Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
zufolge. Nicht für die Götter der Orks. Würdet Ihr den Orks Euren Glauben aufzwingen wollen? Genau das wollten die Karnuaner auch tun, oder zumindest war es ihre Ausrede dafür, den heiligen Berg zu erobern. Sie haben behauptet, dass das Opfern lebender Wesen die Götter beleidigt.«
»Das tut es auch«, sagte Damra.
»Und Tausende von Orks zu töten und Tausende mehr zu versklaven stört die Götter nicht?«, fragte Shadamehr mit einem Zwinkern zu Griffith.
»Ermutigt ihn nicht, Damra«, sagte Alise. »Shadamehr wird mit Euch streiten, bis das Meer ausgetrocknet ist und die Sonne um Mitternacht scheint, wenn Ihr ihm die Gelegenheit dazu gebt.«
»Aber …«, begann Damra.
Sie wurden unterbrochen, weil einer der Schiffsjungen hereinkam, der Sohn von Kapitän Kal-Gah, welcher diese Reise mitmachte, um sein Handwerk zu lernen.
»Herr«, sagte der Junge zu Shadamehr. »Die Schamanin sagt, du sollst sofort zu ihr kommen. Sie ist bei ihrem täglichen Wassersprechen, und es sieht so aus, als würde jemand versuchen, sich mit dir in Verbindung zu setzen.«
»Darf ich mitkommen?«, fragte Griffith eifrig. »Ich habe noch nie gesehen, wie ein solcher Zauber gewirkt wurde. Es sei denn, Ihr glaubt, die Botschaft sei vertraulich.«
»Nein, nein«, erklärte Shadamehr fröhlich. »Ich habe keine Geheimnisse. So lange Quai-ghai mit Eurer Anwesenheit einverstanden ist, habe ich nichts dagegen. Meine Damen? Möchtet ihr ebenfalls mitkommen? Die Kabine der Schamanin ist allerdings klein, und ich denke, es könnte ein bisschen eng werden.«
Alise erklärte, sie wolle lieber schlafen, und Damra wollte meditieren. Griffith und Shadamehr machten sich also allein auf den Weg.
»Ich wette, was ich hören werde, wird mir nicht gefallen«, weissagte Shadamehr finster, als sie dem Schiffsjungen unter Deck zu Quai-ghais Unterkunft folgten.
»Was bringt Euch darauf?«
»Weil niemand sich die Mühe machen würde, mir gute Nachrichten mitzuteilen, aber die Leute sich für gewöhnlich überschlagen, die schlechten Nachrichten loszuwerden.«
Der Schiffsjunge bat sie zu schweigen, als sie sich Quai-ghais Kajüte näherten. Er klopfte nicht an, sondern öffnete die Tür einfach leise, um die beiden Männer einzulassen. Sie schlichen auf Zehenspitzen nach drinnen und bemühten sich, die Schamanin nicht zu stören.
Quai-ghai saß an einem Tisch vor einer großen Schale, die aus einer riesigen Quahog-Muschel bestand. Das Meerwasser in der Schale bewegte sich sachte mit dem Schiff. Quai-ghai redete mit dem Wasser, stellte Fragen und erhielt offenbar Antworten. Jedenfalls lauschte sie mit schief gelegtem Kopf, dann antwortete sie ihrerseits.
»Wunderbar!«, hauchte Griffith. »Habt Ihr je zuvor so etwas gesehen?« Er ließ sich der Schamanin gegenüber nieder.
Shadamehr schüttelte den Kopf. Quai-ghai warf ihnen einen gereizten Blick zu, und Griffith sprach noch leiser.
»Sie und die anderen Schamanen können mit Hilfe dieser Magie direkt miteinander sprechen. Sie brauchen nur eine Schale Wasser und den richtigen Zauberspruch. Wyred, denen man erlaubt, die Wassermagie zu erlernen, halten diesen Zauber für ausgesprochen nützlich, um über weite Entfernungen miteinander zu sprechen.«
»Das glaube ich sofort«, erklärte Shadamehr beeindruckt.
»Die beteiligten Schamanen müssen eine bestimmte Tageszeit ausmachen, zu der sie den Zauber wirken«, fuhr Griffith fort. »Quai-ghai sagt, beinahe alle Schamanen entscheiden sich, es bei Sonnenuntergang zu tun, um Botschaften zu empfangen oder zu verschicken.«
Quai-ghai hob den Kopf. »Der Zauber ist zu Ende. Ihr braucht nicht mehr zu flüstern. Kennst du jemanden namens Rigiswald?«
»Einen mürrischen alten Knacker? Streitsüchtig, aber gepflegt gekleidet?«
»Ich habe ihn nicht gesehen«, erklärte Quai-ghai würdevoll. Sie betrachtete den Baron finster. »Das hier ist eine ernste Angelegenheit.«
»Ich bitte um Verzeihung«, sagte Shadamehr demütig. »Bitte fahrt fort.«
»Dieser Rigiswald hat einen Schamanen dafür bezahlt, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Der Schamane hat das seit einer Woche versucht, und heute ist es ihm endlich gelungen, mich zu erreichen. Dieser Rigiswald lässt ausrichten, dass Dagnarus, Lord der Leere, jetzt König von Vinnengael ist.«
»Eine Tatsache, die sicher überall viel Freude ausgelöst hat«, sagte Shadamehr trocken.
»Dieser Rigiswald lässt außerdem ausrichten, dass das Volk hinter Dagnarus steht, denn er hat sie gegen die Taanarmee
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