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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Rückseite des Gebäudes. Ihm kam der Gedanke, er könnte jetzt einfach immer weiterlaufen, bis er den Rand der Klippe erreichte, und dann weiterrennen – direkt ins Vergessen. Aber er sprang nicht von der Klippe – der Tod wäre für ihn nun zu einfach gewesen. Er tat es nicht, weil er innerlich bereits tot war. Innerlich war er ebenso ein Vrykyl wie Shakur und Valura. Nur Dagnarus' Tod würde die Vrykyl von ihrem Fluch befreien. Nur wenn Dagnarus starb, würde auch Gareth wieder frei sein.
    Was Dagnarus selbst anging – er war bereits gestorben. Sein Fluch bestand darin, immer weiter zu sterben, wieder und wieder und wieder und wieder.
    An diesem Abend verließen die Bewohner von Vinnengael ihre Häuser und sammelten sich in den Straßen, um zuzusehen, wie oben auf dem Leuchtfeuerhügel ein großer Brand wütete. Alle wussten, dass der dortige Außenposten längst verlassen war; es war hundert Jahre her, seit zum letzten Mal ein Leuchtfeuer dort oben gebrannt hatte. Dieses Feuer war offensichtlich magischer Art, denn die gelben Flammen hatten grüne und purpurne Herzen. Sie flackerten so hoch in die Luft, dass es aussah, als wollten diese Flammenzungen an den Sternen lecken.
    Der König und der Ehrenwerteste Hohe Magus hielten die ganze Nacht Wache und beobachteten das Feuer von einem Fenster des Turmzimmers aus.
    »Was glaubt Ihr, was das ist?«, fragte Helmos, nachdem sie eine Stunde lang schweigend zugesehen hatten.
    »Ich wage es nicht, Spekulationen anzustellen, Euer Majestät«, erwiderte Reinholt.
    »Ist es Magie der Leere?« Helmos stand am Fenster und starrte zu den Silhouetten weit entfernter Bäume hinüber, die sich als schwarze Skelette gegen die Flammen abhoben.
    »Ja, Euer Majestät«, antwortete der Hohe Magus. »Das ist die Magie der Leere.«
    Das Feuer tobte die ganze Nacht und brannte schließlich gegen Morgen aus. Dicke Rauchwolken rollten den Hügel herunter und warfen ihren Schatten über die Stadt. Hustend und würgend schlossen sich die Menschen in ihren Häusern ein, schlossen die Fenster und verstopften alle Ritzen mit Decken, um den Rauch aus ihren Häusern fern zu halten, denn der schwarze Qualm roch ätzend, und es breiteten sich Gerüchte aus, er sei giftig.
    Die Orks verließen die Stadt alle miteinander, denn die Schamanin hatte dem Kapitän mitgeteilt, die Vorzeichen gehörten zu den schlechtesten, die sie in ihrem ganzen Leben gesehen hatte.
    Sie drängten sich auf ihre Schiffe, setzten Segel und nutzten denselben Wind, der den verfluchten Rauch von den Hügeln herabtrieb, um in See zu stechen.
    Die Elfen blieben, weil sie herausfinden wollten, was aus Lord Mabreton geworden war.
    Am nächsten Tag erhielten sie ihre Antwort.
    Hauptmann Argot kam in den Palast und bat um ein Gespräch mit dem König.
    Der König, sagte man dem Kapitän, war bei seinem Vater.
    Argot betrat die Halle, in der Tamaros aufgebahrt lag. Die Leiche des Königs, in rote, goldgesäumte Gewänder gehüllt und bedeckt mit einer Decke aus Purpurtuch, lag auf einem Katafalk, und neben seinem Kopf und zu seinen Füßen brannten Kerzen. An den Wänden der Halle standen die leeren Rüstungen und hielten ihre endlose Wache.
    Helmos saß auf einem Stuhl an der Seite seines Vaters. Der alte König sah gelassen, ruhig und friedlich aus. Der neue König hatte den Kopf vor Sorgen und Zweifeln gesenkt.
    Hauptmann Argot kniete respektvoll vor dem verstorbenen König nieder, dann erhob er sich und trat näher, um dem lebenden Herrscher Bericht zu erstatten.
    »Was habt Ihr gefunden?«, fragte Helmos.
    Zur Antwort hielt Hauptmann Argot einen Anhänger hoch. Der Anhänger hatte einmal aus schimmerndem Silber bestanden und war nun rußig und schwarz angelaufen. Helmos griff danach und starrte ihn an. Er schloss gequält die Augen und umklammerte den Anhänger mit festem Griff.
    »Es ist der Anhänger eines Paladins. Der von Lord Mabreton, Euer Majestät«, sagte Kapitän Argot. »Ich erkenne ihn wieder.«
    »Kein Paladin legt diesen Anhänger je ab«, meinte Helmos bedrückt. »Nicht solange er lebt.«
    »Wir fanden die Leichen seiner Leute, Euer Majestät. Die meisten Elfen sind in dem Feuer umgekommen, das den gesamten Hügelabhang überzog. Einige allerdings…« Argot zögerte.
    »Weiter, Hauptmann«, sagte Helmos.
    »Wir fanden mehrere Elfen, die nicht in den Flammen umgekommen waren. Sie waren nichts weiter als geschrumpfte Hülsen, als wäre die Essenz all dessen, was sie einmal gewesen sind, aus ihnen herausgesogen

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