Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Mühe.
»Ich bin sicher, dass der Göttliche gerade in diesem Augenblick damit beschäftigt ist, ein Gedicht zu verfassen, in dem er mich über das Geschenk des Steins der Könige informiert, ein Gedicht, das die Macht dieses Steins erläutern wird, zu der es unter anderem, wenn ich recht verstehe, auch gehört, elfische Paladine zu berufen. Eine solch wunderbare Gabe der Götter verdient ein großartiges Gedicht. Zweifellos wird der Göttliche monatelang daran arbeiten«, fügte der Schild trocken hinzu. »Monate, während derer er den Stein der Könige bereits in seinem Besitz hat. Monate, während derer er seine eigenen Paladine schaffen wird.«
»Er ist der Göttliche«, erwiderte Lord Mabreton, als ihn sein Zorn nun endlich überwältigte. »Und ich bin sein Vertreter hier! Der Stein der Könige steht ihm rechtmäßig zu!«
»Ich bin der Schild des Göttlichen«, erklärte der Schild, und in seiner Stimme schwang eine gefährliche Schärfe mit. »Der Beschützer des Göttlichen. Der Stein der Könige steht mir zu. Ihr müsst beiseite treten.«
Er ging einen Schritt weiter. »Oder Ihr werdet beiseite gestoßen.«
Lord Mabreton verlor vollkommen die Nerven. Wütend schrie er: »Wagt Ihr es etwa, mir zu drohen? Ich bin ein Wächter! Ich bin ein treuer Diener des Göttlichen! Ihr wagt es nicht, mich anzurühren! Nicht ohne dass Euer eigenes Haus über Euch einstürzt.«
Dagnarus versetzte Gareth einen Schubs. »Sieh mal! Silwyth!«
Silwyth war um eine Ecke am anderen Ende des Flurs gebogen. Er trat hinter Lord Mabreton, der sich so auf den Schild konzentrierte, dass er den Kämmerer weder sah noch seine leichtfüßigen Schritte bemerkte. Silwyth kam fünf oder sechs Schritte hinter Lord Mabreton zum Stehen und sah den Schild an.
Der Schild des Göttlichen verschränkte die Arme vor der Brust und warf Lord Mabreton einen kalten Blick zu. Dann nickte er beinahe unmerklich.
»Ihr habt Recht, Lord Mabreton«, sagte er in versöhnlichem Tonfall. »Ich wage es nicht, Euch anzurühren.«
Silwyth glitt hinter Lord Mabreton und machte eine ruckartige Bewegung. Die Jungen sahen das Aufblitzen von Stahl.
Lord Mabreton schaute ungemein überrascht drein, dann schockiert. Er grunzte, seine Beine knickten ein. Mit einer anmutigen Geste zog Silwyth das Messer aus Lord Mabretons Rücken und fing den Mann auf, sodass er nicht auf den Boden stürzte.
Auf eine Geste des Schilds hin hob einer der Leibwächter Lord Mabretons Leiche hoch und legte sie sich über die Schulter. Kopf und Arm des Botschafters hingen dem Mann über den Rücken. Der Soldat schlang den Arm fest um Lord Mabretons Beine.
Die Augen des Botschafters, weit offen und starr, glotzten die Jungen direkt an. Ein staunender Ausdruck war auf seinem Gesicht wie festgefroren. Ein dünnes Blutrinnsal tröpfelte aus dem klaffenden Mund.
»Er… er ist tot!«, keuchte Gareth entsetzt.
Der Schild sah sich um. »Was war das?«
Dagnarus drückte seinem Freund die Hand auf den Mund. »Still!«, flüsterte er ihm ins Ohr.
Der schaudernde Gareth nickte. Die Jungen blieben hinter der angelehnten Tür hocken und wagten kaum zu atmen.
»Nur die Katze, Herr«, sagte einer der Leibwächter.
Die Katze sprang zu und hatte eine Maus zwischen den Pfoten.
»Ah, der Jäger wird belohnt«, meinte der Schild lächelnd.
Silwyth wischte das Blut mit einem weißen Tuch vom Messer und steckte Waffe und Tuch in seinen langen, weiten Ärmel. Kunstvoll arrangierte er Lord Mabretons Kleidung so, dass der Blutfleck auf dem Rücken nicht zu sehen war.
»Was soll mit der Leiche geschehen, Herr?«, fragte Silwyth.
»Ich werde sie in unser Heimatland zurückschicken, wo man sie anständig beisetzen kann. Ich will Lord Mabretons Familie nicht beleidigen. Ich werde seinen Ahnen keinen Grund geben, mich heimzusuchen, und seinem Haus keinen, sich gegen mich zu erheben.«
»Aber sie werden doch sehen, dass er an einer Messerwunde im Rücken starb, Herr«, gab Silwyth zu bedenken.
»Das stimmt.« Der Schild wandte sich dem Mann zu, der die Leiche trug. »Wenn du den Palast sicher verlassen hast, stoße der Leiche von vorn das Schwert in die Brust. Lord Mabreton ist in Ausübung seiner Pflichten gestorben, welch fehlgeleitete Pflicht das auch gewesen sein mag. Wir werden ihm den Tod eines Soldaten gewähren, damit seine Familie ihn ehrenvoll empfangen kann.«
Der Soldat nickte.
»Ihr, Silwyth, werdet dem Mann den Weg aus diesem unmöglichen Palast zeigen müssen«, sagte der
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