Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
Faust zerschmettern. Rabe sah seinen Tod auf sich zukommen. Er konnte sich nicht regen; der Taan hatte die Kette fest gepackt. Rabe hatte versagt, aber zumindest würde er ehrenvoll sterben…
Ein Stab pfiff an Rabes Kopf vorbei, so dicht, dass er seine Wange aufkratzte. Das Ende des Stabs traf den Taan ins Sonnengeflecht. Stöhnend fiel er vornüber. Dur-zor hatte sich schützend über Rabe gebeugt. Als Qu-toks ehemaliger Gegner niederfiel, schlug sie ihm noch einmal fest auf den Kopf. Ein weiterer Schlag mit dem Ende des Kep-ker an die Schädelbasis brach dem Taan das Genick.
Dur-zor grinste begeistert. »Ich bin eine Kriegerin!«, rief sie. »Und du hast Hoffnung. Kämpfe, ich werde dir den Rücken decken.«
Rabe sprang auf und wandte sich seinem Feind zu.
Qu-tok hatte darauf gewartet, dass der andere Taan mit dem lästigen Sklaven fertig wurde, so dass der echte Kampf zwischen Gleichen wieder beginnen konnte. Nun war er über alle Maßen erstaunt zu sehen, dass Dur-zor – ein niedriges Geschöpf – sich eingemischt und seinen Gegner getötet hatte. Seine Rivalen würden daraus rasch einen Vorteil ziehen und behaupten, Qu-tok hätte kurz vor der Niederlage gestanden, und eine Halbtaan hätte ihm das Leben gerettet. Und als wäre das nicht beleidigend genug, wurde er nun herausgefordert, gegen seinen eigenen Sklaven zu kämpfen. Nichts bedeutete einem Taan mehr als seine Ehre, und Qu-toks Ehre war beschmutzt worden.
Rabe sah Qu-toks Augen blitzen und wusste, dass er endlich die Aufmerksamkeit des Kriegers errungen hatte. Er sah, wie Speichel aus Qu-toks klaffendem Mund flog, sah den Zorn in seinen Augen. Er wusste, diesmal würde der Taan ihn umbringen wollen.
Qu-tok riss sich das Messer vom Gürtel und stürzte sich auf Rabe. Rabe blieb stehen, mit der schweren Kette als einziger Waffe. Er schwang die Kette nach Qu-toks Hand, damit der Taan das Messer fallen ließ.
Die Kette riss die Haut an Qu-toks Fingern auf, aber davon abgesehen fügte sie ihm keinen Schaden zu. Der Taan hielt das Messer immer noch in der rechten Hand und streckte nun die linke aus, um Rabe am Haar zu packen und ihm die Kehle durchzuschneiden.
Rabe wich aus und warf sich auf Qu-tok. Beide stürzten zu Boden. Qu-tok landete grunzend auf dem Rücken. Rabe sprang auf ihn. Qu-tok versuchte, den Menschen wegzuschleudern. Rabe hockte sich auf den Taan, klammerte sich mit den Knien an ihn. Er ballte die Faust und schlug Qu-tok gegen den Unterkiefer. Ein Mensch wäre von diesem Schlag getötet worden. Qu-tok blinzelte nicht einmal. Er rang weiter darum, sich zu befreien, und stach mit dem Messer nach Rabe.
Rabe packte Qu-toks Messerhand und drosch die Faust des Taan zu Boden. Qu-tok nutzte Rabes Bewegung aus. Der kräftige Taan rollte sich herum und warf Rabe auf den Rücken. Beide versuchten, das Messer zu erreichen.
Dur-zor blieb weiterhin in der Nähe, hielt das Kep-ker mit beiden Händen und schwang es kunstvoll, um jeden abzuwehren, der sich einmischen wollte. Zunächst hatte niemand auf sie und Rabe geachtet, aber dann hatte Dag-ruk bemerkt, was geschehen war. Sie stieß einen Schrei aus und stürzte vorwärts, um den rebellischen Sklaven zu töten.
Dur-zor traf die Jagdmeisterin am Arm; das Geräusch brechender Knochen erklang. Dag-ruk fauchte wütend und stürzte sich auf Dur-zor, die ihren Tod erwartete.
Eine Stimme erklang über dem Schlachtfeld – eine Stimme, die kalt und tief und dunkel war wie ein Brunnen der Finsternis.
»Intiki!«
Der Befehl brachte die Schlacht zum Stillstand. Alle Taan hielten mitten in der Bewegung inne und blickten voller Furcht auf. Der Taan-Vrykyl K'let stand oben auf dem Hügel, die Hand befehlend erhoben.
»Intiki!«, schrie er abermals.
Es gab nur zwei, die ihm nicht gehorchten. Rabe hatte den Schrei des Vrykyl nicht einmal gehört und hätte ihn auch nicht verstanden. Qu-tok hörte ihn, aber er war zu sehr in seinen Zorn versunken, um darauf zu achten. Der schreckliche Blick des Vrykyl fiel auf Dur-zor. Sie ließ den Stab fallen und warf sich zu Boden. Dag-ruk, die neben der Halbtaan gestanden hatte, tat das Gleiche.
Hinter ihnen rollten Qu-tok und Rabe weiter grunzend und um sich tretend über den Boden, bissen und schlugen und fauchten und kämpften um das Messer.
»Intiki!«, brüllte K'let abermals. »Lasst sie kämpfen!«
Die Taan auf beiden Seiten senkten die Waffen, steckten sie aber nicht ein, und jeder Taan behielt seinen Feind im Auge, selbst wenn sie gleichzeitig versuchten
Weitere Kostenlose Bücher