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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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einnahmen.
    Er setzte sich nach hinten und lenkte das Boot mit starken, unermüdlichen Paddelschlägen voran. Die Großmutter saß in der Mitte und sprach selten mit den jungen Männern, murmelte oder summte aber häufig vor sich hin. Manchmal hob sie den Stock mit den Achataugen hoch in die Luft und drehte ihn hierhin und dahin, damit jedes Auge etwas sehen konnte. Zufrieden legte sie den Stock dann wieder ins Boot zurück. Bashae saß im Bug und half manchmal, wenn die Strömung sehr stark war, mit dem Paddeln, aber häufiger warf er eine Angel mit Haken und einem Stück Brotteig als Köder aus, um Forellen zu fangen, die er danach in Blätter wickelte und auf heißen Steinen briet.
    Am zwölften Tag hob die Großmutter ihren Stock hoch in die Luft und verkündete einen Augenblick später: »Wir sind nah, sehr nah. Nur noch um die nächste Biegung.«
    Jessan verzog das Gesicht. Er achtete die Magie der Pecwae, aber er wusste auch mit der ganzen Sicherheit seiner achtzehn Jahre, dass ein Stock ein Stock war und Achate Steine. Er hatte ebenfalls angenommen, dass sie dicht an der Mündung des Flusses waren, aber nicht, weil ein Achatauge es ihm sagte. Er entnahm es den Hinweisen, die der Fluss ihm gab – seltsamen Wirbeln und Strömungen, einer Farbveränderung des Wassers, der Tatsache, dass die Ufer nun weiter auseinander lagen.
    Nach der nächsten Biegung kamen die Liebenden in Sicht. Die Großmutter schnaubte zufrieden. Jessan schüttelte lächelnd den Kopf und wies den aufgeregten Bashae an sich hinzusetzen, damit er das Boot nicht zum Kentern brachte.
    Die beiden seltsamen Felsformationen lehnten sich aufeinander zu, berührten sich aber nicht, obwohl sie einander sehr nah waren. Die Trevinici hatten die Legende um sie gesponnen, dass es sich um zwei Liebende aus verfeindeten Stämmen handelte. Die Eltern hatten ihnen verboten, etwas miteinander zu tun zu haben, aber sie hatten nicht gehorcht und sich am Ufer getroffen. Wegen ihres Ungehorsams waren sie zu Stein verwandelt worden und standen nun hier als Warnung für ungehorsame Kinder.
    Bashae blickte nach oben, den Mund staunend und ehrfürchtig aufgerissen, als das Boot zwischen den hoch aufragenden Steinen hindurchglitt, die sich im gefährlichen Winkel neigten und aussahen, als könnten sie jeden Augenblick umstürzen und das kleine Boot und seine Insassen unter sich begraben. Eine Kluft von nicht mehr als fünf Fuß trennte die Steine, die beinahe vollkommen glatt waren und an denen keine Stelle zu sehen war, wo Hand oder Fuß Halt finden würde.
    »Mein Onkel sagt, wann immer eine Gruppe unseres Volkes hier vorbei kommt, halten sie inne, damit jeder Krieger seinen Mut prüfen kann, indem er hinaufklettert und dann über diese Kluft springt«, sagte Jessan.
    Nachdem sie an den Felsen vorbeigeschossen waren, steuerte Jessan sofort aufs Ufer zu, denn Rabenschwinge hatte ihn davor gewarnt, dass der Fluss ein Stück weiter über ein Wehr stürzen würde. Das wäre das letzte Mal, dass sie das Boot aus dem Wasser holen mussten, und für den längsten Weg, nämlich beinahe fünf Meilen. Am Ende dieses Wegs würden sie das Meer von Redesh erreichen.
    Großmutter stieg aus dem Boot und hob den Stock in die Luft, um sich umzusehen. Jessan zog das Boot ans Ufer, während Bashae mit einer Gruppe von Rehen sprach, die zum Ufer gekommen waren. Sowohl die Rehe als auch der Stock berichteten, dass sich hier in den letzten Tagen niemand aufgehalten hatte. Jessan hätte das Gleiche an dem Mangel von Spuren im feuchten Schlamm auf diesem Pfad erkennen können. Nach einem Blick zur Sonne schloss er, dass sie noch fünf Stunden Tageslicht haben würden. Sie konnten noch ein paar Meilen weiterziehen und ihr Lager näher am Meer aufschlagen. Die Großmutter sang ihr Lied. Dann hoben sie sich das Boot auf die Schultern und machten sich auf den Weg.
    Dies war der erste Tag ihrer Reise, an dem Bashae keine Gelegenheit gehabt hatte, Fische zu fangen. Als sie am Abend ihr Lager aufschlugen, kochte die Großmutter einen Eintopf aus Zwiebeln und wildem Knoblauch mit ein paar grünen Blättern darin. Sie und Bashae waren zufrieden mit dieser nassen, grünen Masse, aber Jessan hatte den ganzen Tag schwer gearbeitet und sehnte sich nach Fleisch. Also machte er sich auf die Jagd.
    Er sah mehrere Eichhörnchen, aber sie waren zu schnell für ihn. Rasch verschwanden sie in den Baumwipfeln, schnatterten zornig auf ihn ein und warfen Nussschalen nach ihm. Leichtfüßig schlich er sich an ein

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