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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Menschen oft, mit ernsten Angelegenheiten zurechtzukommen«, erklärte Rabe ein wenig verlegen. Er befürchtete, zu weit gegangen zu sein. »Es tut mir Leid, Dur-zor. Aber ich verliere langsam die Hoffnung.«
    »Hoffnung«, wiederholte sie. »Was bedeutet dieses Wort? Ich habe es nie zuvor gehört.«
    Rabe war verdutzt. Eine solche Frage hätte sogar einen Tempelmagier nervös gemacht, und Rabe war kein Gelehrter.
    »Nun«, sagte er bedächtig, »Hoffnung bedeutet, dass wir wollen, dass etwas geschieht, zum Beispiel, ›Ich hoffe, es wird regnen.‹ Oder ›Ich hoffe, dass ein großer Fels auf Qu-toks Kopf fallen wird – ‹«
    Bei dieser Bemerkung lächelte Dur-zor, obwohl sie schuldbewusst über die Schulter blickte. Sie hatten nicht viel Zeit, um sich zu unterhalten. Die Taan waren mit ihrem Frühstück fertig, und die Sklaven hatten ebenfalls gegessen. Nun brachen sie das Lager ab, was nicht lange dauerte. Ein Taan trug seine gesamten Besitztümer mit sich. Das schloss sein Zelt ein, seine Waffen und die Vorräte. Jeder Taan trug seine eigene Last und konnte sie nicht einem Arbeiter oder Sklaven übergeben. Selbst die berühmtesten Krieger schleppten ihre eigenen Zelte. Dag-ruk, die Kommandantin, schleppte ihre Ausrüstung ebenfalls selbst.
    »Aber Hoffnung ist mehr als das«, fügte Rabe hinzu, als Durzor sich erhob, um zu gehen. »Es ist nicht nur ein Wunsch, es ist ein Bedürfnis. Es ist das Bedürfnis, daran zu glauben, dass wir ein besseres Leben haben werden. Das leidenschaftliche Bedürfnis zu glauben, dass etwas geschehen wird, damit die Dinge besser werden. Du hoffst, Kriegerin zu werden. Das hält dich am Leben, nicht wahr, Dur-zor? Deshalb erträgst du Qutoks Schläge. Wir alle müssen Hoffnung haben, es ist wie Fleisch oder Wasser für uns. Ohne Hoffnung sterben wir.«
    »Aber du möchtest sterben. Du
hoffst
zu sterben.« Dur-zor benutzte das neue Wort voller Stolz.
    »Ich hoffe, dass ich mich an Qu-tok rächen kann. Wenn ich dabei sterbe…« Rabe zuckte die Achseln. »Das kann ich akzeptieren. Aber es sieht nicht so aus, als würde ich die Gelegenheit dazu erhalten.«
    Auf der anderen Seite des Lagers brüllte Qu-tok etwas. Durzor sprang auf. »Ich werde über das nachdenken, was du gesagt hast.« Sie griff nach Rabes leerem Teller und eilte zurück zu Qu-tok, der sie für die Verspätung mit einem Schlag gegen den Kopf bestrafte, der sie zu Boden schmetterte.
    Rabe sah zu, wie sie wieder auf die Beine kam und weiter ihren Pflichten nachging. Unzählige Male war sie nun mit blauen Flecken, blauen Augen und aufgerissenen, blutenden Lippen zu ihm gekommen. Kein Wunder, dass sie keine Hoffnung auf etwas Besseres hatte. Sie kannte nichts Besseres. Eines Tages würde Qu-tok sie zu fest schlagen und ihr das Genick brechen, und dann wäre ihr Leben zu Ende.
    Die Taan befahlen den Sklaven, sich in einer Reihe aufzustellen und loszumarschieren, und traten und peitschten jene, die nicht schnell genug gehorchten. Qu-tok schickte zwei junge Krieger, um Rabe zu holen. Heute würde Qu-tok nicht selbst mit ihm weitermarschieren. Er gesellte sich zu den anderen Kriegern an der Spitze, die eine halbe Meile vor der Karawane hergingen und nach Gefahren Ausschau hielten.
    Rabe konnte sich nicht vorstellen, welche Gefahr die Taan hier erwarteten, denn in diesem von den Göttern verlassenen Teil des westlichen Loerem gab es nichts. Dur-zor hatte ihm gesagt, dass ihr Gott Dagnarus sie vor Banden von Riesen gewarnt hatte, die in dieser Gegend lebten, aber Rabe hatte nur verächtlich geschnaubt. Riesen sind ausgesprochen faul und nicht allzu klug, und sie ziehen es vor, in dichter bevölkerten Regionen umherzuziehen, wo sie Dörfer plündern können. Ein Riese, der hier draußen wohnte, würde verhungern, denn Rabe sah keinerlei Anzeichen von Zivilisation. Entweder hatte dieser Gott keine Ahnung von Riesen, oder er hatte es gesagt, damit die Taan wachsam blieben.
    Rabe ignorierte die jungen Krieger, die sich damit amüsierten, ihm die Enden ihrer Kruluts – einer speerartigen Waffe, die drei Klingen statt einer aufwies – in die Nieren zu stoßen.
    Er stapfte finster weiter. Er war im vergangenen Monat kräftiger geworden und hatte sich an das Gewicht des Eisenkragens gewöhnt, so dass er ihn nun kaum mehr spürte. Die Taan hatten seine Fußfesseln entfernt, denn die Ketten verlangsamten ihn nur, und die Taan wollten ihr Ziel so rasch wie möglich erreichen, ihre Belohnung einstreichen und zurück in den Kampf ziehen.

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