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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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sieben Schlössern verschlossen war (eines für jedes der sieben größeren Häuser) und dazu sieben Schlüssel benutzen – vier davon hatte der Göttliche, drei der Schild in seinem Besitz. Dann, und nur dann, konnte man den Stein der Könige erreichen, der in seiner Kristallkugel lag.
    Die Leichen mehrerer Wachtposten lagen am Boden vor dem Schrein. Einige trugen die Rüstung des Hauses Trovale, des Hauses des Göttlichen, die anderen die des Schilds. Der Kampf war blutig gewesen und war auf beiden Seiten verzweifelt geführt worden. Die Wachen des Schilds hatten gesiegt; sechs von ihnen standen noch aufrecht, aber keiner war unverletzt. Einer drückte seinen zerschlagenen Arm an die Seite. Das Gesicht eines anderen war bis zum Knochen aufgeschlitzt. Ein Dritter kniete neben seinem Kameraden und band hastig den Oberschenkel des Mannes ab. Von den Soldaten des Göttlichen war keiner am Leben geblieben.
    Damra konnte sich den Kampf vorstellen, konnte sich ausmalen, wie leidenschaftlich und wie verzweifelt er gewesen war. Obwohl sie unterschiedlichen Häusern treu waren und unterschiedlichen Sachen dienten, hatten diese Männer seit Jahren zusammengearbeitet. Aus Kameraden waren Freunde geworden, einige standen einander vielleicht so nahe wie Brüder. Dann hatten einige in einer einzigen Nacht ihre Freunde, ihre Kameraden, ihre Brüder verraten, hatten ihnen den Dolch in den Rücken gestoßen und sie in die Grube gestoßen. Sie hatten auf Befehl des Schilds gehandelt. Sie hatten ihre Pflicht getan. Niemand konnte sie dafür tadeln, denn die Pflicht gegenüber dem eigenen Haus war wichtiger als Freundschaft, als Liebe, selbst als Familie. Dennoch wurde Damra bei dem Gedanken übel.
    Sie beobachtete nun, rannte nicht mehr, sondern versuchte, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Die Wachen schienen auf jemanden zu warten. Sie spähten ins Dunkel. Sie waren nervös, hörten nichts weiter als die anklagenden Stimmen der Seelen ihrer ermordeten Opfer. Damra begann sich selbst ziemlich unbehaglich zu fühlen. Der Vrykyl hatte sich einen Weg durch den Zedernhain gebahnt. Wo war die Kreatur nun? Verbarg sie sich im Schatten der Leere, beobachtete, nahm die Situation in sich auf, noch während Damra zusah?
    Dann erregte eine Bewegung ihre Aufmerksamkeit. Die Soldaten hoben ihre blutigen Schwerter und rückten näher zusammen.
    Eine Gestalt erschien aus dem Schatten der Zedern, gegenüber von Damras Standpunkt. Es war die Gestalt einer Frau. Schön und zerbrechlich anzusehen, schritt sie mit zarter Anmut über das blutgetränkte, niedergetrampelte Gras. Die Wachen senkten ihre Waffen und traten beiseite, um sie durchzulassen.
    Lady Godelieve bemerkte sie kaum. Sie schaute weder nach links noch nach rechts. Ihr Blick ruhte auf dem Stein der Könige, der in seiner Kristallkugel glitzerte.
    Damras erster Impuls war, aus dem Versteck zu stürzen und zuzuschlagen, um das Geschöpf in seiner schwächsten Gestalt zu erwischen. Ein Vrykyl kann seine schützende magische Rüstung so schnell anlegen wie ein Paladin, aber Damra hätte die Überraschung auf ihrer Seite gehabt, und das hätte sicher geholfen, vor allem, da der Vrykyl sie wohl für tot hielt.
    Damra stand kurz davor, diesem Impuls nachzugeben, obwohl das bedeutet hätte, dass sie auch gegen die Wachen kämpfen musste. Sie packte den Griff ihres Schwertes fester, verlagerte das Gewicht nach vorn.
    Eine Hand schloss sich um ihr Handgelenk.
    Damra zuckte zusammen und drehte sich um.
    Silwyth stand neben ihr.
    »Was – «, flüsterte sie zornig.
    Der Griff um ihr Handgelenk wurde fester. Diese alte Hand war erstaunlich kräftig. Seine Lippen bildeten ein einziges Wort. »Wartet.«
    Damra versuchte, ihr heftig schlagendes Herz zu beruhigen, und entspannte sich ein wenig. Sie hatte keine Ahnung, wie der alte Mann hierher gekommen und wie es ihm gelungen war, sie einzuholen, wie er an den Wachtposten vorbei gekommen war, die jeden Angehörigen des Hauses Kinnoth sofort getötet hätten. An diesem alten Elf war mehr, als man glauben mochte.
    Lady Godelieve blieb am Rand des Schreins stehen und rief einen der Wachtposten zu sich.
    »Haltet Wache«, befahl sie mit wohlklingender Stimme.
    Der Mann verbeugte sich tief. Die verbliebenen Männer nahmen ihre Positionen rings um den Schrein ein, dem Zedernhain zugewandt, die Schwerter gezogen.
    Lady Godelieve ging am Rand des falschen Spiegelbodens entlang und schaute sich genau die Steinmetzarbeiten an, die sich dort

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