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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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können.«
    »Aber die Götter sind allmächtig«, widersprach seine Frau.
    »Das ist wahr«, gab Helmos zu. Er schwieg einen Augenblick lang und beobachtete die Menge, die sich langsam zerstreute, bevor er hinzufügte: »Und sie sind allwissend. Ihre Wege sind geheimnisvoll. Was, wenn sie nicht wollten, dass wir die Leere ignorieren, statt sie aktiv zu bekämpfen?«
    »Wie können sie uns das übel nehmen?«, fragte Anna. »Sie haben uns den Stein der Könige gegeben.«
    »Erinnerst du dich an die Vision, die mein Vater hatte? In der er als Kind an einem Tisch saß, und die Götter waren Eltern, die zu beschäftigt sind, um sich um ihn zu kümmern, und ihm das süße Gebäck geben, damit er still ist?«
    »So sah es aus. Aber ich habe es immer anders betrachtet«, sagte seine Frau. »Kein Kind will, dass die Eltern sich ununterbrochen um es kümmern. Sicher, sie schützen es vor Schaden, aber wenn sie des Guten zu viel tun, erdrücken sie es, verhindern, dass das Kind wirklich erwachsen wird und sich entwickelt. Niemand würde ein Kind mehr lieben als wir beide«, fügte sie leise hinzu, den Blick gesenkt, damit ihr Mann den Schmerz nicht sah, der sich darin abzeichnete. »Aber wir würden nicht jeden Augenblick des Tages mit diesem Kind verbringen, jede seiner Bewegungen beobachten und versuchen, es von jeder Gefahr wegzuzerren. Wie könnte es sonst lernen? Wie könnte es je erwachsen werden? Es würde schmerzlich für uns, aber wir müssten es allein gehen lassen, zulassen, dass es hinfällt und seine eigenen Fehler macht, sich die Finger am Herd verbrennt.«
    »Meine Liebste!«, sagte Helmos bewegt. Er drückte sie an sich und küsste sie. »Meine Geliebte. Du bist so weise. Du solltest die Mutter von einem Dutzend Kinder sein! Die Tatsache, dass dem nicht so ist, ist nur ein weiterer Grund, den Einfluss der Götter zu bezweifeln.«
    »Bitte, sprich nicht so«, flehte sie. »Vielleicht wollen sie uns etwas lehren.«
    »Ich verstehe nicht, was sie uns lehren könnten, indem sie uns ein Kind verweigern«, entgegnete Helmos gereizt.
    »Vielleicht geht es um Geduld«, erwiderte Anna und blickte unter Tränen zu ihm auf. »Festigkeit. Eine Prüfung unserer Liebe zueinander. Eine Prüfung unseres Glaubens an die Götter.«
    »Ich versuche ja, geduldig zu sein!« Helmos' Stimme war heiser von seinen eigenen unterdrückten Tränen. »Ich versuche, an sie zu glauben. Aber es ist so schwer! Die Götter sind meine Zeugen, es ist schwer! Besonders, wenn ich sehen muss, wie die Hurenbastarde meines Bruders sich überall in den Straßen herumtreiben…«
    »Still!« Anna legte ihm die Hand auf den Mund. »Still! Sag nichts mehr! Wir werden in den Tempel gehen und ein Opfer bringen.«
    »Noch ein Opfer«, warf Helmos verbittert ein.
    »Mein Liebster…«, mahnte Anna.
    »Ich weiß. Es tut mir Leid. Ich werde mein Opfer bringen, und ich werde die Götter darum bitten, mir meine Zweifel an ihnen zu vergeben.«
    Anna küsste ihn und verabschiedete sich, weil sie noch Pflichten hatte, von denen eine darin bestand, die Königin zu besuchen, die bereits die Feier zu Ehren des Aufstiegs ihres Sohns in die Reihen der Paladine plante.
    Helmos drehte sich um, um abermals aus dem Fenster zu schauen. Der Hof war voller Menschen. Die Tempeltore hatten sich hinter Dagnarus geschlossen.
    »Ich werde ein Opfer bringen. Ich werde euch um ein Kind bitten«, sagte Helmos und blickte zum Himmel auf, wo sich die Götter angeblich aufhielten. »Aber worin wird das wahre Gebet meines Herzens bestehen? Und welches Gebet werdet ihr erhören, wenn überhaupt? Für welches sollte ich auf eine Antwort hoffen, wenn ich die Wahl hätte? Würde ich das eine opfern, um das andere zu erhalten? Ich denke beinahe, das würde ich tun. Lasst meinen Bruder nicht Paladin werden!« Er hob die Hände zum Gebet. »Lasst es nicht zu!«
    Die drei Paladine, deren Aufgabe es sein würde, Dagnarus den Sieben Prüfungen zu unterziehen, standen hinter dem Altar der Götter im Tempel. Bei ihnen waren der Ehrenwerteste Hohe Magus und die drei Magier, welche die Prüfungen beaufsichtigen würden. König Tamaros saß auf seinem hochlehnigen Thron nahe dem Altar und sah stolz aus. Ein Novize, ein Freund des Prinzen und anwesend auf Dagnarus' Bitte hin, stand demütig, mit gesenktem Kopf und gefalteten Händen im Schatten an der Seite des kerzenbeleuchteten Altars.
    Der Ehrenwerteste Hohe Magus sprach die Worte des Rituals.
    »Die Götter mögen meine Zeugen sein! Vor uns steht

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