Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Ahnfrau vor. »Solange wir Menschen töten und unserem Ziel näher kommen können, wen interessiert es, auf wessen Seite wir das tun?«
»Daran hatte ich schon gedacht, aber er will keine Armee.«
Der Schild wandte den Blick einem kunstvollen Kasten aus Gold und Kristall zu, der den Ehrenplatz auf dem Altar des Haushalts einnahm. In diesem Kasten, auf einer Unterlage aus purpurfarbenem Samt, befand sich ein einzigartiger Stein in Form eines Dreiecks mit glatten Seiten. Der Diamant spiegelte das Licht der Altarkerzen wider und schimmerte in unzähligen winzigen Regenbögen.
»Er will den Stein der Könige wiederhaben!«, sagte der Geist plötzlich.
»Ja, Verehrte Mutter.« Der Schild verneigte sich. »Deshalb hielt ich es für besser, den Stein aus dem Garten zu holen, wo er zuvor aufbewahrt wurde, und ihn hierher in unser Haus zu bringen. König Helmos bittet darum, dass ich ihm den Stein zurückgebe. Man könnte beinahe sagen, dass er es fordert.«
»Ah!« Die Ehrenwerte Ahnfrau verzog missbilligend das Gesicht und vergaß den Tee. Ihre Vogelaugen glitzerten, und sie kniff die Lider ein wenig zusammen. »Das stellt eine Schwierigkeit dar. Ist er denn in so schrecklicher Not? Glaubt er wirklich, der Dämonenprinz könne sich der Krone bemächtigen?« Sie schüttelte den geisterhaften Kopf. »Selbst wenn der Paladin der Leere die Stadt belagert – Vinnengael ist eine mächtige Festung. Ihre Vorräte könnten jahrelang halten. Sie haben so viel Wasser, wie sie wollen. Was hat König Helmos zu befürchten? Es ist schließlich nicht so« – der Geist schnaubte –, »als stellten wir Elfen unsere Macht gegen die seine. Dann hätte er tatsächlich Anlass zur Sorge.«
»Aber dies sind genau die Gründe, aus denen wir keine Streitmacht gegen Vinnengael aussenden«, erklärte der Schild und goss sich eine weitere Tasse Tee ein. »Das und die Tatsache, dass es uns erheblich mehr Geld einbringt, mit den Menschen Handel zu treiben, als es nach ihrer Unterwerfung der Fall sein würde. Nein, es scheint mir, als wäre es das Beste, wenn wir dafür sorgen, dass sich die Menschen gegenseitig die Kehlen durchschneiden, und wenn sie ausgeblutet sind, nehmen wir uns das Grenzland und werden reich, indem wir ihnen das Holz und die anderen Rohmaterialien schicken, die sie brauchen, um ihr Land wieder aufzubauen.
So lautet mein Plan, und ich halte ihn für gut. Dennoch« – der Schild stellte die Tasse ab und sah den Geist besorgt an –, »ich hatte nicht vorausgesehen, dass der König um die Rückgabe des Steins der Könige bitten würde.«
»Und warum ist das ein Problem?«, fragte die Ehrenwerte Ahnfrau. »Sag ihm einfach, dass der Stein uns gehört und wir vorhaben, ihn zu behalten.«
»Die Angelegenheit ist nicht ganz so einfach, verehrte Mutter. Als ich den Stein entgegennahm, habe ich den Göttern einen Eid geschworen. Wir alle haben diesen Eid geleistet. Sollte jemals einer der vier, die Anteile des Steins besitzen, in großer Not sein, dann würden die anderen drei ihren Teil des Steins zurückgeben, sodass die Diamantenpyramide wieder zusammengesetzt werden kann.«
»Und was wird geschehen, wenn der Stein wieder zusammengesetzt wird?«, wollte die Ahnfrau wissen, und ein tückisches Glitzern trat in ihre Augen.
Der Schild dachte nach. »Ich weiß es nicht«, meinte er schließlich. »Seine magische Kraft wird vervierfacht, würde ich annehmen.«
»Und all diese Macht wird sich in den Händen des Menschenkönigs befinden.« Die Ahnfrau kniff missbilligend die Lippen zusammen.
»Das ist wahr, verehrte Mutter«, sagte der Schild und nickte. »Daran dachte ich ebenfalls.«
»Du durchschaust selbstverständlich seinen Plan, mein Sohn«, sagte die Ehrenwerte Ahnfrau. »Eigentlich braucht Helmos die Macht des Steins nicht, um in einem Bürgerkrieg gegen seinen Bruder zu bestehen. Nein! König Helmos benutzt diesen Krieg als Ausrede, um sich den Stein wieder zu verschaffen, den sein Vater so sorglos weggeben hat. Ich habe schon gehört, dass es unter seinen Beratern einige gab, die König Tamaros darum gebeten haben, den Stein der Könige nicht aufzuteilen. Wenn König Helmos wieder über den gesamten Stein verfügt, wird er dessen Macht benutzen, um seinen Bruder zu besiegen. Aber er wird es nicht dabei belassen. Er wird seinen gierigen Blick auf uns richten. Wir könnten ihn selbstverständlich immer noch besiegen«, meinte die Ehrenwerte Ahnfrau mit überwältigendem Selbstvertrauen, »aber der Kampf würde viele
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