Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Höhle.
»Ich gehe auch«, sagte Shadamehr, schlug sich auf die Knie und stand auf. »Ich habe ohnehin nichts Besseres zu tun …«
Er hielt inne. Noch einen Augenblick zuvor hatte Silwyth ruhig auf einem Stein gesessen. Jetzt stand er vor dem Höhleneingang, den Stab quer vor sich, sodass er Shadamehr den Weg versperrte.
»He da, was soll das?«, fragte Shadamehr spielerisch.
»Ihr dürft nicht gehen, Baron Shadamehr«, sagte Silwyth. »Ihr seid kein Paladin.«
»Ach, zum …« Shadamehr verkniff sich den Rest. Er sah den Elfen gereizt an. »Ich habe den Menschenteil des Steins der Könige. Wenn ich nicht gehe, wer sonst?«
Silwyth schüttelte den Kopf. »Ihr habt nicht die Billigung der Götter. Ihr habt nicht die gesegnete Rüstung. Ohne sie könnt Ihr den Gefahren von Alt-Vinnengael nicht widerstehen. Ihr werdet sterben, und dann ist die Mission zum Scheitern verurteilt.«
»Was soll ich also tun? Wieder nach Neu-Vinnengael reiten und Dagnarus darum bitten, mich zum Paladin zu machen? Sollte ich das tun, bevor oder nachdem er mich ermorden lässt? Ich bin ohne den Segen der Götter bis hierher gekommen«, fuhr Shadamehr nun zorniger fort. »Ich habe gegen Bahk und Drachen gekämpft, gegen Trolle und Riesen, Klobber und Blauwurzeln und Geschöpfe der Leere, und ich habe sie alle besiegt …«
»Alle bis auf einen«, sagte Silwyth.
»Und wer soll das sein?«, fragte Shadamehr herausfordernd.
»Ihr kennt Euren Feind«, sagte Silwyth. »Ihr seid ihm viele Male im Kampf begegnet, und stets hat er Euch besiegt.«
Shadamehr starrte den Elf nur noch zornig an. Sein Spott war verschwunden.
»Denkt an Eure Kameraden«, sagte Silwyth und warf über seine Schulter hinweg einen Blick zu den anderen Paladinen. »Sie werden tun, was sie können, um Euch zu schützen, aber das wird sie und Eure Mission teuer zu stehen kommen.«
»Ich will ihre Hilfe nicht«, erklärte Shadamehr barsch. »Ich brauche sie nicht.«
Silwyth lächelte. »Euer Feind ist jetzt hier, falls Ihr gegen ihn kämpfen wollt.«
»Die Leere soll Euch holen«, knurrte Shadamehr.
Er stieß den Stab des Elfen beiseite und stolzierte aus der Höhle.
Shadamehr sah die Paladine nicht an, als er die Höhle verließ. Er wandte ihnen den Rücken zu und stieg über die Felsen am Fuß der steilen Klamm, durch welche der Dunkelfluss rauschte.
»Er ist ein guter Mann mit einem guten Herzen«, sagte Damra zu Silwyth, als die beiden beobachteten, wie Shadamehr über die Felsen kletterte. »Ich habe ihm einmal übel genommen, dass er sich geweigert hat, Paladin zu werden. Ich dachte, er wäre feige oder hätte uns damit verspotten wollen. Jetzt kenne ich ihn besser, und ich verstehe seine Gründe.«
»Nicht einmal er selbst versteht seine Gründe«, erwiderte Silwyth und hielt den Blick auf die einsame Gestalt gerichtet. »Und es gibt nicht so viele Männer mit gutem Herzen in dieser Welt, dass ich es riskieren würde, einen zu verlieren, nur weil ich mich nicht genug angestrengt habe.«
»Ihr glaubt wirklich, dass er umkommen würde?«, fragte Damra.
»Ich weiß es, Damra von Gwyenoc«, antwortete Silwyth.
»Ich habe viele Gerüchte über die Gefahren von AltVinnengael gehört. Aber es waren Gerüchte. Seid Ihr dort gewesen?«
»Ja«, antwortete Silwyth.
»Und Ihr habt überlebt«, erwiderte sie kühl. »Und dennoch seid Ihr kein Paladin.«
»Ich habe überlebt, weil ich sie kannte«, sagte Silwyth leise, »und sie kannten mich.«
»Wer kannte Euch?«, fragte Damra verblüfft.
»Die Toten«, erwiderte Silwyth.
Damra erstarrte. Sie sah ihn an. »Magie der Leere?«
»Es gibt alle Arten von Magie in den Ruinen dieser einstmals so stolzen Stadt«, sagte Silwyth. »Ihr müsst darauf vorbereitet sein, oder sie wird Euch in den Tod und in etwas viel Schlimmeres ziehen. Der Segen der Götter ist Eure Rettung, er wird Euch über Wasser halten.«
»Werdet Ihr mit uns kommen?«, fragte sie plötzlich.
»Ich werde Euch dort treffen«, erwiderte Silwyth. »Aber was der Zwerg über eine Falle erzählt hat, beunruhigt mich. Ich muss herausfinden, was Shakur vorhat. Und daher verabschiede ich mich jetzt von Euch, Damra von Gwyenoc, bis wir uns Wiedersehen.«
»Sagt mir noch eins, Silwyth«, sagte Damra. »Wenn wir die vier Teile des Steins der Könige zum Portal der Götter bringen, wird dann all das ein Ende haben? Wird unsere Heimat sicher sein?«
»Fragt die Orks«, sagte Silwyth mit einem boshaften Lächeln. »Sie haben die Vorzeichen gesehen.«
Damra
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