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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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ein.
    »Und alle schauen nach Westen«, antwortete Rabe. »Wir gehen über die Ostmauer.«
    »Heute Nacht ist Vollmond.«
    »Das ist schlecht«, gab Rabe zu, »aber dagegen können wir nichts tun.«
    »Wir werden unsere Pferde nicht mitnehmen können.«
    »Wir sind zu Fuß ohnehin besser dran. Der Feind würde die Hufschläge hören.«
    »Die Dunkarganer werden behaupten, dass wir feige sind, Rabenschwinge. Sie werden behaupten, wir sind in der Nacht geflohen.«
    Rabe zuckte die Achseln. »Wir kennen die Wahrheit, Zwitschernder Spatz. Wer will schon wissen, was diese Städter sagen?«
    Nein, es interessierte niemanden. Alle stimmten ihm zu. Nach weiteren Beratungen akzeptierten sie Rabes Plan. Niemand erwähnte die Tatsache, dass sie nach ihrer Flucht die feindlichen Linien umgehen mussten. Für die Trevinici war das das kleinste Problem. Sie waren nie vor einem Feind zurückgewichen, nicht einmal vor den Karnuanern, die einige dieser Krieger als würdige Gegner betrachtet hätten.
    Während die Trevinici ihre Pläne zur Flucht schmiedeten, plante Onaset die Verteidigung. Er befahl seinen Soldaten, unter den Öl- und Wasserkesseln Feuer zu machen. Er bildete Gruppen von freiwilligen Zivilisten, die den Auftrag bekamen, jedes Gebäude, das aus Holz bestand oder ein Strohdach hatte, mit Wasser zu tränken. Feuer ist der schlimmste Feind einer Stadt. Zum Glück gab es nicht viele leicht brennbare Gebäude in Dunkar, denn die meisten Häuser bestanden aus Stein oder einer Mischung aus Sand, Wasser und zermahlenem Kalkstein. Er schickte Soldaten aus, um Unruhen im Hafen niederzuschlagen, wo erschrockene Bürger versuchten, mit Booten und Schiffen aus der Stadt zu flüchten. Nachdem die Schiffskapitäne begonnen hatten, unmögliche Summen zu fordern, hatten die Leute beschlossen, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen und versucht, die Schiffe zu stehlen.
    Onaset war sehr zufrieden damit, den Hafen unter Kriegsrecht stellen zu können und erklärte, dass alle Schiffe für den derzeitigen Notstand gebraucht würden. Er schickte seine Soldaten an Bord der Schiffe, ließ die wohlhabenden Passagiere an Deck bringen – denn das waren die einzigen, die für ihre Rettung zahlen konnten – und ließ sie davonführen, damit sie bei der Verteidigung der Stadt halfen.
    Spät in der Nacht ging er zum Abendessen. Er aß allein, in seinem Zimmer in der Kaserne. Er war nicht verheiratet. Er hielt es für ungerecht gegenüber einer Frau, einen Soldaten zum Mann zu haben. Diener kochten für ihn. Er setzte sich vor eine Schale mit Lammcurry, aß einen Löffel, und während er kaute, dachte er noch einmal darüber nach, was weiter zu tun war, bevor im Morgengrauen Chaos und Tod über die Stadt Dunkar hereinbrachen.
    Die Erkenntnis, dass man ihn vergiftet hatte, kam ihm, als das schreckliche Brennen in seinen Innereien begann. Wütend, erschrocken, ängstlich nicht um seinetwillen sondern wegen der Stadt, sprang Onaset auf und versuchte, um Hilfe zu rufen.
    Die Schmerzen wurden schlimmer. Seine Kehle schnürte sich zu. Sein Herz schlug noch einmal sehr schnell, dann blieb es stehen.
    Der Seraskier sackte tot zusammen.

Die Flammen von Fackeln und Lagerfeuern bildeten helle Flecke in der purpurschwarzen Dunkelheit. Fackeln loderten überall an den Mauern. Die Feuer unter den Kesseln wurden die
ganze
Nacht am Brennen gehalten. Ein rotes Glühen ging von den riesigen Kohlebecken aus, in denen hastig Abfälle aus den Schmieden erhitzt wurden – Eisenreste, verbogene Nägel, alte Hufeisen –, um sie auf den Feind niederregnen zu lassen. Nervöse Soldaten patrouillierten auf den Wehrgängen und zeichneten sich als Schatten vor den Flammen ab, Schatten, die wieder mit der Nacht verschmolzen, wenn sie weitergingen.
    Dahinter, auf dem Grasland, brannten die Lagerfeuer. Als der Herold die Stadt verließ und der Feind erfuhr, dass König Moross die Übergabebedingungen abgelehnt hatte, waren die feindlichen Soldaten noch näher an die Stadt herangerückt. Es waren unzählige – einige Verteidiger behaupteten, an die Zehntausend. Die Stimmen der Geschöpfe waren für die Soldaten auf den Mauern deutlich zu hören, denn diese Ungeheuer hatten laut hallende Stimmen und redeten offenbar ununterbrochen miteinander oder riefen sich etwas zu. Ihre Sprache schien aus Grunzen, Klicken und Knacken zu bestehen, mit explosivem, zischendem Ploppen, wie wenn nasses Holz brennt. Ihre rauen Stimmen klangen beunruhigend, denn sie erinnerten jene auf den

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