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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Vorurteile gegenüber den Menschen hegen, halten die Hüter in Ehren und behandeln sie mit größter Hochachtung. Die Elfen haben allerdings festgestellt, dass der Tee, der den Menschen eine längere Lebensspanne verleiht, die eines Elfen beträchtlich verringert und ihn etwa zweihundert Jahre kostet. Die Zwerge haben zwar nichts gegen die Vorstellung, in der Welt herumzureisen, mögen aber den Gedanken nicht, alles, was sie sehen, auch aufzeichnen zu müssen. Die Orks, die sich stets auf Vorzeichen verlassen, sind viel zu unberechenbar, um gute Historiker abzugeben. Daher sind die meisten Hüter Menschen.
    Tabita hatte beinahe das Ende ihrer Lebensspanne erreicht. Sie war die Älteste unter denen, die derzeit im Kloster lebten, und wurde hoch verehrt. Ihr Körper war mit Tätowierungen bedeckt, die alle wichtigen Ereignisse dokumentierten, deren Zeugin sie gewesen war. Darunter war auch die Geburt von König Tamaros, die auf ihrem linken Schienbein festgehalten worden war. Tätowierungen bedeckten auch ihr Gesicht, das so faltig war, dass die meisten davon kaum mehr zu erkennen waren. Nach ihrem Tod würde die Haut straff werden und sich glatt über die Knochen spannen – eine weitere Auswirkung des Tees, der den Verfall der Leichen verhinderte.
    Tabitas rasierter Hinterkopf war allerdings immer noch ungezeichnet wie der eines Neugeborenen. Auf diesem Teil ihres Körpers halten die Hüter fest, was er oder sie für das wichtigste Ereignis ihres Lebens halten, und darüber hatte Tabita noch keine Entscheidung gefällt. Viele der jüngeren Hüter flüsterten, sie würde erst danach ihr Leben für vollendet halten und in Frieden sterben können.
    Vielleicht war dieses Flüstern auch an die Ohren der Ordensoberhäupter gelangt, oder sie hatten schon geahnt, was geschehen würde, und Tabita dafür vorgesehen, ein ausgesprochen wichtiges Ereignis mitzuerleben.
    »Tabita«, sagte Feuer – denn jeder von ihnen war unter dem Namen des Gottes bekannt, dem er oder sie diente. Feuer trug ein rötlich-orangefarbenes Gewand. »Es ist an der Zeit, dass du nach Vinnengael reist.«
    Tabita beugte den rasierten Kopf vor jedem der Vier und vor dem leeren Stuhl, denn der Fünfte – wiewohl abwesend – wurde nie vergessen. Sie hatte den Ruf schon erwartet. »Ich werde sofort abreisen, Geehrte Meister. Und ich danke Euch«, fügte sie hinzu.
    Tabita war nie sonderlich groß gewesen, und der Tee und ihr hohes Alter hatten sie noch mehr schrumpfen lassen. Als sie nun vor den Vieren stand, wirkte sie ausgesprochen zerbrechlich, so brüchig und trocken wie eine Maisstrohpuppe. Sie trug nur allerschlichteste Kleidung – ein langes Stück Stoff, das sie sich beinahe wie eine Windel umgebunden hatte. Die Hüter trugen niemals Kutten oder schwere Gewänder, ganz gleich, wie bitter kalt oder ungnädig das Wetter war. Der Tee gibt dem Körper alle Wärme, die er braucht.
    »Dagnarus' Armee hat sich in Bewegung gesetzt«, sagte Luft, deren Tuch himmelblau war. »Es ist eine gewaltige Armee aus Elfen und Menschen, darunter auch die wilden Barbarenkrieger der Trevenici. Weil die Armee so groß ist, kommt sie nur langsam voran. Du solltest genügend Zeit haben, Vinnengael bis dahin zu erreichen.«
    »Die Tore von Vinnengael sind geschlossen und bewacht«, sagte Wasser im grünen Tuch. »Die Portale sind versiegelt; niemand darf sie mehr von den Ländern der anderen Völker aus betreten. Da sie sich geweigert haben, ihre Teile des Steins der Könige zurückzugeben, vertraut König Helmos seinen ehemaligen Verbündeten nicht mehr und hat keine weitere Hilfe von ihnen erbeten.
    Niemandem in Vinnengael ist es jetzt noch gestattet, die Portale zu benutzen, weil König Helmos befürchtet, dass die Elfen, Zwerge oder Orks seine Untertanen gefangen nehmen und Dagnarus übergeben könnten.«
    »Die Menschen, die auf den Bauernhöfen rings um die Stadt lebten, haben ihre Häuser bereits verlassen und hinter den Stadtmauern Schutz gesucht«, erklärte Erde, der braun gekleidet war. »König Helmos erwartet dich allerdings bereits, und man wird dir und deinem Gefolge die Tore öffnen.«
    Die vier Hüter und Tabita schauten zu dem leeren Stuhl hinüber, als müsste dort inzwischen jemand sitzen, aber er war leer geblieben. Wieder verbeugte sich Tabita vor allen, um anzuzeigen, dass sie sie verstanden hatte und ihre Anweisungen akzeptierte.
    »Es könnte gut sein, dass du dich bald inmitten eines erbitterten Kampfes befindest, wie Loerem ihn noch nicht gesehen

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