Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Namen auf der Zunge, als hätte er es mit einem guten Wein zu tun. »Und was bedeutet das?«
»Herzensruhe, Euer Hoheit.«
»Herzensruhe.« Dagnarus grinste schief. »Da haben sich ihre Eltern gewaltig geirrt. Danke, Silwyth, wir brauchen dich nicht mehr.«
»Ich wünsche Euch eine ruhige Nacht, Euer Hoheit.«
»Wünschen kannst du mir viel, aber ich denke nicht, dass es mir gewährt wird«, murmelte Dagnarus.
Der Elf zog sich zurück. Die beiden jungen Männer setzten sich an den Tisch. Gareth aß mit gutem Appetit und genoss das Essen, das sicher nicht so gut war wie die Speisen bei dem Bankett, aber viel besser als das Lammfleisch, das er im Tempel bekommen hatte. Dagnarus nahm ein paar Bissen, dann schob er den Teller beiseite und konzentrierte sich auf den Wein.
»Zumindest einen Sieg habe ich heute davongetragen«, brach er schließlich das lange Schweigen. Er starrte in den Weinkelch und schwenkte die rötliche Flüssigkeit darin herum. »Hast du gehört, dass Lord Donnengal gestorben ist?«
»Ja. Ich wusste nicht, dass Ihr ihn mochtet.«
»Er ist mir gleich. Das meinte ich auch nicht«, sagte Dagnarus, gereizt von der Schwerfälligkeit seines alten Freundes. »Durch seinen Tod wird ein Platz für einen neuen Paladin frei.«
»Ja, das mag wohl sein«, erwiderte Gareth immer noch ungerührt. »Hat Euer Vater schon einen Kandidaten im Sinn?«
»Das hat er«, bestätigte Dagnarus. »Mich.«
Gareth hatte gerade einen Schluck Wein trinken wollen. Nun ließ er beinahe den Kelch fallen und starrte seinen Freund erschrocken an.
»Ihr meint das wirklich ernst.«
»Ich habe nie etwas ernster gemeint«, erklärte Dagnarus. »Warum überrascht dich das so? Wir haben schon öfter davon gesprochen.«
»Und ich habe Euch immer aufgezählt, was meiner Ansicht nach dagegen spricht. Ich dachte, ich hätte Euch beim letzten Mal überzeugen können.«
»Ich habe darüber nachgedacht«, entgegnete Dagnarus, »und ich denke, wenn ich mich weigere, mich der Verwandlung zu stellen, nur weil sie gefährlich sein könnte, dann bin ich ein Feigling. Und wenn ich ein Feigling bin, dann habe ich nie wieder das Recht, einem anderen Mann zu befehlen, in die Schlacht zu reiten oder sich einer anderen gefährlichen Situation auszusetzen.«
»Es geht hier nicht um Kämpfe«, rief Gareth zornig. »Und es geht nicht darum, einen Speer ins Herz zu bekommen – das ist ein kurzer Augenblick des Schmerzes, dem ein gnädiger Tod folgt. Hier geht es um die Heilige Verwandlung, Dagnarus. Es könnte Euren Tod bedeuten, ja, aber auch viel Schlimmeres.«
Dagnarus schnaubte verächtlich. »Ich habe die Zeremonie gesehen. Ich habe gesehen, wie mein Bruder sich ihr unterzog, und es schien unangenehm zu sein, aber nichts, was ich nicht ertragen könnte. Ich bin stärker als er. Die Götter haben ihn zum Paladin des Kummers gemacht. Sie können mir nichts Schlimmeres antun, und vielleicht erheblich Besseres.«
Gareth hielt einen Augenblick inne, bevor er etwas sagte. Die beiden waren allein im Zimmer. Da alle anderen am Bankett teilnahmen, konnten sie eigentlich davon ausgehen, dass sich in diesem Teil des Schlosses niemand aufhielt. Dennoch beugte Gareth sich vor, sodass der Prinz seinen Atem auf seiner Wange und in seinem Ohr spüren könnte.
»Helmos hat nicht in die Leere geblickt, Euer Hoheit.«
»Und? Was hat das für einen Einfluss?« Dagnarus wich verärgert zurück.
»Helmos hat sich nicht der Leere geweiht, Herr«, fuhr Gareth drängend fort. »Ihr schon.«
»Du ebenfalls, Fleck«, erwiderte Dagnarus kalt.
»Ich weiß«, sagte Gareth. »Die Götter mögen mir helfen, das weiß ich.«
»Nun, dann erkläre mir, worin das Problem besteht. Und warum ich erst jetzt davon erfahre.«
»Weil ich mit den entsprechenden Studien gerade erst begonnen habe, Euer Hoheit. Und weil ich dachte, Ihr hättet den Gedanken aufgegeben, Paladin zu werden. Ich sah keine Notwendigkeit, es zu erwähnen.«
»Und, was wird passieren? Werden mir Hörner und ein Schwanz wachsen?«
»Ich weiß es nicht, Herr«, sagte Gareth und ignorierte den Sarkasmus. »Ich kann nicht sicher sein. So etwas ist noch nie zuvor geschehen.«
»Dann finde mehr heraus. Inzwischen werde ich meinen Kurs weiterverfolgen.«
»Ich werde tun, was ich kann, Euer Hoheit, aber vergesst nicht, dass ich ein Doppelleben führe. Niemand weiß, dass ich mich mit der Magie der Leere beschäftige. Ich muss mit meinen Studien im Tempel weitermachen, die schwierig genug sind. Sie lassen
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