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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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unerträglichen Herrn an, der einmal als »ein Mann in mittleren Jahren mit einer Nase wie ein Falkenschnabel und einem Kinn wie eine Axtklinge, Augen so blau wie der Himmel über Neu-Vinnengael und einem langen, schwarzen Schnurrbart, auf den er sehr stolz ist und den er ununterbrochen zwirbelt oder glatt streicht«, beschrieben worden war. Shadamehr zwirbelte nun eben diesen Schnurrbart. Ulaf hätte ihn am liebsten geschlagen.
    »Herr, würdet Ihr Euch bitte anhören, was ich zu sagen habe?«, flehte er verzweifelt.
    »Wenn es darum geht, dass die Elfen das Ostende des Tromek-Portals evakuieren, weil angeblich eine gewaltige Armee von Ungeheuern durchkommen wird, dann habe ich das bereits gehört«, sagte Shadamehr und tätschelte Ulafs Schulter. »Aber trotzdem vielen Dank.« Er sah sich weiterhin ausgesprochen stolz um. »Du hättest dein Gesicht sehen sollen, Alise.«
    »Du solltest deins mit den Kratzern meiner Fingernägel darauf sehen«, entgegnete sie ruhig.
    »Ihr wisst von der feindlichen Armee?«, fragte Ulaf. »Was werden wir tun?«
    »Weiß ich noch nicht«, sagte Shadamehr und tupfte die Kratzer mit der Spitzenmanschette seines Hemdsärmels ab. »Nicht genug Informationen. Rigiswald sagt immer, es sei ein ausgesprochener Fehler, Theorien aufzustellen, bevor man alle Beweise gesehen hat. Es verzerrt das Urteil. Am Ende muss man nur seine Pläne wieder ändern, und dann hat man viel zu viel Zeit verschwendet.«
    »Statt alle Zeit damit zu verbringen, Seile an die Beine von Möbelstücken zu binden«, knurrte Ulaf.
    »Es war doch komisch, gib es zu«, kicherte Shadamehr und versetzte Ulaf einen Rippenstoß.
    Von drunten waren Rufe zu hören.
    »Herr, ein großer Stein baumelt am Ende eines Seils – «
    »Herr, ein elfischer Paladin ist eingetroffen. Sie ist durch das Portal gekommen und sie – «
    »Ah«, sagte Shadamehr seufzend. »Jetzt erhalten wir unsere Beweise.«
    Er legte Ulaf einen Arm um die Schulter. »Dann hören wir uns mal an, was es über diese Armee von Ungeheuern zu erfahren gibt. Ach übrigens«, fügte er mit einem Blick zu Ulaf hinzu, »deine Tonsur verwächst sich recht nett.«
    »Danke, Herr«, erwiderte Ulaf. Er gab auf. »Der verschwindende Raum. Es war tatsächlich komisch, Herr.«
    »Einer meiner besten Streiche«, erklärte Shadamehr.
    Die Elfen glauben, dass es im Leben nach dem Tod so etwas wie ein Gefängnis gibt, wo sich die Seelen jener, die schreckliche Verbrechen begangen haben, zur Strafe aufhalten müssen. Diese Seelen werden gefangen gehalten, weil sie auf keinen Fall zurückkehren und Einfluss auf die Lebenden nehmen dürfen. Es heißt, das Gefängnis der Seelen sei ein Ort von Chaos und Wahnsinn, da die Seelen ständig versuchen, sich zu befreien. Adlige Krieger, die ehrenhaft gestorben sind, entschließen sich manchmal dazu, ihr ewiges Leben damit zu verbringen, diese Seelen zu bewachen.
    Als Damra Shadamehrs Festung betrat, hatte sie das Gefühl, in dieses Gefängnis gekommen zu sein, denn wohin sie auch schaute, sie fand sich von Chaos und Wahnsinn umgeben. In einem Elfenhaushalt geht es sehr ruhig und gelassen zu. Es ist möglich, dass zwanzig Elfen in einem kleinen Haus zusammenwohnen, aber ein Besucher würde das niemals bemerken, denn die Elfen wissen, wie man sich lautlos bewegt und leise spricht, sie wissen, wie man es vermeidet, andere zu stören. In dieser Burg herrschte überall Lärm. Jede einzelne Person hatte den Mund aufgerissen, schrie und johlte, rief und brüllte Fragen heraus. Zwanzig Personen machten genug Lärm für vierzig.
    Als sie am Haupttor zu diesem Gefängnis der verlorenen Seelen eingetroffen war, hatten die Elfen Damra und ihre Freunde der Obhut eines Menschen namens Rodney übergeben. Die Elfen waren weitergezogen und hatten erklärt, sie müssten zu ihrer Pflicht zurückkehren.
    Damra und ihre Begleiter wurden über den äußeren Hof geführt, der an einen Markttag in Glymrae erinnerte, nur wirrer. Es gab Buden und Schuppen und grob zusammengezimmerte Gebäude in diesem Hof. Es gab Rinder, Schweine, Schafe, Pferde und Hühner, Erwachsene jeden Alters und von jedem Volk und Kinder, die brüllten, heulten oder johlten. Menschen kollidierten, ohne es zu bemerken, mit Damras Aura und schubsten sie in gut gelaunter Begeisterung herum. Eine Gruppe von Kindern – zwei Menschen, ein Elf, ein Ork und ein Zwerg – versammelten sich, um mit großen Augen und freundlichem Grinsen die Pecwae anzustarren.
    Damra stand kurz davor, sich umzudrehen

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