Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Schild.
»Jawohl, Herr. Ich werde ihm einen Weg zeigen, der unter den Wasserfällen hindurch und von dort zu einem Geheimpfad führt, den ich entdeckt habe. Wenn uns jemand begegnet, werde ich erklären, der Lord sei betrunken. Es wäre nicht das erste Mal.« Er zögerte und warf dem Schild einen Blick zu, als wollte er noch mehr sagen; dann senkte er den Blick.
»Sprecht, Silwyth«, sagte der Schild mit freundlichem Lächeln. »Ihr habt mir heute einen großen Dienst erwiesen. Ich schulde Euch die Antwort auf eine oder zwei unverschämte Fragen.«
»Ich fragte mich nur… Lady Mabreton…« Silwyth schien verlegen.
»Die schöne Lady Mabreton.« Der Schild legte Silwyth eine Hand auf die Schulter. »Lord Mabreton hat einen unverheirateten Bruder – kürzlich verwitwet, wenn ich mich recht erinnere –, der die Dame zweifellos gern heiraten wird. Macht Euch keine Sorgen. Sie wird nicht für die Dummheit ihres Gatten zahlen müssen.«
Silwyth nickte erleichtert.
»Sie wird die Leiche nach Hause begleiten«, fuhr der Schild fort. »Ich habe gestern Abend mit ihr gesprochen. Der plötzliche Tod ihres Gemahls wird sie nicht sonderlich überraschen. Ich glaube auch nicht, dass sie von Trauer überwältigt sein wird. Und nun bin ich schon beinahe zu spät dran für mein Gespräch mit Seiner Majestät. Ich werde Euch sicher während meines Besuchs hier noch sehen, Silwyth?«
»Wenn meine Pflichten gegenüber dem jungen Prinzen das zulassen, Euer Lordschaft.« Silwyth verbeugte sich.
Der Schild ging weiter den Flur hinunter, begleitet von seinen Wachen. Silwyth ging in die Gegenrichtung, gefolgt von dem Soldaten, der Lord Mabretons Leiche trug.
»Silwyth hat diesen Mann umgebracht!«, stammelte Gareth, als der Flur wieder vollkommen leer war und selbst die Schritte der Elfen nicht mehr zu hören waren. »Er hat ihn erstochen – von hinten! Ich habe sein Gesicht gesehen!« Er erschauerte und schlug die Hände vor die Augen, als wollte er den schrecklichen Anblick ausschließen. »Ich habe sein Gesicht gesehen!«
»Hör auf! Du benimmst dich wie eine alberne Zofe, die wegen einer Ratte zu kreischen anfängt«, schimpfte Dagnarus. Er zwickte seinen Freund fest in den Arm. »Lass den Kopf nach unten hängen, zwischen die Knie. Dann wird es dir bald besser gehen. Ich wünschte wirklich, ich würde Elfisch verstehen!«, fügte er hinzu. »Um was ging es da? Was haben sie gesagt?«
»Ich weiß es nicht«, murmelte Gareth. »Mir ist schlecht.«
»Verdammt, sag es mir!« Dagnarus schüttelte Gareth so heftig, dass dieser gezwungen war, den Kopf wieder zu heben. »Sag mir, um was es ging!«
Dagnarus war bleich, die grünen Augen glühten, brannten sich durch das elende Gefühl in Gareths Magen, brannten durch Entsetzen und Schreck.
»Sag es mir, Fleck«, befahl Dagnarus. Seine Stimme war fest, und das beruhigte Gareth ein wenig.
Er gehorchte, wie er es gewohnt war.
»Es ging um den Stein der Könige«, antwortete er mit zitternder Stimme. »Es sieht so aus, als wollte der Göttliche ihn für sich selbst. Dieser andere Mann ist der Schild des Göttlichen, und er denkt, er sollte den Stein bekommen. Lord Mabreton sagte, er gehöre dem Göttlichen, und dann… dann…« Gareth schluckte angestrengt.
»Silwyth arbeitet also für den Schild«, murmelte Dagnarus.
»Dein Vater wird wütend sein, wenn er das erfährt«, meinte Gareth. »Er glaubte, der Stein der Könige würde Frieden bringen. Stattdessen…«
»Mein Vater darf nie auch nur ein Wort davon erfahren«, erklärte Dagnarus entschlossen. »Du wirst niemandem sagen, was wir heute beobachtet haben. Wenn du es doch tust, Fleck« – der Prinz hielt inne und suchte nach der schrecklichsten Drohung, die ihm einfallen wollte –, »wenn du es tust, lasse ich dich rauswerfen. Ich werde sagen, dass du etwas von mir gestohlen hast. Ich werde auch dafür sorgen, dass deine Eltern den Hof verlassen müssen. Deine Familie wird ruiniert sein. Ihr werdet auf der Straße betteln müssen!«
Gareth starrte ihn an, stumm vor Entsetzen.
»Das werde ich tun!«, erklärte Dagnarus in einem Tonfall, der keinen Zweifel aufkommen ließ. »Du weißt, dass ich es kann. Du weißt genau, dass ich es wirklich tun werde. Versprich es mir, Fleck. Versprich mir, dass du niemandem sagen wirst, was wir heute hier gesehen haben.«
»Aber der Mann wurde umgebracht…«
»Das geht uns nichts an. Versprich es mir, Fleck! Versprich es!«
»Ich verspreche es!«, sagte Gareth mit belegter
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