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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Schließlich verloren die jungen Krieger das Interesse daran, Rabe zu quälen, denn welchen Spaß macht es schon, wenn der Gegenstand der Quälerei nicht reagiert?
    Rabe war so in seine Gedanken versunken, dass er einige Zeit brauchte, um zu begreifen, dass etwas nicht stimmte.
    Rufe. Vor ihnen erklangen Rufe.
    Schnell warf Rabe einen Blick zu Dag-ruk, der Kommandantin. Sie hob die Hand und befahl der Karawane anzuhalten. Schweigen senkte sich über die Taan, und alle lauschten. Die jungen Krieger links und rechts von Rabe warteten angespannt. Rabe sah sich nach Dur-zor um. Wenn sie in der Nähe gewesen wäre, hätte er sie gefragt, was los war, aber sie war weit von ihm entfernt, weit hinten in der Karawane bei den anderen Halbtaan.
    Die Gegend hier war hügelig, und die Karawane befand sich gerade in einem Tal zwischen zwei flachen Hügeln. Der nächste Hügel erhob sich vor ihnen im Westen, ein weiterer ragte im Norden auf. Im Süden befand sich ein kleines Wäldchen. Qu-tok und die anderen Krieger, die vorausgeeilt waren, erschienen plötzlich auf der Hügelkuppe. Im Laufen zogen sie ihre Waffen und zeigten nach Norden.
    Dann brach die Hölle los. Die beiden jungen Krieger neben Rabe stießen einen markerschütternden Schrei aus, der Rabe erschauern ließ. Andere Taan begannen ebenfalls zu schreien und zu gestikulieren. Rabe verfluchte sich, weil er nicht verstand, was los war, und behielt Dag-ruk im Auge, die Befehle gab. Sie war an strengen Gehorsam gewöhnt, und ihre Befehle wurden sofort ausgeführt. Die Taan-Krieger schwärmten zu einem Kreis aus. Arbeiter und Kinder und die wertvolleren Sklaven wurden in den Wald getrieben, weil sie dort sicherer sein würden. Die Halbtaan waren sich selbst überlassen. Einige von ihnen griffen nach Waffen. Dur-zor hatte Kep-ker in der Hand, den Stab, mit dem sie geübt hatte.
    Mehr Geschrei erscholl von der anderen Seite des Hügels. Rabe konnte nichts sehen, denn auf Dag-ruks Befehl hin hatten die beiden jungen Krieger ihn gepackt und ihn in den Wald gezerrt. Dort warfen sie ihn zu Boden, dann rasten sie zurück, um ihren Platz unter den Kriegern einzunehmen. Der Feind kam von Norden, und wenn man von dem Lärm ausging, den er dabei machte, handelte es sich um einen starken Feind. Die Sklaven strengten sich an, etwas zu sehen. Sie begannen, aufgeregt darüber zu sprechen, dass es sich um die Kavallerie von Dunkarga handeln könnte, die sie retten wollte.
    Rabe glaubte das nicht. Er hatte nie gehört, dass Dunkarganer solch schreckliche Geräusche von sich gaben wie die, die über den Hügel herüberklangen. Die Taan rings umher begannen, Herausforderungen zu brüllen. Der Feind antwortete, und das gab Rabe eine Vorstellung von dem, was da geschah.
    Der Feind überquerte den Hügelkamm, und nun sah Rabe, dass er Recht gehabt hatte. Eine Armee von Taan, die mit Waffen fuchtelten und die Taan-Version von Schilden trugen, ergoss sich den Hügel herab. Die Taan-Krieger unter Dag-ruks Befehl hoben die Waffen und warteten auf den Feind.
    Das Geschrei und das Waffenklirren brachte Rabes Blut zum Rasen. Er sehnte sich danach, den Kampf zumindest zu sehen, und erst jetzt begriff er, dass die jungen Krieger in ihrer Eile vergessen hatten, seine Kette anzubinden. Rabe war frei.
    Er war hier draußen im Nirgendwo, hatte keine Ahnung davon, wo er sich befand, war umgeben von mehr Taan, als er zählen konnte, inmitten einer wilden Schlacht zwischen zwei Armeen, die versessen darauf waren, einander zu töten, und dennoch empfand er ungeahnte Freude. Ihm war so schwindlig davon, dass er einen wilden Kriegsschrei ausstieß, auf den sogar ein Taan stolz gewesen wäre. Erst danach begriff er, dass er die Aufmerksamkeit lieber nicht auf sich lenken sollte. Zum Glück hatten die Taan ihre eigenen Probleme.
    Rabe hob die schwere Kette und schlang sie sich über die Schulter. Er schlich sich am Rand der Menge entlang zu Durzor, die sich neben den Arbeitern aufgestellt hatte.
    Er berührte sie an der Schulter. Verblüfft fuhr sie herum und hob ihr Kep-ker zum Angriff. Sie riss erstaunt die Augen auf, dann starrte sie die Kette an, die um seinen Hals hing.
    »Dur-zor«, sagte Rabe, »sag mir, was hier los ist. Wer sind diese Taan? Warum greifen sie an?« Sie drehte sich wieder um, um die Schlacht im Auge zu behalten. Sie fragte sich wahrscheinlich, ob sie ihn verraten oder ihn wieder anketten sollte. Die ersten Reihen von Taan prallten mit klirrenden Waffen und wütendem Geschrei aufeinander.

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