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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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entfernt. Er konnte sie in den Fluss werfen. Er konnte Jessan immer noch erzählen, dass sie von selbst verschwunden sei. Das war nicht ganz unglaubwürdig. Immerhin war die Leiche in der Rüstung ebenfalls verschwunden. Jessan würde enttäuscht sein, aber in seiner Aufregung darüber, endlich nach Dunkar zu kommen, würde er das bald vergessen. Immer noch in Gedanken an die Rüstung versunken, ging er zum Heilerhaus und hoffte, den Ritter nach der Rüstung und dem schrecklichen Feind, der sie getragen hatte, befragen zu können. Aber die Großmutter kam ihm schon an der Tür entgegen und sagte, der Ritter schliefe und dürfe nicht gestört werden. Rabe spähte hinein, sah den Mann, sah seine gräuliche Hautfarbe und hörte die flachen, raschen Atemzüge und dachte, dass Ranessas finstere Vorhersage diesmal richtig gewesen war.
    Der Ritter würde nicht mehr lange leben.
    Das Dorf veranstaltete ein Festessen, um Bashae, Jessan und ihren Gast zu ehren. Bashae brachte Wolfram mit – die Großmutter hatte die beiden aus dem Heilerhaus weggeschickt. Nun, nachdem die Rüstung sicher versteckt war, konnte sich Jessan auch wieder an der Anwesenheit des Zwergs freuen. Wolfram war ein guter Geschichtenerzähler und unterhielt die Trevinici und die Pecwae mit seinen Berichten über die weit entfernten Ländern, die er bereist hatte, und über die Völker, die dort lebten.
    Dass er den Zwerg mitgebracht hatte, ließ den neuen Respekt, den die Trevinici für Jessan empfanden, noch wachsen. Bashae überließ seinem Freund gerne den Verdienst, obwohl es die Idee des Pecwae gewesen war, Wolfram mit ins Dorf zu nehmen.
    Jessan erzählte Bashae von seinem Glück. Bashae war enttäuscht, seinen Freund zu verlieren, aber er wusste, dass Jessan sich schon lange gewünscht hatte, Krieger zu werden, also gratulierte er ihm und erklärte, dass Jessan bestimmt mit so vielen Trophäen zurückkehren würde, dass er einen Wagen würde mieten müssen, um sie zu transportieren.
    Das Fest ging langsam zu Ende. Niemand konnte mehr einen weiteren Bissen Wildfleisch oder Maiskolben herunterbringen. Bevor das Essen begonnen hatte, hatten die Dorfbewohner die besten Stücke herausgesucht, sie in einen Korb gelegt und zur Großmutter gebracht, die sich geweigert hatte, den sterbenden Ritter allein zu lassen. Bashae bot an, den Korb zu ihr zu bringen. Jessan begleitete seinen Freund.
    Es war ein warmer Abend, die Luft weich und erfüllt vom Quaken der Baumfrösche.
    »Großmutter«, rief Bashae leise und schob die Decke zurück, die in der Türöffnung hing. »Wir haben dir etwas zu essen gebracht.«
    Die Großmutter kam ihnen mit klirrenden und klickenden Steinen und Perlen entgegen. Sie nahm den Korb ohne ein Wort entgegen und ging wieder ins Haus.
    »Es ist auch ein Krug Brühe für Ritter Gustav dabei«, sagte Bashae. »Ich dachte, er würde vielleicht etwas trinken können.«
    Die Großmutter hielt inne, die Hand noch an der Decke. Sie schüttelte den Kopf. »Er wird sie nicht bei sich behalten. Aber macht euch keine Gedanken«, fügte sie hinzu, als sie Bashaes niedergeschlagene Miene sah. »Er braucht das Essen dieser Welt nicht mehr. Er bereitet sich auf ein Festessen mit den Göttern vor.«
    Sie verschwand im Heilerhaus und zog die Wolldecke wieder vor die Türöffnung.
    Bashae seufzte tief und wischte sich die Augen. »Ich will nicht, dass der Ritter stirbt.«
    »Er ist ein alter Mann«, meinte Jessan. »Und ein Krieger. Er stirbt einen ehrenhaften Tod, nachdem er seinen Feind besiegt hat. Dieses Wimmern und Schniefen entehrt dich und ihn.«
    »Das stimmt«, sagte Bashae. »Ich weiß gar nicht, wieso mir so zu Mute ist. Wahrscheinlich, weil er noch nicht zum Sterben bereit ist. Es gibt etwas, was er noch erledigen muss – eine dringende Angelegenheit, sagte er –, und ich fürchte, er wird nicht lange genug leben, um es zu tun.«
    »Das trifft doch auf jeden zu«, erklärte Jessan pragmatisch. »Wir lassen alle irgendetwas Unvollendetes zurück.«
    »Das stimmt«, sagte Bashae wieder.
    Die beiden gingen zurück zum Lager. Bashae wirbelte mit einem Tritt den Straßenstaub auf und starrte trübsinnig in die Nacht. Das Mondlicht, das auf die Steine des heiligen Kreises fiel, ließ sie weiß schimmern, so dass das Dunkel rings umher im Kontrast dazu noch dunkler wirkte.
    »Würdest du deinen Onkel Rabe bitten, mit dem Krieger zu sprechen, Jessan? Vielleicht gibt es etwas, das dein Onkel für ihn tun kann.«
    »Ich werde mit ihm sprechen«,

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