fassung aus zartestem Silberfiligran saß. Bei diesem Anblick wurden die Augen der Dame nun doch größer. Sie mochte eine Eisjungfrau sein, aber auch sie war nicht gegen den Anblick von etwas so Schönem und Wertvollem gefeit. Außerdem hieß es, dass Pecwae-Schmuck magische Wirkung hatte.
    Dagnarus holte den Anhänger aus seinem Samtnest, zog ihn auf das lila Band und hielt ihn ins Licht. Die Dame konnte den Blick nicht davon wenden. Nun hatte sich ihr Ausdruck tatsächlich verändert, nun färbten sich ihre Wangen rosig, nun war ihr Blick lebendig geworden. Sie sprach mit wohlklingender, leiser Stimme mit ihrem Mann.
    »Bitte übermittle dem Prinzen meinen Dank. Ich zögere, ein solch teures Geschenk entgegenzunehmen.«
    »Du musst es annehmen, meine Liebe«, erwiderte ihr Gemahl lächelnd. »Es kommt von der Königin. Ihre Hoheit wäre sonst nur beleidigt.«
    Dagnarus schaute unruhig zu, als verstünde er ihr Zögern.
    »Dann«, erklärte die Dame, nun mit festerer Stimme, »richte Ihrer Majestät aus, dass ich das Geschenk mit Freuden annehme.«
    Lord Mabreton übersetzte. Dagnarus war begeistert.
    »Ich möchte im Gegenzug um eine Gunst bitten. Wäre es unangemessen, wenn ich der Dame den Stein selbst umlegte?«
    »Selbstverständlich nicht, Euer Hoheit. Meine Liebe, Seine Hoheit möchte dir den Anhänger selbst umhängen.«
    Die Dame senkte den Kopf. Dagnarus band die Enden des Seidenbandes zusammen. Er trat ein wenig näher an Lady Mabreton heran, als unbedingt notwendig gewesen wäre, und senkte dann das Band mit dem Anhänger über ihren Kopf. Er bewegte die Hände langsam und achtete darauf, ihre Frisur nicht durcheinander zu bringen. Ein wachsamer Beobachter hätte bemerkt, dass seine Hände ein wenig zitterten.
    »Möge die Magie des Steins so wirken, wie sie beabsichtigt war«, sagte Dagnarus leise. »Möge er Euch vor allem Schaden bewahren.«
    Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen, und in diesem Augenblick war sich Gareth sicher, dass sie die Menschensprache verstand, selbst wenn sie sie vielleicht nicht sprechen konnte. Sie wusste genau, was der Prinz gesagt hatte. Dagnarus' Finger streiften wie aus Versehen ihre Wange. Die Dame öffnete um eine Winzigkeit den Mund, und sie atmete schneller. Auf ihrer Wange zeigte sich ein Fleck, als hätte ihr seine Berührung eine Wunde geschlagen.
    Auch Dagnarus atmete nun schneller, und in seinen Augen stand ein unnatürlicher Glanz. Die Intensität des Gefühls zwischen den beiden war so stark, dass sich Gareth die Nackenhärchen sträubten, als hätte der Blitz ganz in der Nähe eingeschlagen. Er glaubte, alle im Raum hätten die blendende Helligkeit bemerken müssen, besonders Lord Mabreton, aber der Elf hatte sich einen Augenblick lang abgewandt, um mit einem anderen Adligen zu sprechen. Als er sich wieder umdrehte, war der Augenblick vorüber, der Blitz verglüht, und Gareth wartete unruhig auf den Donner.
    Dieser dröhnende Schlag erfolgte nicht sofort, aber Gareth wusste plötzlich, dass es geschehen würde. Gareth hatte sich bisher bei Dagnarus' Affären zumindest mit dem Gedanken beruhigen können, dass sie nie etwas mit
Liebe
zu tun gehabt hatten. Tatsächlich hatte Dagnarus Liebe und Liebende häufig verspottet und davon gesprochen, dass solche Gefühle nur den gesunden Menschenverstand, den Mut und den Ehrgeiz eines Mannes verwässerten und schwächten.
    Nun wirkte der Prinz wie geblendet, wie angesengt. Er, der sich so häufig laut gegen die Liebe ausgesprochen hatte, war ohne einen Schrei oder einen Blick zurück nun selbst in diesen Abgrund gefallen.
    Lady Mabreton hatte die Augen niedergeschlagen. Als ihr Mann sich ihr wieder zuwandte, war sie schon damit beschäftigt, ihr Geschenk zu bewundern. Dagnarus hätte sie vielleicht weiterhin angestarrt wie vom Donner gerührt, aber Gareth hatte seinem Freund einen heftigen Rippenstoß verpasst.
    Dagnarus fasste sich, nahm den Dank der Dame entgegen, den ihr Gemahl ihm übermittelte,

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