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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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den Sternen hinauf. Keuchend tastete Rabe nach seinem Schwert. Der Taan kam schnell und gewandt wieder auf die Beine, und Rabe hatte zum ersten Mal Gelegenheit, das Geschöpf, das ihn angegriffen hatte, genauer zu betrachten. Das Gesicht war das eines Tieres mit einer Schnauze und Reihen scharfer Zähne, aber das Blitzen in den Augen ließ auf Intelligenz schließen.
    Rabe zog sein Schwert und ging in Verteidigungsstellung, denn er rang immer noch nach Luft. Ein rascher, gequälter Blick in die Runde zeigte ihm, dass sie von Hunderten von Taan umgeben waren. Dann hatte er keine Zeit mehr hinzusehen, denn er wagte es nicht mehr, den Blick von seinem Angreifer zu wenden. Der Taan hielt sein Schwert bereit, griff aber nicht sofort an. Stattdessen zeigte er auf Rabe, erhob die Stimme und rief etwas in seiner seltsamen Sprache.
    Rabe hörte Schritte im Gras hinter sich. Er hatte sich halb umgedreht, bereit, sich dem neuen Feind zu stellen, als er aus dem Augenwinkel sah, wie sein Gegner etwas nach ihm warf. Ein Netz aus dickem, schwerem Seil fiel über Rabes Kopf und Oberkörper und riss ihm das Schwert aus der Hand. Er versuchte, sich zu befreien, aber die Taan zogen das Netz fest um ihn, so fest, dass er die Arme nicht mehr bewegen konnte. Rabe kämpfte wirkungslos weiter, bis ihn die Taan von den Beinen rissen.
    Dann packten sie den Rand des Netzes und zerrten den Trevinici durchs Gras, wie man eine Kuh ins Schlachthaus zerrt.
    Rabe versuchte weiter, sich zu befreien, aber das half ihm nichts und verärgerte die Taan nur. Also machten sie Halt und traten ihm gegen den Kopf.
    Der Tritt betäubte Rabe. Das Letzte, was er spürte, bevor er das Bewusstsein verlor, war, dass sich der Boden unter ihm bewegte.

Rabe erwachte immer wieder kurz und verlor dann erneut das Bewusstsein, spürte nur Schmerzen und ein schweres Gewicht um den Hals. Orangefarbenes Licht von einem hoch aufflackernden Feuer tat seinen Augen weh, aufgeregte Stimmen schrieen, aber er verstand kein Wort. Jedes Mal, wenn er erwachte, versuchte er, bei Bewusstsein zu bleiben, aber er war zu schwach, und die Schmerzen waren zu heftig. Also gab er auf und sank wieder ins Dunkel.
    Bei Tagesanbruch wurde er endgültig wach und begriff trübe, was ihm widerfahren war. Er blieb still liegen, die Augen weiterhin geschlossen, und versuchte, seine Situation zu begreifen. Zunächst überprüfte er seinen eigenen Zustand. Sein Kopf schmerzte, aber ihm war nicht übel, und als er die Augen ein wenig öffnete, konnte er klar sehen. Der Tritt hatte offenbar keinen dauerhaften Schaden angerichtet. Sein Körper war eine Masse aus Prellungen und Schwielen, die Haut abgeschürft, weil man ihn brutal über den Boden geschleift hatte. Selbst die kleinste Bewegung bewirkte, dass er schmerzerfüllt zusammenzuckte.
    Das schwere Gewicht erwies sich als Halseisen. Wieder öffnete er die Augen ein winziges bisschen und entdeckte eine Eisenkette, die von dem eisernen Kragen zu einem Pfahl führte, den man in den Boden gerammt hatte. Er streckte die Hand aus, grunzend vor Schmerz wegen der Bewegung, packte die Kette und riss daran. Die Kette war sicher, dick und fest.
    Rabe sackte erschöpft zusammen und schloss die Augen. Verzweiflung überwältigte ihn. Er war gefangen. Die Ereignisse der vergangenen Nacht waren ihm immer noch nicht ganz klar, aber an eines erinnerte er sich genau: die Todesschreie seiner Leute. Warum, warum, warum war er nicht mit ihnen gestorben? Gefangen zu sein war die größte Schande im Leben eines Trevinici. Nach ihrer Vorstellung war ein Kriegsgefangener einer, der nicht gut oder mutig genug gekämpft hatte. Rabe war beschämt, seine Familie würde entehrt sein. Und zusätzlich dazu hatte er auch noch versagt, was seine Pflicht gegenüber dem Stamm anbetraf. Man hätte ihm dieses Versagen vielleicht im Tod vergeben, aber er lebte noch. Es gab keine Entschuldigung.
    Er konnte nur hoffen, dass einer aus der Gruppe überlebt hatte, um dem Trevinici-Volk mitzuteilen, in welcher Gefahr es schwebte. Und falls jemand überlebt hatte, so hatte er hoffentlich nicht gesehen, wie man ihn wie einen Wildkadaver wegschleppte. Sollte man ihn doch für tot halten. Es war besser, sein Stamm hielt ihn für tot als für einen Gefangenen.
    Was den Tod anging, so verließ er sich darauf, dass er bald zu ihm kommen würde. Das Leben interessierte ihn nicht mehr. Er würde sich nicht umbringen. Das Leben zu nehmen, das ihm die Götter gegeben hatten, war der schlimmste Verstoß

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