Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
Vrykyl ohne Rüstung sähe, sich einer Leiche gegenüberfände, die den Eindruck macht, bereits Monate begraben gewesen zu sein.«
    »Es war klug von dir, das Mittagessen auszuschlagen«, meinte Dagnarus trocken. »Und wie sieht ein wohlgenährter Vrykyl aus?«
    »Wie immer er aussehen will«, antwortete Gareth. »Wenn er ein alter Mann war, als er starb, kann er wieder zu einem jungen Mann werden – ein Ausbund an Kraft und Gesundheit. Die Magie seiner Rüstung erlaubt es ihm, die Gestalt eines jeden anzunehmen, den er irgendwann einmal gesehen hat.
    Man kann einen Vrykyl nur auf zweierlei Art töten: entweder, indem man ihm die Nahrung entzieht, oder mit Waffen, die von den Göttern gesegnet wurden. Wenn es irgendwie gelänge, einen Vrykyl für sechs Monate einzuschließen, ohne dass er die Gelegenheit erhält, weiterhin zu töten, dann würde er schwinden. Das wäre allerdings ausgesprochen schwierig, denn ein Vrykyl hat übernatürliche Kraft. Ich bezweifle, dass es einen Kerker gibt, in dem man ein solches Wesen festhalten könnte. Das gesegnete Schwert eines Paladins wird allerdings, wenn es durch die Rüstung dringt und das tote Fleisch darunter berührt, einen Vrykyl auf der Stelle umbringen.«
    Dagnarus hörte kaum mehr zu. Mit glitzernden Augen hob er den Dolch hoch und hielt ihn ins Licht des grauen Tages. Er drehte ihn bewundernd hin und her.
    »Bedenke doch nur, was das bedeuten könnte, Fleck! Ich könnte Armeen schaffen…«
    »Keine
Armeen«, verbesserte Gareth. »Die Anzahl der Vrykyl ist durch die Anzahl der Paladine vorgegeben. Jedem Volk sind nur zehn Paladine gewährt, was insgesamt vierzig macht, also kann es auch nur vierzig Vrykyl geben.«
    »Dann als Anführer von Armeen. Ich wäre unbesiegbar! Mein Vater ist Hochkönig der Menschen. Ich könnte Hochkönig aller Völker sein, überall. Wenn ich selbst Paladin werde … «
    »Nein!«, rief Gareth entsetzt. Er packte Dagnarus' Unterarm, umklammerte ihn fest. »Nein«, wiederholte er.
    »Was willst du damit sagen?« Dagnarus riss seinen Arm aus Gareths schmerzhaftem Griff. »Warum starrst du mich so an?«
    »Versteht Ihr denn nicht, Euer Hoheit?«, sagte Gareth verzweifelt. »Ihr
braucht
kein Paladin zu werden. Ihr braucht es nicht! Deshalb habe ich das doch getan! Deshalb habe ich mich darum gekümmert! Für Euch! Ihr braucht Euer Leben nicht aufs Spiel zu setzen … «
    »Deine Sorge um mich ist wirklich rührend, Fleck.« Dagnarus' Tonfall war kalt und gefährlich. »Aber auch beleidigend. Du bist also überzeugt davon, dass ich versagen werde. Ich möchte dich daran erinnern, dass ich noch bei keiner Herausforderung versagt habe. Und ich werde auch bei dieser Sache Erfolg haben – einer Sache, die meinem Bruder bereits gelungen ist!« Er verzog verächtlich den Mund.
    »Ihr könnt kein Paladin sein und von den Göttern gesegnet werden und gleichzeitig diesen Dolch benutzen«, erklärte Gareth.
    »Nun, dann wirst eben du die Vrykyl für mich schaffen.«
    »Selbstverständlich, Euer Hoheit«, antwortete Gareth und verbeugte sich. »Und sie werden mir gehorchen, denn ich werde derjenige sein, der den Dolch benutzt.«
    Dagnarus verzog missbilligend das Gesicht, denn er war nicht daran gewöhnt, dass sich irgendwer oder irgendetwas seinen Wünschen widersetzte. »Wir müssen eine Möglichkeit finden, das zu umgehen! Du wirst dich danach umtun, Fleck. Ich werde in der Zwischenzeit einen angemessenen Kandidaten finden. Wir werden selbst prüfen, ob dieser Dolch tatsächlich das leistet, was du behauptest.«
    »Und wo wollt Ihr einen Kandidaten finden?« Gareth war skeptisch. »Einen, der sein Leben der Leere weiht?«
    »Ich habe eine Idee«, sagte Dagnarus leichthin. Er legte den Dolch wieder in den Beutel zurück und steckte das Bündel in sein Hemd, direkt an die Haut. »Ich werde den Dolch selbst behalten, Fleck.«
    Gareth sah ihn mit einem Schaudern an. »Ich bin froh, ihn los zu sein. Aber achtet darauf, dass niemand davon erfährt, Euer Hoheit.«
    »Keine Angst. Ich bin daran gewöhnt, Geheimnisse zu wahren. Im Unterschied zu dir halte ich das für eine angenehme Beschäftigung.«
    Gareth schüttelte nur den Kopf.
    Dagnarus warf seinem Freund einen besorgten Blick zu, und Gareth sah das Mitleid in diesem Blick. Das konnte er dem Prinzen nicht übel nehmen. Er sah vermutlich schrecklich aus, dünn und abgehärmt und älter – erheblich älter – als seine zwanzig Jahre. Er hatte seine Fingernägel abgenagt, die Nagelhäute waren zerfetzt

Weitere Kostenlose Bücher