Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
einer, der sich den Sieben Prüfungen unterziehen will, die allen Menschen auferlegt werden, die in die edlen Reihen der Paladine aufgenommen werden wollen. Diese Sieben Prüfungen sind dazu da, uns, den Prüfern, den wahren Wert eines Kandidaten zu zeigen. Aber was wichtiger ist, die Prüfungen helfen Euch, dem Kandidaten, Euch selbst kennen zu lernen.
    Dies sind die sieben Eigenschaften, die geprüft werden: Kraft, Mitgefühl, Weisheit, Durchhaltevermögen, Rittertum, Verstehen und die Fähigkeit, andere anzuführen. Es wird nicht erwartet, dass Ihr alle Prüfungen besteht. Es mag sein, dass gerade jene, bei denen Ihr versagt, sich als wertvoller für Euch erweisen werden, denn es heißt, wir lernen mehr aus dem Versagen als aus unseren Erfolgen. Die Prüfung selbst ist wichtiger als das Ergebnis, und es ist der Verlauf der Prüfung, nach dem Ihr beurteilt werdet.
    Wenn Ihr, Dagnarus, Sohn des Tamaros, diesen Bedingungen zustimmt und verstanden habt, was von Euch erwartet wird, und wenn Ihr bereit seid, Euch diesen Prüfungen zu unterziehen, dann tretet vor den Altar. Steht vor den Göttern und legt Euer Gelübde ab.«
    Der Ehrenwerteste Hohe Magus hatte in strengem Tonfall gesprochen, viel strenger als üblich. Auch er war von dieser Nominierung beunruhigt. Er hatte sich lange mit Tamaros darüber gestritten, bis zu einem Punkt, an dem der König deutlich gemacht hatte, dass sein Freund Reinholt sich auf ausgesprochen gefährlichem Boden befand. Die Stellung des Ehrenwertesten Hohen Magus war kein königliches Amt, und Reinholt hing nicht von der Billigung des Königs ab, sondern war vom Rat der Magier gewählt worden. Dennoch, der Rat zog die Wünsche des Königs in Betracht, und sollte der unsichere Boden unter seinen Füßen einbrechen, wäre es gut möglich, dass sich der Ehrenwerteste Hohe Magus plötzlich auf seinem alten Posten als Hüter der Portale wiederfand.
    Nun lag die Angelegenheit nicht mehr in seinen Händen. Die Paladine hatten abgestimmt, und der Hohe Magus konnte sich nicht weigern, die Vorbereitungen zu vollziehen, sobald die Stimmen abgegeben waren. Er war zutiefst besorgt, was die Angemessenheit des Kandidaten anging, denn Reinholt war gut informiert und hatte einige – wenn nicht alle – eben jener finsteren Gerüchte über Dagnarus vernommen, die auch an Helmos' Ohren gedrungen waren. Nun allerdings, als der Prinz vortrat und vor dem Altar niederkniete, fühlte sich der Ehrenwerteste Hohe Magus erleichtert, und er hoffte, die Gerüchte würden sich als falsch erweisen.
    Gekleidet in eine schlichte weiße Kutte, unter der er nackt war, gab Dagnarus ein hinreißendes Bild ab. Er hatte sich nach diesem Tag gesehnt, ihn geplant, darauf hingearbeitet, seit er als Kind voller Neid Zeuge der Verwandlung seines Bruders geworden war. Vor dem Altar niederzuknien und sich den Sieben Prüfungen zu unterziehen, war die Erfüllung von Dagnarus' Ehrgeiz. Dieses Erlebnis ließ ihn nicht bescheidener werden, und er war auch nicht beeindruckt von der Feierlichkeit, dem Ernst und der Heiligkeit des Augenblicks. Er hatte keine Angst. Die Prüfungen waren kein Geheimnis für ihn. Eigentlich sollte kein Kandidat davon wissen, aber Gareth hatte dem Prinzen eine detaillierte Beschreibung gegeben. Sie hatten miteinander darüber gesprochen, wie man die Prüfungen jeweils entweder bestand oder am besten umging.
    Dagnarus war beeindruckt von der Tatsache, dass er endlich das Ziel seines Lebens erreicht hatte – zumindest dieses Lebensabschnitts. Dieses Wissen berührte ihn tief, erfüllte ihn mit gewaltiger Zufriedenheit. Er befand sich daher tatsächlich in einem Zustand angemessener Ehrfurcht, seine Wangen waren rosig, und seine Augen blitzten, was jene, die ihn betrachteten, für heilige Hingabe hielten. Nur eine einzige der anwesenden Personen – Gareth, der im Schatten stand – wusste, dass dieses Blitzen in Wirklichkeit auf die Begeisterung des Prinzen darüber zurückzuführen war, dass er sein Ziel erreicht hatte.
    Der Ehrenwerteste Hohe Magus allerdings bemerkte nichts davon. Er sah einen jungen Mann von beträchtlicher Schönheit und unleugbarer Liebenswürdigkeit, einen Prinzen in Haltung und Aussehen, der vor den Göttern niederkniete und sich in Körper und Geist den Vorbereitungen weihte, die er nun über sich ergehen lassen würde. Der Ehrenwerteste Hohe Magus sah, wie stolz König Tamaros auf seinen Sohn war, sah die Tränen in den Augen des alten Mannes, als er Dagnarus seinen Segen erteilte,

Weitere Kostenlose Bücher