Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Stadt.«
»Aber warum?«, fragte Alise verblüfft. »Die Orks und Vinnengael sind nicht im Krieg. Oder doch?«
»Jetzt schon«, erklärte Kapitän Kal-Gah. »Unser Kapitän war schon lange wütend auf die Vinnengaeher, weil sie den Karnuanern geholfen haben, unseren Berg zu erobern. Der Kapitän hat die Flotte zusammengerufen, und nun belagern sie Krammes.«
»Die Vinnengaeher haben den Karnuanern nicht geholfen«, widersprach Alise empört. »Jedenfalls nicht freiwillig. Unsere Flotte wurde betrogen.«
»Das behauptet Ihr«, sagte Kapitän Kal-Gah.
»Aber es stimmt, und …«, begann Alise.
Shadamehr griff nach ihrer Hand und drückte sie.
»Könnt Ihr uns näher heranbringen?«, fragte er. »Damit wir den Kampf sehen können?«
»Ja, das ist möglich«, erklärte Kal-Gah. Er lächelte wieder. »Es sollte ein faszinierender Anblick sein. Ich gehe davon aus, dass inzwischen die halbe Stadt in Flammen steht.«
Er ging wieder an Deck, um weitere Befehle zu brüllen. Die vier Freunde kehrten in ihre Unterkunft zurück, wo sie einander in offener Verzweiflung anstarrten.
»Das begreife ich einfach nicht«, sagte Shadamehr nachdenklich.
»Wir haben es hier mit Orks zu tun«, meinte Damra, als würde das alles erklären. »Sie haben es vermutlich in den Fischinnereien gelesen.«
»Orks sind vielleicht abergläubisch, aber dumm sind sie nicht«, widersprach Shadamehr. »Sie haben für alles, was sie tun, einen Grund, und ich wiederhole, das hier ist unbegreiflich. Sicher, die Orks sind wütend auf die Vinnengaeher, und sie haben Grund dazu. Es war dumm von uns, uns von den Karnuanern betrügen zu lassen. Aber das ist lange her. Warum haben die Orks damals nicht angegriffen? Warum beschließen sie jetzt plötzlich, Krammes anzugreifen? Es sei denn…«
Er hielt inne, dann sagte er leise. »Vielleicht haben sie ja einen Grund.«
»Dagnarus«, sagte Alise.
»Unser neuer König«, stimmte Shadamehr ihr zu. »Er hat sich mit den Orks verbündet. Das macht Sinn. Er erhält die Herrschaft über das Östliche Vinnengael, und die Orks erobern den Westteil des Landes für ihn. Sie greifen Krammes von der See aus an. Und er hat Taan bereit, die von Land aus zuschlagen können.«
»Dabei sehe ich ein Hindernis«, warf Griffith ein. »Die Orks haben nichts für Magie der Leere übrig.«
»Sie haben vermutlich keine Ahnung davon, dass Dagnarus etwas mit Magie der Leere zu tun hat«, meinte Alise. »Der Vrykyl hat euch allen einreden können, dass er ein Menschenkind ist. Als Lord der Leere fällt es Dagnarus noch viel leichter, seine Verbindung zur Leere zu verbergen.«
»Alise hat Recht«, sagte Shadamehr. »Dagnarus brauchte dem Kapitän der Kapitäne nur zu versprechen, dass er ihr helfen wird, den heiligen Berg zurückzubekommen, und die Orks würden eifrig mitmachen. Besonders wenn das bedeutet, dass sie bei der Gelegenheit Rache an den Vinnengaeliern nehmen können.«
»Und natürlich hat er nicht vor, sein Versprechen zu halten«, sagte Damra.
»Er tut es vielleicht sogar«, überlegte Shadamehr. »Dagnarus könnte durchaus vorhaben, den Karnuanern diesen heiligen Berg abzunehmen. Nicht dass er ihn dann den Orks geben würde.«
»Warum sollte er ihn denn haben wollen?«, fragte Alise. »Ich nehme an, die Insel hat einen gewissen strategischen Wert, aber-«
»Ich weiß, warum«, sagte Griffith. »Weil sich dort angeblich der Orkteil des Steins der Könige befindet.«
»Genau«, erwiderte Shadamehr.
»Die Orks würden eher sterben, als ihm zu verraten, wo der Stein steckt.«
»Er ist Lord der Leere«, sagte Griffith finster. »Tod ist kein sonderliches Hindernis für ihn. Er kann die Wahrheit von ihren Leichen erfahren.«
Die vier sahen einander verzweifelt an.
»Also gut. Nachdem wir das jetzt alles herausgefunden haben, wie halten wir ihn auf?«, fragte Damra. »Wir könnten vielleicht versuchen, mit dem Kapitän der Kapitäne zu sprechen, aber warum sollte sie uns glauben?«
»Wegen meinem ehrlichen Gesicht und meinem hinreißenden Aussehen?«, fragte Shadamehr.
Alise schnaubte verächtlich. »Es wäre wirklich hilfreich, wenn wir ein schlechtes Vorzeichen hätten. Etwas, das die Orks dazu bringen würde, den Angriff auf Krammes rasch aufzugeben.« Sie warf Shadamehr einen mörderischen Blick zu. »In dieser Hinsicht könntest du vielleicht nützlich sein.«
»Ein schlechtes Vorzeichen«, wiederholte Shadamehr. Er warf Griffith einen fragenden Blick zu. »Es müsste schon etwas Aufregenderes sein als
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