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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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allerdings nicht daran, denn manchmal sah er, wie Alise Shadamehr mit einem Blick bedachte, der gleichzeitig liebevoll und ausgesprochen gereizt war.
    Ulaf schloss, dass Shadamehr wohl Alise aufgesucht haben musste, denn keins der anderen Zimmer war im Augenblick bewohnt. Alises Tür war allerdings geschlossen.
    Nun fragte er sich doch, ob die Gerüchte der Wahrheit entsprachen. Er wollte die beiden nicht stören, falls sie zusammen waren, und legte deshalb vorsichtig das Ohr an die Tür. Er hörte nichts. Er zögerte, aber die Nachricht war wirklich ausgesprochen wichtig.
    Also hob er die Hand, um anzuklopfen. Eine starke Hand legte sich auf seinen Mund. Ein starker Arm packte ihn und riss ihn quer über den Flur, zerrte ihn in den Schatten einer riesigen Granitsäule.
    »Kein Wort!«, flüsterte eine Stimme ihm ins Ohr und fügte dann hinzu: »Versprochen?«
    Ulaf konnte nicht sprechen, denn die Hand hielt seinen Mund immer noch zu, aber er nickte. Die Hand löste sich langsam. Ulaf drehte sich wütend um.
    »Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt gehabt!«
    Shadamehr hob die Hand und drückte sie gegen Ulafs Lippen. »Still! Du hast es versprochen.« Er zeigte quer durch den Flur. »Pass auf!«
    »Herr, ich habe Euch überall gesucht. Ich habe dringende – «
    Shadamehr schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht. Pass auf!«
    Sie hörten Schritte, das leise Rascheln eines Rocksaums über den Boden, eine Frauenstimme, die ein altes Volkslied sang.
    Shadamehrs Augen glitzerten. Er zog Ulaf tiefer in den Schatten. »Achte auf die Tür«, flüsterte er Ulaf ins Ohr.
    Kochend vor Wut tat Ulaf, was man ihm gesagt hatte, denn er wusste, dass die beste Möglichkeit, endlich ans Ziel zu kommen, darin bestand, sich zunächst den Wünschen seines Herrn zu beugen.
    Alise kam zu ihrer Tür. Sie hob die Hand und sprach mehrere Worte, die den Bannspruch entfernen sollten, der die Tür verschlossen hielt. Dann hielt sie inne.
    »Das ist seltsam«, sagte sie. »Ich muss heute früh vergessen haben, den Bann zu erneuern.«
    Achselzuckend griff sie nach dem Türgriff, schob die Tür auf und blieb dann keuchend stehen.
    Sie sah schockiert zu, als jedes einzelne Möbelstück in ihrem Zimmer sich rasch von ihr entfernte. Tische, Sofas, Sessel, ihr Schreibtisch, ein kunstvoller schmiedeeiserner Kerzenleuchter, alles glitt über den Boden und raste wie verrückt durchs Zimmer, bis sich am Ende alle Möbelstücke vor einem offenen Fenster an der gegenüberliegenden Mauer drängten.
    Alises Gesicht wurde so rot wie ihr Haar. Sie ballte die Fäuste und schrie erzürnt: »Shadamehr!«
    Seine Lordschaft brach lachend am Boden zusammen, wo er liegen blieb, mit den Füßen zappelte und sich hin und her rollte.
    Alise sah ihn, stürzte sich auf ihn und hätte dabei beinahe Ulaf umgerissen. »Wie kannst du es wagen? So eine Unverschämtheit! Sieh dir dieses Durcheinander an!«
    »Hört gefälligst mit diesem infernalischen Geschrei auf!«, brüllte Rigiswald und warf seine Tür zu.
    Immer noch lachend wehrte Shadamehr Alises Schläge ab und kam wieder auf die Beine. »Das war einer meiner besseren Streiche, findest du nicht auch? Komm mit!« Er packte Alise mit einer Hand und Ulaf mit der anderen und zerrte sie in Alises Zimmer. »Ich werde euch zeigen, wie ich es gemacht habe.«
    »Herr!«, versuchte Ulaf es abermals. Er war nicht so sehr durch die Körperkraft, sondern eher von der Begeisterung Shadamehrs mitgeschleppt worden. »Ich habe dringende Nachrichten – «
    »Ja, ja, alle haben immer dringende Nachrichten. Aber das hier«, Shadamehr zeigte stolz auf die Möbel, »das hier ist wirklich wichtig. Seht ihr, wie ich es gemacht habe? Ich habe ein Seil um sämtliche Möbel im Zimmer geschlungen und dann all die Seile um diesen großen Stein gebunden.« Shadamehr schob sie quer durchs Zimmer zu der Stelle, wo die Möbel – mit einem wahren Netz von Seilen um die Beine – sich gehäuft hatten. »Dann habe ich ein letztes Stück Seil an der Tür befestigt. Wenn die Tür geöffnet wird, fällt das Gewicht und reißt alle Möbel mit sich. Ich nenne es ›der verschwindende Raum‹. Wunderbar, findet ihr nicht auch?«
    »Ich nicht!«, erklärte Alise und starrte ihn wütend an, obwohl ein aufmerksamer Beobachter vielleicht festgestellt hätte, dass ihre Lippen vor unterdrücktem Lachen zuckten. »Wer wird dieses Durcheinander wieder aufräumen?«
    »Ich!«, erklärte Shadamehr. »Und Ulaf wird mir dabei helfen, nicht wahr?«
    Ulaf starrte hilflos seinen

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