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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Die Taan zogen pro Tag dreißig Meilen weit, standen früh auf und marschierten bis in den Abend hinein, und nichts und niemand durfte sie aufhalten.
    Rabe war der Einzige, den man nicht mit den anderen zusammengekettet hatte. Eine Kette hing an dem eisernen Band um seinen Hals, und er wurde wie ein Tanzbär, den er einmal auf einem Jahrmarkt in Dunkar gesehen hatte, an dieser Kette herumgezerrt. Manchmal packte Qu-tok die Kette und führte seinen Sklaven vor. Zu diesen Zeiten riss Rabe an der Kette, weigerte sich weiterzugehen und tat alles Mögliche, um Qu-tok zu verärgern. Diese Versuche misslangen stets, weil Qu-tok nur lachte und für gewöhnlich den Wettstreit beendete, indem er Rabe von den Beinen riss und ihn über den Boden zerrte. Manchmal reichte Qu-tok Rabes Kette auch einem der jüngeren Krieger. Diese jungen Taan neckten und quälten Rabe in der Hoffnung, dass er sie angreifen würde, aber sie wurden stets enttäuscht. Rabe achtete nicht auf sie. Nur auf Qu-tok.
    Die anderen Sklaven betrachteten Rabe voller Neid, ja beinahe mit Hass. Rabe wusste das nicht, und es wäre ihm auch egal gewesen, wenn er es bemerkt hätte, denn er sprach nie mit einem von ihnen und achtete kaum auf sie. Er hatte seine eigene Last und konnte ihre nicht auch noch tragen.
    Was Rabe als Demütigung betrachtete, hielten die anderen Sklaven für eine Vergünstigung. Rabe durfte allein schlafen, nur an einen Pfahl gekettet, nicht an vierundzwanzig andere elende Menschen. Er erhielt mehr Essen und hatte die Gesellschaft einer Frau, selbst wenn es sich um eines dieser widerlichen Ungeheuer handelte. Die anderen Sklaven betrachteten Rabe bald als Verräter. Sie nannten ihn »Eidechsenliebchen« und bezeichneten ihn mit noch viel grausameren Namen. Rabe ignorierte sie.
    Er verlor jegliches Zeitgefühl, denn ein Tag schmolz in den anderen, und als er am Abend zuvor gesehen hatte, wie der Vollmond aufstieg, war ihm zu seiner Überraschung klar geworden, dass sie schon seit einem Monat unterwegs sein mussten.
    Das bedeutet, dass wir unser Ziel bald erreichen werden, dachte er. Seine Verzweiflung wuchs, denn sobald die Sklaven sicher bei den Minen eingetroffen waren, würde Qu-tok die Bezahlung für Rabe einstreichen und den Sklaven zurücklassen. »Ja«, sagte Dur-zor an diesem Morgen, als sie ihm sein Essen brachte. »Wir befinden uns nur noch ein paar Tagesmärsche von den Minen entfernt. Jemand hat davon gesprochen, dass wir heute Rast einlegen würden, damit die Krieger jagen können, denn wir haben nicht mehr viel zu essen, aber Dag-ruk will unbedingt schnell weiterkommen. Sie ist ganz versessen darauf, diese Sache hinter sich zu bringen, um dann in den Krieg zurückzukehren und zum Nizam befördert zu werden.«
    Es lag Rabe auf der Zunge, Dur-zor darum zu bitten, ihn zu befreien, aber wie schon so oft schluckte er die Worte hinunter. Die Halbtaan war eine Freundin geworden, und er wollte ihr diese Freundschaft nicht entgelten, indem er sie um etwas bat, das sie das Leben kosten würde. Sie hatte ihn inzwischen lieb gewonnen, das wusste er, und er wollte keinen Vorteil daraus ziehen. Wenn sie ihn freiließ, würden die Taan sie umbringen und wahrscheinlich vorher foltern, denn sie hätte Qu-tok um eine wichtige Trophäe gebracht, und wenige Dinge sind für einen Taan widerwärtiger als ein Dieb.
    Rabe bemerkte, dass sie ihn forschend betrachtete, und er fürchtete, dass sie seine Gedanken erraten hatte. Dann bewies sie das, indem sie sagte: »Wenn ich etwas unbedingt will, dann bitte ich unseren Gott Dagnarus darum, es mir zu gewähren. Hast du zu deinen Göttern gebetet?«
    »Ununterbrochen«, sagte Rabe trocken. Dann aß er und betrachtete Dur-zor, die sich bequem vor ihn hingehockt hatte. »Hast du zu diesem Gott gebetet, dich zur Kriegerin zu machen?«
    »O ja«, sagte sie und nickte heftig.
    »Und dennoch bringst du mir jeden Tag das Essen und erduldest Qu-toks Schläge«, meinte Rabe schulterzuckend. »Dein Gott ist offenbar ebenso taub wie meiner.«
    »Ich glaube an ihn«, erklärte Dur-zor. »Ich bin viel geschickter mit dem Kep-ker geworden. Ich glaube nicht, dass unser Gott mir diese Fähigkeit gewähren würde, wenn er nicht wollte, dass ich sie einsetze.«
    »Also hätten die Götter auch Qu-tok nicht geschaffen, wenn sie nicht vorhätten, dass er mich tötet?«, fragte Rabe und verzog spöttisch den Mund.
    Dur-zor runzelte die Stirn. »Warum scherzt du über solch ernste Angelegenheiten?«
    »Zu scherzen hilft den

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