Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
sein. Alle Länder würden sich ihm unterwerfen. Alle Völker würden sich vor ihrem König verneigen.
Am Morgen seines Krönungstags betrat Dagnarus allein die Halle Vergangenen Ruhms. Er hatte die Diener und die Höflinge weggeschickt und ihnen gesagt, sie sollten ohne ihn mit den Vorbereitungen weitermachen.
Die Kirche würde die Krönung vollziehen. Dagnarus hatte lange und schwer daran gearbeitet, sich ihrer Mitwirkung zu versichern – ihrer freiwilligen Mitwirkung –, und Tasgall hatte schließlich den Ausschlag zu seinem Erfolg gegeben. Dagnarus war sehr zufrieden mit Tasgall. Der Kriegsmagier erinnerte den König sehr an den Hauptmann der Wache seines Vaters, einen Mann, welcher sich um den kleinen Dagnarus gekümmert hatte, als sich kein anderer Erwachsener um ihn scherte, ein Mann, der grundlegend geholfen hatte, ihn aufzuziehen.
Hauptmann Argot hatte ein besseres Schicksal verdient, als in der Schlacht um Alt-Vinnengael zu sterben, und es hatte Dagnarus wirklich Leid getan, davon zu hören. Der König kam zu dem Schluss, dass Tasgall eine Belohnung verdient hatte. Er war jedoch noch kein angemessener Kandidat für einen Vrykyl; Tasgall war nicht in das Wesen der Leere eingeführt.
Aber das würde vielleicht noch kommen. Inzwischen ernannte der König Tasgall zum Ehrenwertesten Hohen Magus – die ehemalige Regentin Clovis war aus Gesundheitsgründen von diesem Posten zurückgetreten.
Da erwartet wurde, dass alle Ordensoberhäupter zurücktraten, wenn ein neuer Hoher Magus gewählt wurde, hatten die anderen dem Brauch Folge geleistet. Es wurde außerdem erwartet, dass der neue Hohe Magus sich schlicht weigerte, die Rücktritte zu akzeptieren. Tasgall jedoch hatte auf den Rat von Dagnarus hin alle Rücktritte akzeptiert und die Oberhäupter durch Magier ersetzt, welche ihm freundlich gesonnen waren.
Der Kriegsmagier hatte allerdings so etwas wie ein Gewissen, und dieses Gewissen plagte ihn, deshalb hatte er nur mit dem größten Widerstreben das Amt des Ehrenwertesten Hohen Magus angetreten. Aber er hatte gesehen, was geschehen kann, wenn Kirche und Krone gegeneinander arbeiten oder wenn eine von beiden zu mächtig wird und die andere Seite beherrscht. Tasgall bildete sich ein, dass er und Dagnarus gemeinsam zum Wohl von Vinnengael arbeiten könnten. Dagnarus hatte ihn noch nicht vom Gegenteil überzeugt. Der Lord der Leere hatte in den letzten zweihundert Jahren gelernt, geduldig zu sein, und er hatte auch gelernt, behutsam vorzugehen.
Alles lief gut, selbst was den Stein der Könige anbetraf. Es gab zugegebenermaßen Schwierigkeiten, aber sobald er erst Kaiser war, würden auch diese gelöst werden.
Valura berichtete aus dem Elfenreich, dass der Bürgerkrieg zu einem Stillstand gekommen war. Die Armeen des Göttlichen hielten immer noch gewisse Schlüsselbereiche von Tromek besetzt, darunter das westliche Ende des Portals, welches von den Kriegern des Hauses Kinnoth gehalten wurde, die besonders zäh und störrisch waren und sich gegen alle Versuche, ihre Loyalität zu erschüttern, erfolgreich gewehrt hatten.
In der Folge begannen einige der Häuser, welche bisher den Schild unterstützt hatten, in ihrer Haltung zu wanken, aber Valura schien der Überzeugung zu sein, dass ein Attentat hier und ein Skandal dort die Häuser schon wieder auf ihre Seite bringen würden. Dagnarus befahl ihr, in Tromek zu bleiben, bis der Krieg zu Ende und die Situation zu seiner Zufriedenheit gelöst war. Danach hatte er weitere Pläne für Valura, die sie in Tromek festhalten würden – für immer.
Sie würde nicht froh darüber sein, aber sie würde gehorchen. Sie musste gehorchen.
Im Thronsaal im Erdgeschoss des Palastes sammelten sich die Zuschauer: die hochrangigen Vertreter der Kirche, die Barone, geringere Adlige, Ritter und ihre Damen, die reichen und einflussreichen Kaufleute, Botschafter jener Regierungen, welche immer noch mit Vinnengael verbündet waren (also nur eine geringe Anzahl), die königlichen Musiker und Ehrengäste wie zum Beispiel der schnell entschlossene junge Soldat, der so rasch die Seile des Stadttors durchgeschnitten hatte.
Der kleine Hirav fehlte. Man hatte ihn weggeschickt. Etwa in sechs Monaten würde man in Vinnengael erfahren, dass der arme Junge an einer Kinderkrankheit gestorben war; Masern vielleicht. Bis dahin würde sich kaum mehr jemand Gedanken darum machen, was aus ihm geworden war.
Sie sammelten sich alle im Thronsaal und warteten auf ihren König, den Eroberer. Die
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