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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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und seine Augen blitzten, aber er versuchte immer noch nicht, ihn anzufassen. »Sagt mir eins, Herr – hatte es dieses Geschöpf, das Euch angriff, auf Euch oder auf diesen Kasten abgesehen? Ich denke nur«, fügte er hinzu, strich sich über den Schnurrbart und sah den Ritter forschend an, »wenn man von der Großzügigkeit Eures Angebots ausgeht, dass es wohl in erster Linie um den Kasten ging und erst in zweiter Linie um den, der ihn besaß. Und wer immer den Kasten hat, ist in großer Gefahr. Habe ich Recht?«
    »Nun, in gewisser Weise«, antwortete Gustav, »werdet Ihr tatsächlich in Gefahr sein, wenn Ihr diesen Auftrag übernehmt. Das leugne ich nicht.«
    »Durch Geschöpfe wie den Vrykyl?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nicht, ob noch mehr davon existieren. Wenn das der Fall ist, hoffe ich, dass sie unsere Spur verloren haben.«
    »Und diese beiden jungen Männer«, meinte Wolfram schlau, »die schickt Ihr auf eine andere Mission. Hat ihre Reise irgendetwas mit diesem Kasten zu tun?«
    Der Pfeil des Zwergs hatte mitten ins Ziel getroffen. Tatsächlich so nahe dem Mittelpunkt, dass Gustav wusste, dass Wolfram ihm eine Lüge nicht abnehmen würde.
    »Ihr seid der Lockvogel mit dem gebrochenen Flügel.«
    »Das bedeutet, dass die Gefahr mir folgen wird und die jungen Leute verschont.«
    »Ihr werdet gut dafür bezahlt«, stellte Gustav fest. Wolfram schien angestrengt über die Angelegenheit nachzudenken. Dabei drehte er den Armreif immer wieder um sein Handgelenk. »Eure Ländereien? Ist es ein großer Herrensitz?«
    Gustavs Lippen bebten. Wenn er genug Kraft gehabt hätte, hätte er gelacht. Statt dessen sagte er »Ja, so ist es, Wolfram von den Pferdelosen.«
    Dem Zwerg gefiel dieser Titel überhaupt nicht. Er dachte noch ein wenig nach, dann streckte er die Hand nach dem Kasten aus.
    »Herr, ich beuge mich Eurem Wunsch.«
    »Wie Ihr seht, ist der Kasten versiegelt.« Er reichte ihn dem Zwerg. »Das Siegel darf nicht zerstört werden. Das ist die Bedingung. Der Brief macht klar, dass der Handel nicht mehr besteht, wenn das Siegel erbrochen wird.«
    »Ich verstehe, Herr«, sagte Wolfram. Er betrachtete den Kasten, drehte ihn hin und her. »Pecwae-Arbeit, wenn ich das richtig sehe.«
    Er hielt ihn ans Ohr und schüttelte ihn. »Scheint leer zu sein.« Er zuckte die Achseln. »Ihr könnt mir vertrauen, Herr. Ich werde dafür sorgen, dass er sein Ziel sicher erreicht.«
    Wolfram steckte den Kasten vorne in sein Hemd. Er wollte noch mehr sagen, weitere Fragen stellen, nachforschen und bohren und versuchen, den Ritter dazu zu bringen, mehr über die Herkunft des Kastens und seinen geheimnisvollen Inhalt zu verraten. Aber Gustav schloss die Augen. Seine Atemzüge waren flach und angestrengt. Seine Kraft war beinahe versiegt, ebenso wie sein Leben.
    Wolframs Miene wurde ernst. Jeder, der einen anderen auf dem Totenbett sieht, sieht auch sein eigenes Sterben vor sich, sagen die Elfen. Zwerge glauben, dass der Geist im Tod den Körper verlässt, in den eines Wolfs übergeht und auf diese Weise weiterlebt.
    »Möge der Wolf Euch gnädig aufnehmen«, sagte der Zwerg leise und legte seine raue, schwielige Hand kurz auf die des Ritters. Dann drückte er den Kasten an die Brust und verließ das Heilerhaus. Im Eingang wäre er beinahe mit der Großmutter zusammengestoßen.
    »Er schläft!«, flüsterte Wolfram.
    »Hm«, schnaubte die Großmutter.
    Als sie ins Haus kam, war sie nicht sonderlich überrascht zu sehen, dass ihr Patient die Augen weit offen hatte.
    »Keine Sorge«, sagte sie zu ihm. Sie betupfte seine Lippen mit Wasser und legte ihm das Tuch, das heruntergefallen war, auf die Stirn.
    »Sie werden kommen. Sie werden
beide
kommen. Die Götter haben ihre Wahl getroffen.«
    »Ich hoffe, sie kommen bald«, sagte Gustav seufzend. »Ich bin sehr müde.«
    »Aber Onkel, du hast es versprochen!«, rief Jessan.
    Noch während er die Worte aussprach, wusste er, dass er wie ein jammerndes Kind klang, dem man ein Stück Obst verweigerte, und er war nicht überrascht zu sehen, dass sein Onkel missbilligend das Gesicht verzog. Allerdings konnte er die Worte, die er gesprochen hatte, nicht mehr zurücknehmen, sondern nur noch versuchen, etwas zu erklären.
    »Onkel, ich bin im Dorf der Einzige in meinem Alter, der noch keinen Kriegernamen hat.« Jessan zählte Ranessa nicht mit – niemand zählte Ranessa mit. »Ich hatte die Gelegenheit, mit den anderen nach Karnu zu gehen, aber ich habe auf dich gewartet. Verwandte

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