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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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befanden, bis sie zu einem bestimmten Punkt kam. Hier raffte sie den Rock ihres Gewands, der am Saum blutbespritzt war, und stellte den Fuß vorsichtig auf die glatte, spiegelnde Oberfläche. Als sie dort Halt fand, machte sie einen weiteren Schritt, dann noch einen und noch einen und glitt so anmutig über die verspiegelte Oberfläche, wie ein Schlittschuhläufer über schimmerndes Eis gleitet. Sie erreichte den Käfig sicher.
    Sie würde die sieben Schlüssel nicht haben, aber Käfigstangen aus Stahl und Gold konnten keinen Vrykyl aufhalten, der sich durch einen verzauberten Wald hindurchschlagen konnte. Dennoch, Damra erwartete, dass der Käfig dem Vrykyl ein paar Schwierigkeiten machen und ihn zumindest einen Augenblick aufhalten würde. Sie sah verblüfft hin, als sie entdeckte, dass Lady Godelieve die Hand einfach durch die Stangen hindurch schob, als würde der Käfig nicht existieren.
    Lady Godelieve hob den Kopf und blickte zu dem Stein der Könige auf, der über ihr hing. Sie starrte ihn einen Moment lang an, dann kniete sie sich auf den Boden des Käfigs und griff nach der Reflexion des Steins, der unter ihren Füßen glitzerte.
    Erst jetzt durchschaute Damra die Illusion. Der Stein der Könige hing nicht oben im Käfig. Er lag auf einem Podest, das vom Boden der Grube aufragte. Die Reflexion war die Realität. Die Realität schien Reflexion. So mächtig war die Illusion, dass Damra, nachdem sie begriffen hatte, wie sie funktionierte, sich dennoch anstrengen musste, das, was sie sah, mit dem zu vereinbaren, was ihrem Wissen nach der Wahrheit entsprach.
    Damra warf einen Blick zu Silwyth. Der alte Elf starrte den Vrykyl gebannt an, der Blick starr und reglos.
    »War sie je so schön, als sie noch lebte?«, fragte Damra. Wie bei der Illusion versuchte sie auch hier, das, was sie sah, mit dem zu vereinbaren, was sie wusste.
    »Schöner«, antwortete er leise. »Das hier ist nur eine Erinnerung an ihre Schönheit.«
    Eine bittere Erinnerung, dachte Damra und wandte sich wieder dem Vrykyl zu.
    Lady Godelieve kniete am Boden des Käfigs. Sie streckte beide Hände nach unten aus und holte die Kristallkugel mit dem Stein der Könige von dem Podest. Sie starrte den Stein lange an. Sie lächelte nicht. Ihre Miene trug einen Ausdruck stillen, zufriedenen Triumphs.
    »Jetzt!«, hauchte Silwyth. »Kümmert Euch um die Wachen, Damra. Lady Valura ist meine Aufgabe.«
    Damra wollte widersprechen, wollte sagen, dass der alte Mann keinesfalls gegen einen Vrykyl ankommen könnte, aber sie sah, wie Silwyth den gebeugten Körper aufrichtete. Das Hinken wich einem raschen Lauf. Geschickte, kräftige Hände schwangen den Stock, der zu einer Waffe geworden war. Silwyth war nur noch eine verwischte Bewegung, ein Schatten, der über das blutige Gras schoss. Einer der Wachtposten des Schilds entdeckte ihn. Sein Ruf alarmierte die anderen. Die sechs eilten sofort auf Silwyth zu.
    Damras silberne Rüstung schimmerte, als sie in den Kampf zog. Die Wachen wandten sich von Silwyth ab, der kaum mehr als ein verschwommener Fleck war, und dieser strahlenden Erscheinung zu, die ihnen vorkommen musste wie ein Rachegott. Sie starrten sie voller Ehrfurcht an, als wären sie vom Donner gerührt.
    Damra nutzte ihr Staunen rasch aus. »So wie ihr Verräter wart, werdet ihr nun verraten«, rief sie. »Ihr wurdet von einem Geschöpf der Leere getäuscht. Ergebt euch mir, und ich lasse euch leben.«
    »Ich kenne diesen Paladin« fauchte einer der Männer. »Das ist Damra von Gwyenoc. Erst heute Abend hat der Schild sie als Verräterin am Reich entlarvt. Ihr Leben ist nichts mehr wert.«
    Er hielt bereits sein Schwert in der Hand, und nun zog er noch einen Dolch aus dem Gürtel. Alle Krieger des Schilds waren für den beidhändigen Kampf ausgebildet, und diese hier waren seine besten. Fünf von ihnen versuchten, Damra zu packen. Ein sechster jagte hinter Silwyth drein.
    Damra verfügte nur über ein Schwert, das zu Zeremonienzwecken gedacht war. Sie hatte allerdings eine mächtigere Waffe. Damra hatte ihre Rabenmagie, und der Rabe ist als tückischer Vogel bekannt.
    Plötzlich standen die Wachen drei Paladinen gegenüber. Eine Illusion Damras erschien zu beiden Seiten der Wachen. Der sechste Soldat wollte gerade Silwyth packen, als er eine Stimme in seinem Ohr hörte.
    »Helft mir! Ich brauche Eure Hilfe!« Das war die wohlklingende Stimme von Lady Godelieve, oder zumindest glaubte der Mann das. Er hielt inne, sah sich um und bemerkte, dass Lady

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