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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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hoffte, Gustav geschwächt und müde vorzufinden, würde er eine Überraschung erleben.
    Also kehrte er zum Lager zurück und sah sich dabei wieder sehr genau um, aber er konnte nichts entdecken und hatte es eigentlich auch nicht erwartet. Inzwischen kannte er den Beobachter gut genug, um seine Fähigkeiten ehrlich zu bewundern. Es war schon besser, dass er keinen Begleiter hatte. Jeder andere wäre in diesem Augenblick wohl zu dem Schluss gekommen, dass der alte Mann verrückt geworden war. Kein Zeichen, kein Geräusch, keine Spur eines anderen Wesens hier draußen, und dennoch bereitete sich Gustav darauf vor, in der Nacht angegriffen zu werden.
    Als er das Lager erreichte, war es bereits dunkel geworden. Gustav warf den Rucksack nachlässig ins Zelt. Er hatte auf dem Rückweg seine Schlingen überprüft und konnte sich nun ein schönes, fettes Kaninchen über dem Lagerfeuer braten. Er kümmerte sich besonders aufmerksam um sein Pferd, um das Tier dafür zu entschädigen, dass es den ganzen Tag keine Gesellschaft gehabt hatte, und er sorgte dafür, dass es genügend fraß und trank. Nachdem er das erledigt hatte, löschte er das Feuer. Das Pferd stand jetzt wieder ruhig da und schlug nur hin und wieder mit dem Schweif nach Fliegen. Gustav ging ins Zelt.
    Drinnen holte er zwei kleine Silberglöckchen aus seinem Schlafsack. Ohne das Klingeln auszulösen, hängte er die Glocken an die Zeltstützen nahe der Spitze.
    »Ein alter Diebestrick, genau das Richtige für einen alten Dieb«, sagte Gustav lächelnd. Eine einzige Berührung am Stoff des Zeltes, ganz gleich wie sanft, würde die Glöckchen zum Klingeln bringen. Aus demselben Grund hatte er auch die Kochutensilien direkt vor dem Zeltausgang liegen lassen, als wäre er nur zu faul, um aufzuräumen. Er hoffte, das nicht selbst zu vergessen und darüber zu fallen, wenn er sich zu einem nächtlichen Weg ins Gebüsch aufmachte.
    Nachdem er schließlich davon ausgehen konnte, alles getan zu haben, um nicht überrascht zu werden, wickelte sich Gustav in seine Decke und legte sich mit dem Rucksack als Kissen auf den Boden nieder. Er achtete darauf, dass sein Schwert und ein paar Schwefelhölzer, wie sie die Zwerge herstellten, in Griffnähe bereit lagen.
    Gustav gehörte nicht zu den Leuten, die lange wach liegen, sich Gedanken machen, ins Dunkel starren und auf das Knacken eines Zweigs warten. Schlaf war für den Krieger so wichtig wie ein Schwert, ein Schild oder seine Rüstung. Gustav hatte sich dazu ausgebildet, zu schlafen, wann er wollte. Er war dafür berüchtigt, einmal während einer Belagerung durch Orks geschlafen zu haben. Seine Kameraden erzählten später, wie von Katapulten geschleuderte Steine an die Mauern gekracht waren und brennender Schlamm Menschen in lebende Fackeln verwandelt hatte. Gustav, der drei Tage und Nächte gegen Orks gekämpft hatte, hatte endlich eine Gelegenheit zum Schlafen gehabt und sie auch genutzt. Seine Kameraden waren ausgesprochen verblüfft gewesen, als Gustav am nächsten Morgen aufstand. Er hatte so fest geschlafen, dass sie geglaubt hatten, er wäre tot und – so behaupteten sie zumindest – kurz davor gestanden hatten, seine Leiche auf einen Scheiterhaufen zu werfen.
    Diesmal hatten ihn die Anstrengungen des Tages erschöpft, und er schlief ebenso fest wie damals und verließ sich auf sein Pferd und die Fallen, die er gestellt hatte, um ihn rechtzeitig vor einem Eindringling zu warnen.
    Es war nicht das Scheppern der Töpfe, das ihn weckte oder das Klingeln der kleinen Silberglöckchen. Es war ein Traum.
    Gustav bekam keine Luft mehr. Er strengte sich an, die Lungen vollzusaugen, und er verlor diesen Kampf. Er starb, er erstickte. Es war das Wissen, dass er starb, das ihn aus dem Schlaf riss. Er erwachte keuchend und mit rasendem Herzklopfen. Der Traum war sehr lebhaft gewesen und hatte ihn beinahe davon überzeugt, dass sich jemand in seinem Zelt befand und versuchte, ihn zu ersticken. Er sah sich um, konzentrierte sich aber mehr aufs Hören.
    Die Nacht war sehr dunkel. Wolken bedeckten Mond und Sterne. Er konnte in seinem Zelt nur sehr wenig sehen. Die Glöckchen hatten nicht geklingelt. Die Kochutensilien waren nicht berührt worden. Und dennoch war etwas dort.
    Sein Pferd spürte es ebenfalls. Das Tier schnaubte unruhig und scharrte mit den Hufen. Gustav legte sich wieder hin. Träume waren nicht seine Sache. Er konnte sich kaum daran erinnern, wann er zum letzten Mal einen Alptraum gehabt hatte. Das Gefühl, keine

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