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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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nachdem er den Palast betreten hatte, der erste Befehl, den er gab, lautete: »Sucht meinen Bruder Helmos und bringt ihn mitsamt dem Stein der Könige zu mir.«
    »Ich werde gehen, Euer Hoheit«, bot Gareth an. Dies war ein Befehl, dem er nur zu gern Folge leistete. Er hoffte, derjenige zu sein, der Helmos fand und ihm helfen konnte zu fliehen, der ihm half, sich zu verstecken – er wollte den König unbedingt vor Dagnarus' Zorn retten.
    Dagnarus warf Gareth einen misstrauischen Blick zu. Der Prinz wusste, dass Gareth Helmos sehr achtete. Aber Dagnarus wusste auch, dass Gareth außer Silwyth der Einzige in seinem Heer war, der sich im Irrgarten der Palastflure auskannte. Der Prinz konnte nicht selbst suchen, noch nicht. Die tausend Verantwortlichkeiten eines Heerführers erforderten seine Aufmerksamkeit, er musste die Streitkräfte aufteilen und einige davon ausschicken, um den Palast zu sichern. Schon erklangen Kampfgeräusche aus den unteren Fluren, wo die Wache versuchte, den Feind aufzuhalten. Er würde zuerst dafür sorgen müssen, dass der Palast wirklich ihm gehörte, bevor er sich um seine persönlichen Angelegenheiten kümmerte.
    »Geh mit Fleck«, befahl Dagnarus Silwyth, und dann wurde der Prinz von seinen Kommandanten weggerufen.
    Gareth eilte durch die ihm so vertrauten Flure, die der größte Teil von Dagnarus' Armee nicht kannte. Er ging direkt zu den königlichen Gemächern. Er nahm nicht an, Helmos dort zu finden, hoffte aber, auf Königin Anna zu treffen, hoffte, ihr klar machen zu können, dass er nur das Beste für ihren Mann im Sinn hatte. Er hoffte, dass sie ihm verraten würde, wo er Helmos finden könnte.
    Gareth war im Palast aufgewachsen, er kannte sich hier besser aus als in dem viel kleineren Haus seiner eigenen Familie. Aber er entdeckte zu seinem Unbehagen, dass die Flure seltsam und fremd wirkten. Er fragte sich nach dem Grund, und plötzlich begriff er, dass es daran lag, dass er das Schloss von der Rückseite her betreten hatte. Er sah alles aus dem falschen Winkel. Dazu kam noch der durch die Fenster eindringende Rauch, den der heftige Seewind hereinblies. Der Rauch flog in Fetzen an ihnen vorüber, verdunkelte manchmal Gareths Blickfeld, brachte ihn zum Husten und verschwand dann stellenweise wieder völlig.
    Gareth rannte durch die Flure und hatte nur eine vage Vorstellung davon, wohin er ging. Er nahm an, dass es der richtige Weg war, war aber nicht ganz sicher. Er hätte Silwyth fragen können, der ihn begleitete, aber er war ganz darauf konzentriert, darüber nachzudenken, was er mit Silwyth anfangen sollte. Unter diesen Umständen wollte er sich auf keinen Fall schwach zeigen, indem er den Elf etwas fragte.
    Endlich bog Gareth um eine Ecke und stand vor der Tür zum Spielzimmer. Erinnerungen kamen auf – Erinnerungen an ein Kind, das sich im Palast verlaufen hatte, Erinnerungen an das freundliche, liebevolle Lächeln eines Prinzen. Nun wusste Gareth, wo er war. Er blieb stehen und wandte sich dem Elf zu.
    »Lasst mich allein, Silwyth. Lasst mich das hier allein tun. Wenn Ihr…« Gareth hielt inne und wappnete sich. »Wenn Ihr nicht geht, werde ich meine Magie gegen Euch einsetzen. Ihr mögt schnell mit einem Messer sein« – er erinnerte sich an den Tag, an dem er zugesehen hatte, wie Silwyth Lord Mabreton mit einem Dolchstoß in den Rücken ermordet hatte –, »aber die Magie der Leere ist schneller.«
    »Was habt Ihr vor, Meister Gareth?«, fragte Silwyth kühl. »Wollt Ihr Helmos zur Flucht drängen? Ihn an einen sicheren Ort bringen? Ihn vor seinem Bruder verstecken?«
    Gareth starrte ihn an und tat so, als hätte er ihn nicht verstanden. »Ich weiß nicht…«
    »Helmos wird nicht mit Euch kommen. Er ist kein Feigling, und er ist auch kein Narr. Obwohl er vermutlich sterben wird, werden das, was er ist, und das, wofür er kämpft, weiterleben. Er weiß das. Er weiß, dass zukünftige Generationen einen Helden brauchen. Eure Anstrengungen um seinetwillen werden vergeblich sein, und wenn Dagnarus entdecken sollte, dass Ihr ihn verraten wolltet…«
    »Geht, Silwyth«, sagte Gareth störrisch, »oder ich muss Euch töten.«
    »Ich werde gehen«, erklärte Silwyth, und auf seinen Lippen stand ein seltenes Lächeln, eines der wenigen Anzeichen von Gefühlen, die Gareth je bei dem Elfen bemerkt hatte. »Ich werde gehen. Aber nicht, weil Ihr mich bedroht. Ich verlasse Vinnengael. Ich verlasse Seine Hoheit. Meine Zeit hier ist zu Ende. Meine Zeit bei
Dagnarus
ist zu Ende.«

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