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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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in die Ledertasche, zupfte es glatt und beträufelte es mit Zedernöl, um die Motten fernzuhalten.
    »Das hier ist eine Vorladung in den Palast«, sagte Tasgall mit einem Blick zu dem Päckchen.
    »Ja«, erwiderte Rigiswald. »Das dachte ich mir schon.«
    »Ihr habt nicht vor hinzugehen?«
    »Nein.«
    »Seine Majestät wird verärgert sein.«
    Rigiswald begann, seine Strümpfe in ordentliche Knäuel zu rollen. »Seine Majestät hat so viele Hunderte, die auf seine Aufmerksamkeit warten, dass er einen älteren Herrn wohl kaum vermissen wird.«
    »Ich weiß, um was es hier geht«, sagte Tasgall.
    »Zufällig«, erwiderte Rigiswald, »weiß ich das auch.«
    »Ihr werdet nichts damit erreichen, wenn Ihr Euch fernhaltet.«
    »Ich werde nichts damit erreichen, wenn ich hingehe.«
    »Seine Majestät war enttäuscht, dass Baron Shadamehr nicht zur Krönung erschienen ist«, fuhr Tasgall fort. »Shadamehr war der einzige Baron, der fehlte. Seine Abwesenheit wurde äußerst missbilligend zur Kenntnis genommen.«
    Rigiswald steckte die Sockenknäuel ordentlich unten in die Tasche. Dann hielt er eine kleine polierte Silberscheibe hoch und betrachtete sein Spiegelbild. Er kämmte seinen ordentlich gestutzten Bart und das Haar, dann steckte er sowohl die Scheibe als auch den Elfenbeinkamm in die Tasche.
    Tasgall beobachtete ihn verärgert. »Wenn Baron Shadamehr nicht sofort dem neuen König seine Lehenstreue schwört, wird man ihn als Verräter betrachten. Er wird in Abwesenheit zum Tode verurteilt werden, und man wird ihn hinrichten, sobald er sich wieder in Vinnengael blicken lässt. Seine Ländereien und die Burg fallen an die Krone. Seine Majestät verlangt eine Versicherung, dass der Baron ihn aufsuchen wird.«
    Rigiswald steckte noch mehrere Bücher in die Tasche, ein paar, welche er neu erworben hatte, und andere, die er bereits nach Vinnengael mitgebracht hatte. Er tat das sehr sorgfältig, so dass sie nicht das Gewand zerknitterten oder die Strümpfe zerdrückten. Als er schließlich mit dem Packen fertig war, hob er die Tasche hoch, schloss sie und zupfte die Riemen zurecht. Er schlang sich den Reiseumhang über die Schultern.
    »Ich bin nicht Baron Shadamehrs Sekretär und plane daher auch nicht seine gesellschaftlichen Auftritte«, erklärte Rigiswald, als er die Goldschließe, welche den Umhang hielt, zuschnappen ließ.
    »Ihr seid sein Freund, Sir. Ihr solltet ihn beraten, und es wäre ein guter Rat, ihn zu diesem Treueschwur für den neuen König zu schicken.«
    Rigiswald hängte sich die Tasche auf die Schulter. Er bot dem Kriegsmagier keinen Handschlag an. »Lebt wohl, Tasgall. Und Glückwunsch zu Eurer Beförderung.«
    Er ging auf die Tür zu.
    Tasgall griff nach dem Päckchen mit der Botschaft und spielte damit.
    »Die Familie des Barons hatte diesen Landsitz seit Generationen«, erklärte Tasgall. »Sein Einkommen hängt davon ab, dass die Ländereien bestellt werden, und von dem Zoll, welchen er von jenen erhebt, die flussabwärts reisen. Wenn Shadamehr seine Baronie verliert, wird er ein verarmter Exilant sein, der nirgendwo mehr hin kann, keine Freunde und keine Zuflucht hat.«
    Rigiswald blieb stehen und drehte sich um. »Ich hörte, dass der Oberste Inquisitor gestern gestorben ist.«
    Tasgall antwortete nicht sofort.
    »Er starb an… was? Herzversagen?«, fragte Rigiswald.
    Tasgall starrte das Päckchen an. »Er war seit einiger Zeit bei schlechter Gesundheit. Eine Untersuchung ergab, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist.«
    Rigiswald lächelte angespannt. »Ich würde mich an Eurer Stelle vor diesen natürlichen Toden hüten, Tasgall. Ich höre, sie sind ansteckend.«
    Tasgall ging durchs Zimmer und packte Rigiswald am Arm.
    »Sagt dem Baron, dass er nur sein Knie beugen und König Dagnarus die Treue schwören muss.«
    »Das ist alles?« Rigiswald lächelte ihn freundlich an. »Mein Freund, das ist sozusagen
alles.«
    Der ältere Magier ging allein die Straßen der Stadt entlang, die immer noch geschrubbt wurden, und verließ NeuVinnengael durch das Stadttor, das immer noch repariert wurde. Als er einen Blick über die Schulter warf, sah er in der immer noch von Rauch erfüllten Luft Vinnengaels neue Fahne mit dem goldenen Phönix flattern, der aus blutroten Flammen in den Himmel aufstieg.



Wolfram der Pferdelose hatte nicht vorgehabt, lange im Kloster auf dem Drachenberg zu bleiben. Da der verstorbene Lord Gustav ihm eine Belohnung gegeben hatte, war er nun selbst ein adliger Herr. Er

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