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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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sein…«
    »Nein!«, rief Dagnarus entsetzt. Er legte sie wieder auf das blutdurchtränkte Gewand. »Nein!«, wiederholte er schaudernd.
    »Lady Valura…«, mahnte Gareth zutiefst erschüttert. »Ihr wisst nicht, was Ihr da sagt! Diese verfluchten Toten haben nur den Hohn eines Lebens! Sie leben nicht wirklich! Sie ernähren sich von den Lebenden…«
    Ihre Finger, glitschig von ihrem eigenen Blut, umklammerten den Dolchgriff.
    »Dagnarus…« Sie suchte seinen Blick, sah ihn an. »Ich werde dich… niemals verlassen. Ich weihe meine Seele… der Leere.«
    »Ihr Götter! Nein!«, stöhnte Dagnarus und fiel neben ihr auf die Knie.
    Valura sagte kein Wort, gab keinen Laut von sich. Dagnarus konnte nichts anderes tun als zuzusehen, wie das Leben aus ihr wich. Ihr Blick ruhte auf ihm, so lange sie sehen konnte, bis der Tod ihn für sie auslöschte. Ihre Hand, die immer noch den Dolch berührte, wurde schlaff. Ihre Augen starrten Dagnarus weiter an, aber das Starren war blicklos.
    Dagnarus rührte sich nicht. Er sagte nichts, stieß keinen Klageschrei aus. Er kniete so lange neben Valura, dass es schien, als wäre er zu Stein geworden, als hätten ihm die Götter zuletzt doch die Verwandlung gewährt, die sie ihm zuvor verweigert hatten. Gareth hockte am Boden, wie betäubt von dieser Tragödie und vollkommen unfähig, etwas zu unternehmen. Silwyth beugte sich mit einem tiefen Seufzer vor, um Valura die Augen zu schließen.
    »Rühr sie nicht an!«, befahl Dagnarus leidenschaftlich.
    Er presste die Lippen zusammen. Nach einem Augenblick des Zögerns hob er den Dolch.
    »Ich werde ihren letzten Wunsch respektieren«, sagte er durch zusammengebissene Zähne. »Ist sie eine akzeptable Kandidatin?«
    »Das werde ich nicht zulassen, Euer Hoheit!«, rief Silwyth und versuchte, Dagnarus den Dolch zu entreißen.
    Dagnarus schlug zu, und der Elf krachte gegen die Wand und brach am Boden zusammen.
    Dagnarus drehte sich nicht einmal um, um nachzusehen, ob Silwyth tot oder lebendig war. Er legte den Dolch auf Valuras Brust.
    »Euer Hoheit«, sagte Gareth heiser. »Seid Ihr sicher, dass Ihr das wollt? Denkt doch nach! Denkt daran, was aus ihr werden wird! Ein Ungeheuer…«
    Die Worte erstarben ihm auf den Lippen. Er wich vor dem schrecklichen Zorn des Prinzen zurück.
    »Sag es mir!«, befahl Dagnarus. Schaum sprühte von seinen Lippen. Seine Augen waren dunkel und lagen tief in den Höhlen. »Sag mir, was ich tun muss!«
    »Ihr Blut…«, begann Gareth zögernd.
    »Ihr Leben!«, rief Dagnarus, und er beugte sich vor, drückte die Lippen auf Valuras Wunde und trank ihr Blut, wie ein Kind an der Mutterbrust saugt.
    »Legt… den Dolch… auf ihre Brust«, sagte Gareth leise, geschüttelt von Mitleid und Entsetzen. »Den Drachenkopf… zu ihrem Kopf. Den Handschutz…« Er konnte nicht fortfahren. Ihm war so schwindlig, dass er befürchtete, das Bewusstsein zu verlieren.
    Dagnarus' Lippen waren rot von Valuras Blut. Er legte ihr den Dolch auf die Brust, zog die Hand zurück und wartete.
    Langsam erhob sich der Dolch in die Luft. Die Schuppen des Drachen, schwarz und glitzernd, rieselten vom Dolch und drangen in Valuras Haut ein. Wo immer sie auftrafen, bohrten sie sich unter die Haut und verbanden sich miteinander, bis der Körper der Elfenfrau mit einer festen schwarzen Hülle, der schimmernden Rüstung umgeben war.
    Dagnarus sah mit steinerner Miene zu, untröstlich und reglos. Ein Helm, geschmückt mit Vogelflügeln, die bläulich schwarz waren wie die einer Krähe, bedeckte Valuras Gesicht. Schwarze Kettenhandschuhe umschlossen ihre Hände. Nichts von ihrer Haut blieb sichtbar. Es war, als hätte die Dunkelheit sie verschlungen.
    Valura bewegte die Hand, griff nach oben, hob das Visier des Helms. Sie öffnete die Augen. Kein Leben stand darin, sie waren dunkel und kalt und glasig. Valura sah Dagnarus an. Ihr lebloser Blick ruhte auf ihm.
    »Ich bin bei dir«, sagte sie zu ihm. »Für immer.« Sie streckte die behandschuhte Hand aus.
    Er griff danach, drückte ihre Finger an die Lippen. »Für immer«, sagte er. Seine Worte kamen von Lippen, die noch von ihrem Blut befleckt und kälter waren als die ihren, die vom Reich der Toten kündeten.
    »Die Zeit ist um!«, rief Lord Mabreton. »Schickt die Hure heraus, oder wir werden kommen und sie holen.«
    »Ja«, sagte Dagnarus leise. »Ich werde dir deine Frau schicken.« Er warf einen achtlosen Blick über die Schulter. »Silwyth. Stehst du zu mir, oder wünschst du nun, zu meinen

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