Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Elfen das Leben kosten.«
»Du bist weise, verehrte Mutter«, erklärte der Schild und verbeugte sich im Sitzen. »Es ist kein Wunder, dass ich gekommen bin, um dich um Rat zu fragen.«
Der Geist lächelte erfreut.
»Aber«, fuhr der Schild fort, »ich habe immerhin den Göttern einen Eid geschworen. Ich will ihn nicht brechen. Dadurch würde ich mein Gesicht verlieren und unsere Familie in Schande stürzen. Der Göttliche würde es zweifellos herausfinden, und er würde durchaus zu Recht behaupten, dass ich einen Schwur gebrochen habe, und dann würde mir niemand mehr vertrauen.«
»Wann wird Prinz Dagnarus mit seinem Angriff beginnen?«, fragte die Ehrenwerte Ahnfrau.
»Wenn ich mich auf Silwyth, meinen Spion im Haushalt des Prinzen, verlassen kann, dann bewegt sich der Prinz nur langsam. Er hat seine Streitkräfte um sich gesammelt. Er könnte mit dem Neumond bereit sein, in den Kampf zu ziehen, aber das ist nicht vollkommen sicher. Er weidet sich immer noch daran, seinen Bruder schwitzen zu sehen.«
Die Geisterdame lächelte erfreut. »Dann solltest du Folgendes tun, mein Sohn: Du wirst diesem Paladin sagen, dass du den Willen des Vaters und der Mutter bezüglich des Steins der Könige einholen musst. Dies wird Gebete notwendig machen, Fasten, feierliche Zeremonien, die Versammlung aller Priester des Reiches, die Bemühungen des Göttlichen…«
»Ich kann dir jetzt schon garantieren, dass der Göttliche und ich in dieser Sache ausnahmsweise auf derselben Seite stehen«, warf der Schild ein. »Er will den Stein der Könige ebenso wenig verlieren wie ich.«
»Hervorragend. Es wird mindestens sechs Monate brauchen, um auch nur die Priester zusammenzubringen, von denen einige in den Heiligen Schreinen hoch in den Bergen leben. Danach werden die rituellen Spiele zu Ehren der Götter und die angemessenen Opfer stattfinden und weitere zwei Monate brauchen, und dann muss die Antwort der Götter schließlich noch interpretiert werden. Das kann manchmal ein ganzes Jahr oder länger dauern…«
Der Schild erhob sich respektvoll und verbeugte sich dreimal tief. »Möge dieses Haus sich stets auf deine Weisheit verlassen, Mutter«, sagte er mit großem Ernst. »Und mögest du immer hier sein, um uns anzuleiten.«
Dann setzte er sich wieder und begann, über Familienangelegenheiten zu sprechen, was einige Zeit in Anspruch nahm. Danach spielten sie Mah-Jongg. Immerhin bestand keine Notwendigkeit, sich zu beeilen.
Der Kapitän der Orks saß vergnügt in seiner Lieblingstaverne in der Küstenstadt Quash'Gaat und gab sich seinen Lieblingsbeschäftigungen hin: Er trank seinen Lieblingsschnaps und versuchte, ein Tangram zu lösen. Der orkische Name des Schnapses lautet »Tscha-gau«, was sich grob als »Muttermilch« übersetzen lässt. Wenige Menschen können auch nur den Geruch dieses Getränks ertragen, das angeblich aus einer Mischung aus Fischöl und fermentierter Ananas hergestellt wird.
Das Tangram ist ein Puzzle aus einem Holzquadrat, das in sieben Teile geteilt wurde: fünf Dreiecke, ein Quadrat und einen Rhombus. Diese Teile kann man zum Beispiel zu zwei gleich großen Quadraten zusammensetzen – ein Kinderspiel. Man kann sie auch benutzen, um Hunderte von Figuren darzustellen, von Schiffen über Flaschen und Tiere bis hin zu Männern und Frauen. Der Kapitän war herausgefordert worden, mit dem Tangram einen Albatros zu legen, eine Aufgabe, die einfach genug gewesen wäre, hätte er sie nicht im Zeitraum von siebenundsechzig Fußstampfern ausführen müssen.
Die Zeit wurde laut mitgezählt, mit großer Begeisterung und unter dem rhythmischen Stampfen vieler bestiefelter Orkfüße, denn die Taverne war proppenvoll. Ein Sturm hatte dafür gesorgt, dass die Fischerboote im Hafen geblieben waren und die größeren Schiffe nicht in See stechen konnten. Der Boden der Taverne bebte vom Stampfen, ebenso wie der Tisch, an dem der Kapitän versuchte, sich auf das Tangram zu konzentrieren, und die Holzstücke zitterten heftig und brachten ihn immer wieder aus dem Konzept.
»Sechsundfünfzig, siebenundfünfzig…«, sangen die Orks und schlugen nun auch mit den Handflächen oder ihren Krügen auf die Tische.
Der Kapitän hatte es beinahe herausgefunden, brachte gerade den Rhombus in Position, als es am Eingang der Taverne unruhig wurde.
»Im Namen des Königs!«, rief die Stimme eines Menschen. »Lasst mich durch!«
»Was für ein König?«, brüllten die Orks zurück. »Und wie lautet denn sein Name?«
»Heute
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