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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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benutzten!
    Während der Paladin noch zusah und zu entsetzt war, um etwas sagen zu können, griff eines der Kinder – ein Mädchen mit einem verkrüppelten Arm – nach dem Stein der Könige und nahm ihn von seinem Platz auf der Pferdedecke. Der Stein hing an einer Schnur aus geflochtenem Rosshaar. Das Mädchen hängte ihn sich um den Hals.
    Die anderen Kinder verbeugten sich vor ihr und streckten die Hände aus, um sie zu berühren, als würde dies Glück bringen. Sie schienen ihr Spiel sehr ernst zu nehmen, das musste der Paladin ihnen lassen. Sie kicherten nicht. Sie verspotteten den Stein nicht. Aber der Stein der Könige war schließlich kein Spielzeug!
    Der Paladin hatte nun überhaupt keine Bedenken mehr, den Zwergen den Stein wieder abzunehmen. Er würde zurückgegeben werden, sobald die Zwerge dem Rat versichern konnten, dass man ihn mit entsprechendem Respekt behandeln würde.
    Der Paladin trat aus dem Schatten und in einen Fleck von Sonnenlicht, das durch eine Öffnung im Zeltdach fiel.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er streng und bediente sich dabei der Zwergensprache.
    Die Kinder waren erschrocken, sowohl über die unerwartete Stimme als auch über den erstaunlichen Anblick des in Silber gehüllten Paladins, der gebeugt dastehen musste, damit sein Helm nicht gegen das Zeltdach stieß. Aber die Kinder hatten keine Angst, und sie zeigten keinen sonderlichen Respekt. Sie betrachteten ihn eher misstrauisch. Vier von ihnen stellten sich zwischen ihn und das Mädchen, das den Stein trug. Er hielt dies für einen Teil des Spiels, und genau das ärgerte ihn.
    »Gib mir den Stein!«, sagte er. »Der Stein der Könige ist kein Spielzeug! Es ist ein heiliger Gegenstand, der uns von den Göttern gegeben wurde.«
    »Wer bist du, Mensch?«, fragte das Mädchen, das den Stein um den Hals trug. Zwerge mit ihren tiefen, mürrischen Stimmen hätten die Stimme für kindlich und schrill gehalten, aber für den Paladin klang sie wie die Stimme einer Erwachsenen. »Und welches Recht hast du, unseren heiligen Tempel zu betreten?«
    »Tempel«, murmelte er verblüfft. Er hatte nicht daran gedacht, dass dieses Zelt ein Tempel sein könnte und die Holzkiste mit der Pferdedecke das, was sich Zwerge unter einem Altar vorstellten.
    Aber wenn dem so war, dann hatte er einen schwer wiegenden Fehler gemacht. Die Kinder hatten Recht und er Unrecht. Er hatte ihren »Tempel« ohne Erlaubnis betreten, und er hatte sich ihnen nicht vorgestellt, wie man es von einem echten Ritter erwartete.
    »Ich bin Gregor«, sagte er. »Ein Paladin aus Vinnengael. Meine Treue gilt König Helmos. Ich entschuldige mich für meine Unhöflichkeit. Ich fand es zutiefst beleidigend, den Stein der Macht als Spielzeug benutzt zu sehen.«
    »Wir wären ebenfalls aufgebracht über so etwas«, erwiderte das Zwergenkind ernst. »Aber Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Wir sind die Hüter des Steins der Könige, und wir werden nicht zulassen, dass jemand ihn verspottet.«
    Die Hüter! Lord Gregor war verdutzt. Diese Kinder sollten die Hüter des Steins sein? Dafür würde Dunner zur Verantwortung gezogen werden. Lord Gregor würde ihn vor den Rat bringen.
    »Ich will euch nicht beleidigen, aber ihr seid Kinder. Der Stein der Könige sollte nicht von Kindern bewacht werden, sondern von großen Kriegern. Und ihr solltet ihn nicht leichtfertig als Schmuckstück tragen«, fügte er hinzu und zeigte auf das Mädchen.
    »Das tue ich auch nicht!« Das Mädchen war empört.
    »Der Stein befindet sich schon seit vielen Monden hier«, erklärte ein Junge. Er hatte sich so aufgestellt, dass er den Stein im Notfall besser verteidigen konnte, wie Gregor nun bemerkte. »Er war allein. Niemand ist gekommen, um ihn zu sehen. Niemand hat ihm die Ehre erwiesen. Er war vernachlässigt und verlassen.«
    Wie diese Kinder, dachte Lord Gregor. Sie sind alle Waisen. Verlassen von ihren Eltern, vernachlässigt von jenen, die man gezwungen hat, sich um sie zu kümmern.
    »Eines Tages sind wir hierher gekommen, um uns den Stein anzusehen«, erklärte das Mädchen. »Er schimmerte hell in der Sonne, und Regenbögen glitzerten auf ihm. Er war das Schönste, was wir je gesehen hatten.«
    »Wir haben ihn abgestaubt und den Boden gefegt und das Zelt des Steins ordentlich aufgeräumt«, fügte ein weiterer Junge hinzu.
    »Und jeden Tag nimmt ihn einer von uns und trägt ihn am Herzen« – das Mädchen legte die Hand auf ihre Brust –, »um ihn zu ehren und den Stein wissen zu lassen,

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